Treffpunkt Wien: Unter Palmen über Vergänglichkeit

Treffpunkt Wien: Unter Palmen über Vergänglichkeit
Autorin Ursula Poznanski sprach im Palmenhaus über Wien, 1300 Wörter und ihren Thriller „Vanitas“

Die Dosis macht’s.

Als Ursula Poznanski noch Studentin der Theaterwissenschaften und täglich in der Innenstadt unterwegs war, hat sie die Umgebung kaum wahrgenommen.

Nun – als Autorin mit einer Gesamtauflage von zwei Millionen Stück und ihrem Wohnsitz am südwestlichsten Zipfel Wiens – schafft sie es nur mehr vier, fünf Mal im Monat ins Zentrum – „und jetzt denk’ ich jedes Mal, wie schön diese Stadt ist.“

Fürs Gespräch mit dem KURIER hat sie sich folgerichtig für ein Lokal in der Innenstadt entschieden: das Palmenhaus zwischen Burggarten, Albertina und Hofburg. „Weil es irgendwie Wien verkörpert, wie ich es sehe.“

Hell, grün, freundlich.

Treffpunkt Wien: Unter Palmen über Vergänglichkeit

Eröffnet wurde das Restaurant mit den zehn Meter hohen Palmen vor 31 Jahren von den Geschwistern Barbara und Andreas Böhm. Ihr Vater, Peter Böhm, hatte in der Nachkriegszeit Konzerte im Burggarten veranstaltet, später ein Café im Schmetterlingshaus eröffnet. Als das Glashaus 1998 generalsaniert wurde, haben seine Kinder übernommen.

Unter Denkmalschutz

„Einen modernen Betrieb hier umzusetzen war nicht ganz leicht, weil ja alles unter Denkmalschutz steht“, sagt Betreiberin Barbara Böhm zum KURIER. „Aber mit vereinten Kräften ist es uns, glaube ich, ganz gut gelungen.“

Die Besucherzahlen bestätigen das. Die Terrasse ist an diesem späten Frühlingsnachmittag nahezu vollständig besetzt und je später es wird, desto mehr Dinner-Gäste nehmen im Inneren des Lokals ihre Plätze ein. Serviert wird moderne Küche: Steak, gegrillter Fisch, vielfach gelobtes Wiener Schnitzel ebenso wie immer mehr vegetarische Gerichte. Ursula Poznanski entscheidet sich für geschmorte Baby-Melanzani mit Hummus, Avocado und Berberitzen.

Treffpunkt Wien: Unter Palmen über Vergänglichkeit

Mit seinen Dutzenden Pflanzen passt das Palmenhaus noch aus einem anderen Grund zu Ursula Poznanski. Beziehungsweise zu ihrem neuen Thriller „Vanitas“ (Vergänglichkeit): Denn Protagonistin Carolin ist Blumenhändlerin am Zentralfriedhof.

Und offiziell tot.

Treffpunkt Wien: Unter Palmen über Vergänglichkeit

Als Polizeispitzel war es nach ihrem letzten Einsatz sicherer zu „sterben“. Und so lebt sie zwischen Lilien, Gerbera und Totenblumen ein möglichst unsichtbares Leben – bis ihr ehemaliger Chef sie noch einmal rekrutiert.

Entstanden ist das Buch aus einer Frage, die ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. „Ich wollte wissen, was man machen muss, wenn man für die Welt tot sein möchte“, sagt sie und nimmt einen Schluck von ihrem Aperol Spritzer.

Durchbruch mit Erebos

Mit ungewöhnlichen Überlegungen wie dieser hat sie in den vergangenen Jahren 16 Spiegel-Bestseller verfasst. Der Durchbruch gelang ihr 2010 mit „Erebos“, einem Jugend-Thriller über ein tödliches Videospiel; 2011 erhielt sie dafür den deutschen Jugendliteraturpreis.

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Die Dosis, um die geht’s auch hier.

Denn Ursula Poznanski hat nicht nur viele Ideen, sie ist im Schreiben auch äußerst konsequent. 1300 Wörter am Tag – so lautet der Plan, den sie strikt einhält. Und kommt damit im Jahr auf zwei Bücher: eines für Jugendliche, eines für Erwachsene. Während sie also mit „Vanitas“ auf Lesereise ist, ist sie in den finalen Zügen für ihren nächsten Roman.

Wovon er handelt?

Es wird der lang geforderte zweite Teil von „Erebos“. „Eigentlich hab gesagt, das mach’ ich nicht, die Geschichte ist erzählt. Aber jetzt sind fast zehn Jahre vergangen und in der Technik hat sich so viel getan. Also hab ich mir gedacht, wenn das Videospiel jetzt noch einmal auftauchen würde – könnte es so viel heftiger sein.“

Info

Ursula Poznanski

„Vanitas - Schwarz wie Erde“ (Droemer-Knaur, 15,50 €) ist der  neue Thriller von Ursula Poznanski

Zu hören ist die Autorin: 7.5.,  Stadtbücherei Salzburg / 8.5., Bibliothek Wals-Siezenheim /  13.6., Kunsthalle Leoben /  14.6., Gastgarten Zu Lebing Au, Hartberg

Palmenhaus

Moderne Küche: Kalbfleisch-Burger (18,90 €),  Geschmorte Baby-Melanzani  (15,60 €), Wiener Schnitzel (22,60 €).

GeöffnetMontag bis Freitag 10 bis  24 Uhr, Samstag 9 bis  24 Uhr, Sonntag  und Feiertag: 9 bis 23 Uhr.

 

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