Salzburg: Ein Museum für "Sound of Music"-Familie Trapp
Sie halten fast schon andächtig an einem der Originalschauplätze inne. Dann klicken die Handy-Kameras und alle stimmen gemeinsam „Edelweiß“ an. Bis heute glauben in den USA unzählige Fans, dass der Song aus dem Film „The Sound of Music“ die eigentliche Hymne Österreichs ist.
Seit Jahrzehnten strömen Hunderttausende Touristen nur wegen der Geschichte der Trapps nach Salzburg. Kurios: Die Einheimischen identifizieren sich kaum mit dem Film. Kritiker sehen es als Kitsch-Kult, realitätsfern und historisch ungenau.
Doch die Kassen klingeln. Baron Trapp, der mit seinen sieben Kindern aus Salzburg vor den Nazis in die USA flüchtete und als singende und tanzende Familie Massen begeisterte, berührt im englischsprachigen Ausland bis heute. Das Erfolgsgeheimnis? Vermutlich sei es die pathetische Erzählweise, kombiniert mit der herrlichen Landschaft, meinen Kenner.
Scharen von Touristen kommen wegen Sound of Music
Seit den späten 1960er-Jahren touren eigene Sound-of-Music-Busse durch die Stadt und das Umland. Fernmärkte aus Übersee sind auch nach der Corona-Durststrecke wieder zurück. Viele Amerikaner kombinierten heuer einen Besuch bei den Oberammergauer Passionsspielen in Bayern mit Sound-of-Music-Spurensuche in Salzburg. „Wir sind zu 80 Prozent ausgelastet“, berichtet Stefan Herzl, mit Panoramatours ein Sound-of-Music-Anbieter der ersten Stunde.
Insgesamt ist das Angebot für die Fangemeinde des kultigen Films aber überschaubar. Diskussionen über ein Museum verstummten immer wieder; die Standort-Frage blieb lange ungeklärt. Zu den Favoriten zählte lange das frühere Barockmuseum im Salzburger Mirabellgarten. Doch die Gegner setzten sich durch.
Verschiedene Standorte waren im Gespräch
Oder: Die Villa Trapp, bis 1938 im Besitz des Barons, und schließlich ein kleines Hotel im Stadtteil Aigen. Die Eigentümer, der Orden der Missionare vom kostbaren Blut, verkündeten heuer bereits, dass das Haus nicht mehr für touristische Zwecke vermietet worden soll. Eine kleine Sound-of-Music-(Kauf-)Welt war in Nähe des Neutors in Betrieb, existiert mittlerweile aber nicht mehr.
Zurückhaltend reagierten lange auch die heimischen Theaterbühnen – bis zur Trendumkehr mit dem Marionettentheater (seit 2008) und der gefeierten Sound-of-Music-Premiere im Salzburger Landestheater 2011. Das Musical ist in einer Wiederaufnahme auch heuer am Spielplan. Der Kult-Kitsch funktioniert in der seriösen Aufbereitung schon in elfter Spielsaison.
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