Spitalsreform in Tirol startet mit „Kommunikations-Desaster“

Das Krankenhaus Natters bei Innsbruck soll geschlossen werden
Landesrat Bernhard Tilg will das Krankenhaus Natters schließen. Die Opposition kritisiert die Vorgangsweise.

Das Aus kam für das Personal am Montag vergangener Woche aus heiterem Himmel. Das auf Lungenheilkunde spezialisierte Krankenhaus Natters nahe Innsbruck – einer von vier Standorten der Tirol Kliniken – wird zugesperrt. Die medizinischen Leistungen sollen nach Innsbruck und Hall verlegt werden.

Dass Gesundheits-Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP) diese Entscheidung ohne vorherige öffentliche Debatte getroffen hat, ist für die Tiroler Opposition inakzeptabel. „Der Landesrat hat zum wiederholten Mal ein Kommunikationsdesaster hinterlassen“, sagte Andrea Haselwanter-Schneider am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Spitzen von SPÖ, FPÖ und Neos.

In diesem Befund war sich das Quartett einig. Was die Maßnahme an sich betrifft, war zumindest Dominik Oberhofer (Neos) anderer Meinung als seine Kollegen: „Wir sehen schon den Bedarf von Schließungen.“

Großes Minus

Tirol Bezirks- und Landesspitäler hätten im Vorjahr Abgänge von 75 Millionen Euro verzeichnet. „Für 2019 sind 99 Millionen Euro budgetiert“, sagt Oberhofer, der den Ausbau von Primärversorgungszentren (Zusammenschluss mehrerer Allgemeinmediziner an einem Standort) fordert, um die Spitäler zu entlasten.

Für Haselwanter-Schneider sollte durchaus eine Diskussion darüber geführt werden, „wo welche Versorgung stattfindet. Mit Natters hat man aber den billigsten Jakob genommen. Hier erwartet man den geringsten Widerstand.“ Im Gegensatz zu den Bezirksspitälern sei in diesem Fall nämlich etwa kein schwarzer, sondern ein roter Bürgermeister betroffen.

Vom Wald auf die Straße

FPÖ-Chef Markus Abwerzger hält die Schließung von Natters aus gesundheitspolitischer Sicht für falsch: „Natters ist die größte Lungenfachklinik Westösterreichs.“ Hier würden Patienten nach Operationen versorgt und „machen ihre ersten Schritte im Wald“. In Innsbruck müssten die Betroffenen künftig hingegen wohl am viel befahrenen Südring spazieren gehen.

SPÖ-Chef Georg Dornauer befürchtet zudem „eine Schwächung des ländlichen Raums“. Landesrat Tilg beruft sich hingegen auf den 2018 beschlossenen Bettenplan für die Krankenanstalten. Der sieht eine Reduzierung der Betten in Tirols Spitälern vor, weil diese nicht ausreichend belegt sind.

Parteiengespräch

Die Opposition verlagert die Debatte über die Spitalsreform nun in den Landtag. Bei der Sitzung kommende Woche stellt sie eine dringliche Anfrage an Tilg zu seinem Konzept hinter der Schließung von Natters. Die ÖVP will den Antrag unterstützen. Tilg werde die Landtagsparteien zudem am Montag zu einem Gespräch laden.

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