Donnerstagmittag pfeift ein eisiger Wind durch Igls. Vor der Volksschule in dem dörflichen geprägten Stadtteil von Innsbruck ist René Benko bereits Gesprächsthema. "Gegen 7.45 Uhr ist hier ein Großaufgebot an Polizei und Cobra vorbeigefahren", erzählt eine Mutter vom Morgen, als sie ihre Kinder zur Schule brachte, die sie nun wieder abholt.
Das Anwesen des gefallenen Immobilien-Magnaten steht direkt neben der Bildungseinrichtung. Wohl in Anlehnung an Benkos Frau Nathalie steht "Villa N" neben der Klingel am Eingangstor, vor dem Donnerstagfrüh Exekutivbeamte im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) standen.
Entgegen ersten Informationen (und in einer früheren Version dieses Artikels berichtet) wurde der 47-Jährige aber nicht hier, sondern wenig später in seinem Büro festgenommen. Die Polizei war vielmehr zum Zwecke einer Hausdurchsuchung angerückt.
Das Anwesen wurde offenbar nach Benkos Frau Nathalie "Villa N" getauft
Stunden später ist von den Beamten nichts mehr zu sehen, die Dinge gehen in Igls wieder ihren gewohnten, etwas schläfrigen Gang. Manch einer erfährt erst durch den KURIER, dass Benko nun - zumindest vorerst - hinter Gittern sitzt. Für ihn gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.
"Ich finde es richtig, dass er jetzt festgenommen wurde", ist Edith Seyffer überzeugt. Die 80-Jährige lebt seit einem Jahr im Seniorenheim in Igls. Benkos Villa, die ihm formal nie gehört hat, liegt an einem bei der Pensionistin und vielen anderen Bewohnern des Innsbrucker Ortsteils in Hanglage beliebten Spazierweg.
Edith Seyffer findet es richtig, dass Benko nun festgenommen wurde
In dem protzigen Gebäude lebte der Tiroler Ex-Investor auch nach dem Kollaps seines Signa-Reichs weiterhin mit seiner Familie. "Da war jeden Abend Festbeleuchtung", sagt Seyffer. Und auch sonst hätte niemand der hier lebenden Menschen bemerkt, dass die Pleite großartig was am Lebensstil Benkos geändert hätte.
"Man hat ihn weiterhin mit Hund und Bodyguards joggen sehen", erzählt ein junges Elternpaar, das gerade mit seinem Sohn am Heimweg an der Villa vorbeikommt. Der Vater will Benko nicht vorverurteilen: "Dieses Signa-Konstrukt ist schwer durchschaubar. Aber die Staaatsanwaltschaft wird ihren Job schon richtig machen", sagt er.
Der Ex-Milliardär wohnte bis zuletzt in der Villa in bester Lage
Es ist nicht das erste Mal, dass Benko hier in Igls für Wirbel sorgt. Bereits im Sommer des Vorjahres war die Aufregung bei den Kindern in der Volksschule groß. Damals war unter den Augen der Schüler ebenfalls ein Großaufgebot an Polizeikräften vor Ort - ebenfalls zum Zwecke eine Hausdurchsuchung.
Dass der 47-Jährige weiterhin in luxuriösem Umfeld wohnen konnte, gehört zu den vielen Mysterien rund um den Zusammenbruch der Signa und dessen kaum merklichen Auswirkungen auf den Immobilien-Jongleur.
Die Miete zahlt die Mutter
Offiziell wohnte er hier auf der über 5.000 Quadratmeter großen Liegenschaft zuletzt zur Miete. Die dafür fälligen monatlich 238.500 Euro berappte Benkos Mutter, wie der Standard im November aufdeckte. Das Geld floss an die Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG, der die Villa gehört und die wiederum im Besitz der Laura-Privatstiftung steht.
Die wurde einst von René Benko und seiner Mutter gegründet, die wie Frau und Kinder des Ex-Milliardärs Begünstigte sind. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass Benko "faktischer Machthaber" dieser Stiftung ist und dies im Rahmen seines Konkurzes als Einzelunternehmer verheimlicht hat. Das ist einer von vielen Vorwürfen gegen den Tiroler.
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