Tote Tigerbabys: Slowakischer Zoo will nun klagen

Tote Tigerbabys: Slowakischer Zoo will nun klagen
Die Eigentümerin der jungen Raubkatzen will sich gegen die Aussage des Österreichischen Tierschutzvereins wehren, der von "erschütternden Zuständen" im Zoo sprach.

Nach dem Tod der beiden am 8. August durch Behörden aus einer Privatwohnung in Hainburg (Bezirk Bruck a.d. Leitha) geholten Tigerbabys hat die ursprüngliche Eigentümerin der Raubkatzen alle Anschuldigungen von sich gewiesen. Zuvor hatte etwa der Österreichische Tierschutzverein in einer Aussendung von "erschütternden Zuständen" im slowakischem Zoo gesprochen.

In Interviews mit slowakischen Medien hatte die Besitzerin der privaten Einrichtung "Oase des sibirischen Tigers" in einer Gemeinde im Westen der Slowakei nahe der Stadt Senec gesagt, dass die unangebrachte Abnahme zum Tod der Tiere geführt hätte. Sie selbst hätte als Züchterin keine Fehler gemacht. "Die Abnahme war gesetzeswidrig und hat den Tod der Jungtiere verursacht", sagte Milan Bratko, der Ehemann der Zoo-Besitzerin am Mittwoch im Gespräch mit der APA.

"Von Mutter verstoßen"

Die Tigerbabys seien von ihrer Mutter verstoßen worden und hätten sich in einem kritischen Zustand befunden. Da der Tierarzt, mit dem die private Aufzuchtstation normalerweise zusammenarbeiten, im Urlaub war, sei beschlossen worden, die Tiere in Österreich zu behandeln. Eine freiwillige Mitarbeiterin, die in Hainburg wohnt, habe die Tiere zum Tierarzt gebracht, wo sie unter anderem mit Infusionen versorgt wurden. Weil sie am darauffolgenden Tag erneut zur Behandlung zum Veterinär gebracht hätten werden müssen, habe die Frau die Tigerbabys in einem provisorischem Inkubator mit 36 Grad bei sich in der Wohnung untergebracht. Aus diesem seien die Tiere mitten in der Nacht gezerrt und völlig unangebracht ohne notwendige Hygieneanforderungen wie Handschuhe, desinfizierte Transportbox oder Ähnliches abtransportiert worden, berichtete die Besitzerin slowakischen Medien.

Tote Tigerbabys: Slowakischer Zoo will nun klagen

Die Behörden in Österreich "hatten kein Recht, sie abzunehmen", sagte Bratko. Die Zoo-Mitarbeiter hätten es lediglich verabsäumt, die Behörden in Österreich "aufmerksam zu machen, dass sich solche Tiere auf österreichischem Gebiet befinden". Er kündigte eine Klage gegen den Österreichischen Tierschutzverein an. "Mit Spannung erwarten wir jetzt den Veterinärbericht über die Todesursachen der Jungtiere. Ich hoffe, man wird uns umgehend informieren," fügte Bratko hinzu. Über die Abnahme der Tiere und ihre Unterbringung im Tiergarten Schönbrunn seien die Besitzer nämlich bis heute nicht offiziell informiert worden.

Die Tiere waren der 34-jährigen Slowakin nach Hinweisen an den Tierschutzverein abgenommen worden. Die Frau muss sich am 14. Oktober vor dem Landesgericht Korneuburg verantworten. Ihr drohen wegen des Verstoßes gegen Paragraf sieben des Artenhandelsgesetzes bis zu zwei Jahre Haft. Das Gesetz regelt die Ein- und Ausfuhr wild lebender Arten.

Der Österreichische Tierschutzverein behauptete in einer Aussendung am Mittwoch, dass es sich bei der Auffangstation in der Slowakei um ein "Tiergefängnis auf engstem Raum" handle. Sie hätten den Zoo besucht. Bratko, der Ehemann der Zoo-Besitzerin, wies derartige Behauptungen entschieden zurück. "Das ist Unsinn. Wir haben einen gültigen Beschluss der zuständigen Regionalen Veterinärverwaltung in Senec, mit dem unsere Zucht genehmigt wird und die bestätigt, dass wir alle gesetzlichen Bedingungen erfüllen. Ein solcher Beschluss wird alle zwei Jahre erneuert, der letzte ist vom 26. Oktober 2018." Die Kontrollen werden immer von zuständigen Inspektoren an Ort und Stelle durchgeführt. "Wir handeln nicht mit unseren Tieren, wir verkaufen sie auch nicht, dafür haben wir auch keine Genehmigung. Alles, was hier geboren wird, bleibt auch hier", betonte Bratko.

Regelung in Slowakei nicht so streng

Laut Pavla Dugovicova, Chefin der slowakischen Tierschutzorganisation "Freiheit der Tiere", ist die gesetzliche Regelung bezüglich der Haltung großer Raubkatzen in der Slowakei nicht so streng wie in Österreich. Da aber beide Länder der EU angehören, könne man vor allem in der Grenzregion schnell vergessen, dass im Nachbarland andere Regeln gelten können. Das sei wohl auch bei der Tierpflegerin der Fall gewesen. Denn die Versorgung neugeborener Jungtiere oder kranker Tiere, die ständige Pflege benötigen, zu Hause bei Mitarbeitern, sei auch im Tierheim der "Freiheit der Tiere" gängige Praxis. "Auch unsere Mitarbeiter nehmen Tierbabys zum Füttern aus der Flasche mit nach Hause. Wäre dieser Fall anders gelöst worden, wären die Tigerbabys in Obhut ihrer Pflegerin geblieben, hätten sie sicher größere Überlebenschancen gehabt", sagte Dugovicova zu den verstorbenen Tigerbabys.

Auch die Tierschutzorganisation würde eine strengere Regulierung in der Slowakei befürworten. "Große Raubkatzen und andere wild lebende Tierarten, die nicht in der Slowakei beheimatet sind, sollten unserer Meinung nach nur in Einrichtungen gehalten werden, die den Status eines offiziellen Tiergartens besitzen, und nicht in privaten Einrichtungen. Und natürlich unter strengster Aufsicht staatlicher Organe", sagte Silvia Canova von "Freiheit der Tiere".

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