Schneechaos: Tausende Haushalte ohne Strom

In der Steiermark und Teilen Kärntens herrscht akute Glatteisgefahr. Gefrierender Regen hat die Straßen in gefährliche Eisflächen verwandelt, Räum- und Streudienste stehen im Dauereinsatz. Tausende Haushalte waren ohne Strom. Laut dem Energieversorger Energie Steiermark liegt die Ursache in unzähligen Bäumen, die aufgrund der schweren Schnee- und Eislasten auf die Stromleitungen gefallen waren. Sonntagnachmittag waren mehr als 100 Mitarbeiter unterwegs, um die bis zu 7.000 betroffenen Haushalte wieder ans Stromnetz anzubinden.

Auch in Kärnten gab es am Sonntag Probleme mit der Stromversorgung. Am Vormittag waren 3000 Haushalte - diesmal jedoch vornehmlich in Unterkärnten - ohne Strom. Grund dafür war Eisregen.
Entspannung in Osttirol
Die Lawinensituation hat sich hingegen entspannt. Die Experten des Landes Tirol sprachen von der Stufe "3" auf der fünfteiligen Gefahrenskala, in Kärnten steht sie zum Teil noch auf "4". Der Niederschlag in der Nacht zum Sonntag fiel etwas geringer aus als erwartet.
Auch die Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für die kommende Woche hat Entspannung in den vom Winterwetter geplagten Regionen Österreichs angekündigt. Im Süden wird zwar weiterhin Schnee fallen, aber nur "etwas", also nicht mehr in Mengen wie in den vergangenen Tagen. Im Norden macht sich Föhn bemerkbar.
Keine Entwarnung
Entwarnung könne allerdings noch nicht gegeben werden, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser im Anschluss an eine Sitzung des Krisenstabes, aber "es gibt eine leichte Entspannung. Ich bitte die Bevölkerung, mit der Vorsicht nicht nachzulassen", so Kaiser.
Bei der ÖBB hat sich die Situation im Vergleich zu den Vortagen entspannt. Zwischen Villach und Lienz in Osttirol verkehrten die Züge wieder planmäßig.
Bundesheer hilft
Die Lawinenwarnstufe in Osttirol lag am Sonntag bei "3" der fünfteiligen Skala. Allerdings müsse verstärkt mit Gleitschneelawinen gerechnet werden, hieß es. In der Nacht fiel weniger Schnee als befürchtet. Das Bundesheer half beim Schneeräumen. Die Kinder der Osttiroler Pflichtschulen durften sich über schulfrei am Montag freuen.

Das Defereggen- und das Villgratental sowie Untertilliach waren am Sonntag weiter auf dem Straßenweg nicht erreichbar. Somit waren sechs Gemeinden nach wie vor von der Außenwelt abgeshnitten. Bei Wetterbesserung sollten Versorgungs- und Erkundungsflüge durchgeführt werden.
Schneemessungen
In den Osttiroler Gemeinden wurden gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren laufend Schneemessungen durchgeführt. So soll ermittelt werden, ob es notwendig ist, den Schnee von den Dächern zu schöpfen. Von der Bezirkseinsatzleitung wurde eine Prioritätenreihung für Gebäude vorgenommen, die von der Schneelast befreit werden soll. Das Bundesheer arbeitete mit 150 Mann an vier Gebäuden im Raum Lienz, Leisach und Nikolsdorf. Gefahr drohte außerdem durch Dachlawinen, hieß es.
Bereits am Samstag waren 330 Soldaten im Schneeeinsatz. 4.000 Soldaten würden für etwaige Assistenzleistungen bereitgehalten, hieß es vom Verteidigungsministerium. 1.260 davon seien in Osttirol und Kärnten stationiert und somit kurzfristig einsetzbar. Vier Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres (St. Johann, Lienz, Spittal, Klagenfurt) stünden zusätzlich für Spezialaufgaben zur Verfügung.
Auch die ÖBB arbeiteten an verlegten Gleisanlagen. So sollten Schneefräsen auf der Strecke Lienz-Innichen eingesetzt werden. Die Strecke dort soll Montag wieder in Betrieb gehen.
Auch im Straßenverkehr gibt es zahlreiche Sperren. Mehr dazu lesen Sie unter kurier.at/verkehr.
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Nicht nur der Süden Österreichs, auch die südlichen Nachbarstaaten leiden unter dem Wintereinbruch: In Slowenien herrscht eisiges Wetter, die Lage mit der Stromversorgung spitze sich zu: Zehntausende Haushalte - und damit 200.000 Menschen - quer durch das Land waren ohne Elektrizität. Slowenien, das alle verfügbaren Hilfskräfte im Einsatz hatte, bat seine Nachbarländer um Hilfe. Unter anderem werden 120 freiwillige Feuerwehrmitglieder aus Niederösterreich Montagfrüh zu einem Hilfseinsatz ausrücken. Wegen Glatteis gab es massive Behinderungen im Verkehr.
Praktisch das ganze Land befand sich unter Eis, der Schaden an den Stromleitungen ist wegen Eisbrüchen enorm. Nach Angaben von Verteidigungsministers Roman Jakic waren insgesamt 88.000 bzw. zehn Prozent aller slowenischen Haushalte ohne Elektrizität. "Alle sind im Einsatz: Zivilschutzbehörde, Feuerwehr, Armee,... Slowenien wird die Nachbarländer um Hilfe ansuchen", schrieb der Minister am Sonntagvormittag auf Twitter.
Armee hilft
Im ganzen Land regnete es laut Wetterdienst trotz Minustemperaturen. Wegen Glatteis kam es zu massiven Behinderungen im Verkehr. Zahlreiche regionale und lokale Straßen waren gesperrt, der Bahnverkehr brach fast komplett zusammen. Die Bahnverbindungen in Richtung Küste (Ljubljana-Koper) sowie in Richtung Österreich (Ljubljana-Jesenice) waren nach Angaben der slowenischen Bahngesellschaft wegen Eis und umgefallener Bäume gesperrt. Der Verkehr in Richtung Nordosten Sloweniens funktionierte noch, jedoch mit großen Einschränkungen. Die Situation auf dieser Strecke verschlechtere sich jedoch zusehends, hieß es am Vormittag.
Land unter in Italien
Das Wetter-Chaos hat am Sonntag auch Italien weiterhin im Bann gehalten. Heftiger Regen ließ die Flüsse in der Mitte des Landes bedrohlich anschwellen, während es in den Bergen im Norden besonders kräftig schneite. Sorge bereitete der Tiber in Rom, der nach tagelangen Niederschlägen einen Pegelstand von 12,72 Metern erreichte.
Radwege, Sportanlagen und mehrere Straßen entlang des Flusses waren in Rom überschwemmt. Der "Tevere", der mit ungewohnter Breite und Stärke durch die italienische Hauptstadt floss, lockte Hunderte Touristen, die den Fluss fotografierten. Der Fluss Aniene nördlich von Rom trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Hektar Land. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti klagte über Schäden in Millionenhöhe für die Bauern.
Die italienische Hauptstadt setzte einen Krisenstab ein. In einem nördlichen Vorort von Rom rettete die Feuerwehr am Samstag rund 30 Menschen, die in einem mit Wasser vollgelaufenen Geschäftshaus eingeschlossen waren. Papst Franziskus telefonierte mit dem Priester einer von den Unwettern besonders stark betroffenen Pfarre im nördlichen Teil Roms.
Heftigster Schneefall seit 1951
In den Alpen schneite es heftig. In der bekannten Bergortschaft Cortina kam es zum heftigsten Schneefall seit 1951. Dadurch waren die Kommunikationsnetze gestört, außerdem gab es Stromausfälle. In der Provinz Belluno mussten 30.000 Familien Stunden lang ohne Strom ausharren. Das Heer wurde eingesetzt, um die Straßen vom Schnee zu befreien und die isolierten Häuser mit Lebensmitteln zu beliefern. Angesichts steigender Temperaturen bestand Lawinengefahr.
Venedig wurde von Hochwasser geplagt. In der Lagunenstadt erreichte das "Acqua Alta" ein hohes Niveau von 104 Zentimetern. Ein Teil der Fußgängerzone war überschwemmt, auf dem Markusplatz stand das Wasser 25 Zentimeter hoch.
Auch der Süden litt unter Wetterkapriolen: Im Golf von Neapel blieben wegen des starken Scirollo-Windes Boote an den Anlegern, in Kalabrien sorgten Nebel und Starkregen sowie durch heftigen Wind umgefegte Bäume für schwierige Straßenverhältnisse. Auf den Inseln Sizilien und Sardinien gab es ebenfalls Unwetter - drei Todesopfer sind dort zu beklagen.
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