Laut IHS-Chef Klaus Neusser sind die Preissteigerungen in der Gastronomie in Österreich „wesentlich höher“, als im benachbarten Deutschland, wie er am Dienstag im Ö1-Morgenjournal erklärte. Als einen Grund dafür nannte er „den Tourismus, der relativ gut läuft“, was die Preise in der Gastronomie nach oben treibe.
Doppelt bitter
„Wir haben in Tirol seit Jahren das Problem, dass praktisch Einheimische mit zahlungsfähigen Gästen in Konkurrenz sind. Und das bei niedrigen Einkommen“, sagt AK-Präsident Erwin Zangerl.
Umso kritischer sieht er die aktuellen Preissteigerungen in den Wirtshäusern. Zangerl vermutet, dass die Gastronomen „versuchen, zu schauen, was der Gast im Stande ist zu zahlen.“ Für Zangerl ist es daher an der Zeit, zu sagen: „Treibt es nicht an die Spitze. Derzeit fahren alle hoch. Nach dem Motto: Die anderen tun es auch.“
Dass die Gastronomie versucht, sich im Zuge der allgemeineren Teuerung ein Körberlgeld zu verdienen, bestreit Alois Rainer, Sprecher der Tourismusbranche in Tirol: „Die Kosten für uns sind exorbitant gestiegen. Jene für Gas um das Fünffache, für Strom um das Dreieinhalbfache. Die Betriebe geben nur weiter, was sie zum Fortbestand brauchen.“
Neben den Energiepreisen sieht Rainer, der selbst ein Hotel und Gasthaus im Zillertal betreibt, noch einen weiteren Kostenfaktor: „Gerade in Zeiten wie diesen will jeder Mitarbeiter mehr verdienen. Und es ist ein Arbeitnehmermarkt“, spricht er an, dass Personal Mangelware ist und mit guten Gehältern gelockt werden muss. „Das treibt die Preise nach oben“, so Rainer.
Die Entwicklung in der Gastronomie hat einen Domino-Effekt. Denn laut IHS-Chef Neusser ist ihr Anteil am Warenkorb, mit dem der Verbraucherpreisindex (VPI) berechnet wird, in Österreich höher als in Deutschland. Das erklärt zum Teil, warum die Inflation hierzulande aktuell mit 9,1 Prozent spürbar höher ist als im Nachbarland (7,4 Prozent).
Von Inflation trennen
Die Höhe der Inflation schlägt wiederum in andere lebensrelevante Kostenbereiche durch. Das bekommen aktuell gerade Mieter in aller Härte zu spüren. „Man muss darüber nachdenken, dass der VPI nicht mehr Maßstab aller Dinge sein darf“, fordert Zangerl etwa eine Trennung des Werts von der Mietpreisentwicklung.
Auf dem Konfliktfeld der Teuerung liegt der streitbare AK-Präsident derzeit auch im Clinch mit der Tiwag. Der hatte Zangerl mit Klage gedroht, weil er die geplante Preiserhöhung des Landesenergieversorgers – gestützt auf ein Gutachten – für rechtsunwirksam, weil nicht nachvollziehbar, eingestuft hatte.
Die Tiwag will zwar den Stromtarif nun weniger stark anheben. Aber in Vorarlberg haben sich AK und Illwerke auf einen noch günstigeren Preis geeinigt. „Wenn das dort geht, muss es bei uns auch gehen“, macht Zangerl weiter Druck.
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