Rotes Kreuz warnt: Immer mehr Menschen kämpfen mit Armut

Zivildienst und Freiwilliges Sozialjahr in Niederösterreich
Abholungen bei "Team Österreich Tafel" haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. Besonders betroffen sind Kinder.

Zusammenfassung

  • Das Rote Kreuz warnt vor zunehmender Armut und steigendem Andrang bei Sozialeinrichtungen.
  • ÖRK fordert angesichts globaler Krisen und wachsender Not ein klares Bekenntnis der Politik zu internationaler Hilfe und kritisiert geplante Kürzungen.
  • In Niederösterreich sind 42 Prozent der Versorgten minderjährig, und die Nachfrage nach Lernförderung und Unterstützung steigt deutlich.

Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat bei seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag in Baden auf zunehmende Armut im Land hingewiesen. 

Bei der Gründung der "Team Österreich Tafel" 2010 habe es jährlich 600.000 Abholungen an den Ausgabestellen gegeben, inzwischen seien es 1,1 Millionen, berichtete Präsident Gerald Schöpfer. Der steigende Andrang in den Sozialeinrichtungen mache Sorge. Sparen sei sinnvoll, so Schöpfer, "aber nicht auf Kosten der Menschlichkeit".

Bei 3,4 Millionen Einsatzfahrten im Jahr würden 68 Millionen Kilometer zurückgelegt, sagte der Präsident. Mehr als 3,2 Millionen Patienten würden betreut. Auf jährlich 330.000 Vollblutspenden und somit 165.000 Liter Blut verwies Schöpfer ebenfalls. Jeder könne in die Lage kommen, auf die Mitmenschlichkeit anderer angewiesen zu sein, fügte er hinzu.

Armut kein Randthema

Österreich gehöre zu den wohlhabenden Staaten dieser Erde, aber gleichzeitig sei Armut kein Randthema, ergänzte ÖRK-Generalsekretär Michael Opriesnig. Zudem erinnerte er an weltweit derzeit 130 bewaffnete Konflikte und auf Katastrophen, die angesichts des Klimawandels weiter zunehmen würden. 

In allen Krisenregionen würden sich Menschen in Not an das universale Zeichen des Roten Kreuzes oder Roten Halbmondes wenden. Von der heimischen Politik erwartet das ÖRK laut Opriesnig ein klares Bekenntnis zur internationalen Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Geplante Kürzungen bezeichnete er als sehr schmerzhaft.

"Wir hoffen inständig, dass die Waffenruhe in Gaza hält", sagte der Generalsekretär zur Lage in Nahost. Um die Not zumindest einigermaßen zu lindern, brauche es mindestens 1.000 Lkw-Ladungen pro Tag.

Viele Kinder betroffen

Astrid Kepplinger-Past, Abteilungsleiterin Unterstützung in Sozialen Notlagen beim Roten Kreuz Niederösterreich, wies darauf hin, dass von den etwa 22.000 Menschen, die allein im Bundesland bei den Ausgabestellen der "Team Österreich Tafel" versorgt würden, 42 Prozent Kinder seien, was betroffen mache. Die Zahl der Abholungen habe sich von 65.000 im Jahr 2020 auf 112.000 (2024) nahezu verdoppelt. Parallel sei die Zahl der Lebensmittelspenden um 30 Prozent gestiegen.

Gerade bei den Jüngsten arbeite man intensiv daran, ihnen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen, betonte Kepplinger-Past. Das bedeute auch Hilfe in der Schule. Die Lernförderangebote in Niederösterreich würden aktuell etwa 8.500 Buben und Mädchen nutzen.

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