Österreichs Studierende arbeiten mehr und werden oft diskriminiert
Studierende sind in Österreich im Schnitt älter und arbeiten mehr. Das zeigt die aktuelle Eurostudent-Studie, in der die sozialen und ökonomischen Studienbedingungen in 25 Staaten gegenübergestellt werden. Studierende aus nicht-wohlhabenden Familien müssen hierzulande besonders oft arbeiten. Unter jenen, die mehr als 20 Stunden berufstätig sind, könnten sich drei Viertel ohne Arbeit das Studium nicht leisten. Jeder Achte denkt ernsthaft über den Abbruch des Studiums nach.
Österreichs Studierende sind im Schnitt 27,1 Jahre alt, die Hälfte ist älter als 25. Im Schnitt der Vergleichsländer liegt das Alter bei 25,9 Jahren bzw. einem Drittel über 25-Jähriger. Die Bandbreite ist dabei allerdings groß und reicht von einem Durchschnittsalter von 20,9 Jahren in Aserbaidschan bis zu 31,4 in Island.
Weniger Unterstützung der Eltern oder des Staates
Generell sind laut der Untersuchung vor allem Studierende, die nicht aus Akademikerfamilien kommen und nach Berufserfahrung oder auf alternativen Wegen ein Hochschulstudium beginnen, beim Studienbeginn bereits älter. Dasselbe gilt für Studentinnen und Studenten, die mehr als 20 Stunden pro Woche erwerbstätig sind. Sie sind in der Regel öfter vom eigenen Einkommen abhängig und können weniger auf Unterstützung der Eltern oder des Staates setzen.
In Österreich ist die Gruppe berufstätiger Studierender vergleichsweise groß: 56 Prozent sind während des ganzen Semesters berufstätig, weitere 13 Prozent zeitweise. Frauen arbeiten im Schnitt 20 Stunden pro Wochen, Männer 23. Bei immerhin 55 Prozent hat der Job dabei einen (sehr) starken Bezug zum Studium.
Kein Studium ohne Job möglich
Nur 31 Prozent arbeiten in Österreich gar nicht - weniger sind es nur in vier der untersuchten Länder. Addiert man Pflichtveranstaltungen, Selbststudium und Arbeit, kommen Österreichs Uni-Studierende auf eine 45-Stunden-Woche, Studierende anderer Hochschulformen (Fachhochschule, Pädagogische Hochschule, Privatuni) auf 51 Stunden. Im Länder-Schnitt sind es 48 bzw. 50 Stunden.
Studierende aus nicht-wohlhabenden Familien arbeiten dabei in Österreich deutlich öfter neben dem Studium (76 gegenüber 62 Prozent), sie definieren sich auch öfter als Berufstätige als Studierende aus wohlhabenden Familien (39 gegenüber 17 Prozent). Drei Viertel der Studierenden, die über 20 Stunden pro Woche arbeiten, könnten sich nach eigenen Angaben ohne ihren Job das Studium gar nicht leisten. Wenig überraschend ist intensives Arbeiten für den Studienerfolg ein Problem: 14 Prozent in dieser Gruppe denken ernsthaft über einen Abbruch ihres Studiums nach. Unter den nicht-berufstätigen Studierenden sind es nur halb so viele.
Diskriminierung wegen Geschlecht und Herkunft
Wo Österreich noch hervorsticht: Vergleichsweise wenige Studierende wohnen in Österreich bei ihren Eltern (20 gegenüber 34 Prozent). Auch der Anteil an Studierenden mit Kind ist in Österreich mit neun Prozent relativ gering (und das trotz des höheren Altersschnitts). Im Länder-Schnitt sind es 12 Prozent, in anderen Ländern mit ebenfalls älterer Studierendenschaft noch deutlich mehr.
Auffällig sind auch die Ergebnisse im Studienteil zu Diskriminierung: Studierende aus Österreich berichteten vergleichsweise oft, dass sie an ihrer Hochschule aufgrund bestimmter Merkmale schlecht behandelt wurden. Insgesamt gaben 30 Prozent der österreichischen Studierenden an, an den Hochschulen diskriminiert zu wenden. Nur in Spanien und Portugal waren es ähnlich viele, der Schnitt der 25 Länder lag bei 22 Prozent. Mehr Berichte über Diskriminierung gab es in Österreich vor allem aufgrund des Geschlechts und der Herkunft, auch die Bildung der Eltern wurde häufiger als im Länder-Schnitt als Grund genannt. Nur schlechte Behandlung aufgrund des Gewichts ist an heimischen Hochschulen laut Befragung seltener Thema als in anderen Ländern Europas.
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