Ein erst sieben Wochen alter Bub starb am Wochenende in einer Wohnung im Salzburger Stadtteil Riedenburg. Nach der Obduktion besteht, wie berichtet, ein schrecklicher Verdacht. Der Säugling ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Tode geschüttelt worden. Die Eltern (25 und 19) wurden am Donnerstag festgenommen.
Bei den Einvernahmen machten sich die Eltern gegenseitig Vorwürfe, die Nerven verloren und das Baby geschüttelt bzw. geschlagen zu haben. Die Haftprüfnungsverhandlung fand Freitagnachmittag statt. Über die Mutter wurde schließlich wegen Verdacht des Mordes die U-Haft verhängt. Der Vater sei unter Anwendung gelinderer Mittel nicht in Haft genommen worden, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Der Mann habe dem Buben nichts zuleide getan, so sein Anwalt Kurt Jelinek.
Viele Fragen sind nun offen
Wie kann es zu einem so tragischen Fall kommen? Warum hat sich der Bub so gar nicht beruhigen lassen? Diese und weitere Fragen sind jetzt zu klären. Situationen der Überforderung mit Säuglingen seien etwas Alltägliches, betont Daniel Weghuber, Vorstand an der Salzburger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Dies könne zur Eskalation mit verzweifelten Versuchen, das Kind zu beruhigen, führen. „Eltern kommen dann in einen Zustand der völligen Hilflosigkeit.“ Für Neugeborene seien derartige Situationen aber schnell lebensgefährlich, so der Kinderarzt. „Säuglinge sind sehr verletzlich. Durch ein Schütteln wirken enorme Geschwindigkeiten auf die Strukturen im Gehirn und die Knochen. Kleine Blutgefäße können einreißen. Es kommt dann zu gefährlichen Schwellungen“, erklärt Weghuber. Wichtig sei ihm, zu betonen, dass hilflose Eltern nicht in die Ecke gedrängt werden sollten. Sie seien nicht per se aggressive Personen. Es sei auch nicht von vornherein davon auszugehen, dass Alkoholkonsum oder Drogen ausschlaggebend für die familiäre Situation seien.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Betroffene sollten auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen: Sei es der Haus- oder Kinderarzt bzw. in der Nacht oder an Wochenenden auch die Ambulanz der Kinderklinik. Ein Rat des Arztes: „Wichtig ist es, früh genug das Gespräch mit Mutter, Großmutter oder anderen Vertrauenspersonen zu suchen. Meistens spitzt sich die Überforderung mit dem eigenen Baby über längere Zeit zu.“
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