Trotz Widerstands der ÖBB: Im VOR ist man sich sicher, dass eine zusätzliche Strecke durch Wien kommt. Dass der Verkehrsverbund Ost (VOR) bereits ein Konzept für eine neue S-Bahn-Stammstrecke durch die Bundeshauptstadt erarbeitet hat, sorgt für Diskussionen. Die Forderung ist aber kein Alleingang von Niederösterreich, wie vielfach vermutet wird. Es steht der gesamte Verkehrsverbund, in dem die Bundesländer Wien, NÖ und das Burgenland vertreten sind, dahinter. Karl Wilfing, Aufsichtsrat im VOR, bestätigt: „Dass es eine zusätzliche Stammstrecke durch Wien braucht, steht im VOR außer Streit.“
Er verweist auf eine Klausur des VOR, bei dem Zukunftsangebote im öffentlichen Verkehr für die Ostregion besprochen worden sind. Da habe Konsens in dieser Frage geherrscht. Wilfing, ÖVP-Landtagspräsident in NÖ und bis September sogar Vorsitzender des VOR-Aufsichtsrates: „Nach den großen Tunnelprojekten wie dem Semmeringtunnel oder auch dem Koralmtunnel muss die neue Achse durch Wien das nächste große ÖBB-Projekt sein.“
Man wisse, wie lange so ein Projekt dauert, deswegen müsse es auch rasch angegangen werden. Es gehe darum, dass der Regionalverkehr aus NÖ und dem Burgenland ideal mit dem S-Bahn-Netz in Wien verbunden wird. „Wir müssen noch mehr Züge nach Wien führen können“, heißt es aus dem Landhaus in St. Pölten. Eine neue Stammstrecke ermögliche 20 Züge mehr pro Stunde, bei einem Ausbau des derzeitigen Systems könnten es bloß vier zusätzliche Verbindungen sein.
Die ÖBB bremst
Bei den ÖBB wird die S-Bahn als Erfolgsmodell angepriesen. „Kern des Erfolges ist die Durchbindung der Züge. Dadurch lassen sich aus den Regionen alle relevanten Ziele in Wien ohne Umsteigen erreichen“, heißt es in einem Papier zur S-Bahn. Deswegen will man in den kommenden Jahren die Infrastruktur verbessern. Eine Notwendigkeit einer zusätzlichen Stammstrecke sieht man allerdings nicht. Franz Hammerschmid vom ÖBB-Geschäftsbereich Infrastruktur: „Die Notwendigkeit eines neuen, zusätzlichen Tunnels ist nicht gegeben.“
Der VOR will sich dadurch aber nicht bremsen lassen. Für sein Konzept sind sieben Varianten einer neuen Durchquerung von Wien geprüft worden. Darunter auch ein möglicher neuer Tunnel unter dem 1. oder 9. Bezirk.
Auf höchster politischer Ebene gab es bis jetzt noch kein gesondertes Gespräch zu einem neuen S-Bahn-Tunnel in Wien. Bei einer Diskussion im Ringturm aber brachte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) das Thema aufs Tapet: Wien werde beim öffentlichen Verkehr immer mehr vom Knotenpunkt zum Flaschenhals. Deswegen brauche es eine zusätzliche Stammstrecke. Von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil, beide SPÖ, kam kein Widerspruch.
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