Salzburg sorgt für Mini-Babyboom

"Österreich stirbt nicht aus", so die beruhigende Nachricht von jemandem, der es wissen muss: Thorsten Fischer, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Salzburg. In seiner Abteilung wurden im Vorjahr 2513 Babys geboren. Beim KURIER-Lokalaugenschein am Montag waren es mittags bereits drei.
Den Mini-Babyboom habe seiner Beobachtung nach vor etwa drei Jahren seinen Lauf genommen. Jetzt hat die Statistik Austria dazu neue Zahlen präsentiert: 17.992 Geburten im ersten Quartal, das sind 3,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013. Ganz vorne liegt Salzburg mit einem Plus von 7,9 Prozent, dahinter das Burgenland (+5,2), Oberösterreich (+5,1), die Steiermark (+4,8), Wien (+4,1) und Niederösterreich (+3,8). Am Ende der Skala steht Vorarlberg mit einem Minus von 2,9 Prozent. Die Uni-Klinik in Salzburg profitiere von seinem Einzugsgebiet, erklärt Fischer: Mütter aus dem bayrischen Grenzbereich und aus den Nachbarbundesländern kommen, wenn sie es sich aussuchen können, hierher.
Details, die zählen
Vor einigen Jahren wurden dort die Kreißsäle renoviert und gleichen heute dank bequemer Liegen, stimmungsvoller Beleuchtung und Musik mehr einer Wellness-Oase als einer Spitalseinrichtung. Ein Detail am Rande: Die Vorhänge sind in "Uterus-Farben" gehalten, wie Hebamme Martina Wallner erklärt. "Rot, orange und gelb sind Farben, die Babys im Mutterleib indirekt wahrnehmen. Es sind die kleinen Details, die zählen." Für ein positives Geburtserlebnis, sagt sie, sei neben der Sicherheit nämlich auch der Wohlfühlfaktor wesentlich. Die Zeiten der kalten, sterilen Gebär-Zelle seien definitiv vorbei.
Eine Geburt wie aus dem Bilderbuch hatte am Freitag die 29-jährige Caroline Lanschützer. Nach nur wenigen Stunden in den Wehen und ohne Hilfsmittel war er da: Felix, stolze 4500 Gramm, rund und gesund. Am Montag konnte die junge Mutter mit ihm nach Hause, dort wartet schon sein großer Bruder.
Kinderreichtum
Die 29-jährige liegt mit ihren zwei Söhnen über dem österreichischen Durchschnitt von etwa 1,4 Kindern pro Frau. Eine mittlerweile überholte Theorie sei laut Abteilungsvorstand Fischer, dass Frauen mit Migrationshintergrund den Babyboom vorantreiben. Laut Studien gleiche sich das "Reproduktionsverhalten" bei Migrantinnen der zweiten bis dritten Generation langsam an die klassische Österreicherin an, erklärt er.
"Bildung, Wohlstand und Karriere werden immer wichtiger, und da ist Kinderreichtum ein Hindernis. Die Politik hat es leider noch immer nicht geschafft, hier die Weichen zu stellen. Dass es jetzt mit den Geburten aufwärts geht, ist nicht nur eine frohe Botschaft, sondern auch ein dringender Appell."
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