Qualität der Spitäler bleibt geheim
Die Kontrolle des medizinischen Niveaus ist nicht nur bei niedergelassenen Ärzten verbesserungswürdig. Das stellen die Neos anlässlich des nun veröffentlichten Berichts zur Messung der Qualität in den österreichischen Spitälern im Jahr 2016 fest.
Daraus geht zwar hervor, wie viele Krankenhäuser auffällig waren – offen bleibt aber, um welche Standorte es sich handelt. Wie gut ein Spital seine Patienten behandelt, wird über rund 500, sogenannte Austrian Inpatient Quality Indicators (A-IQI) gemessen.
„Aus Routinedaten werden dabei statistische Auffälligkeiten für definierte Krankheitsbilder in einzelnen Krankenanstalten identifiziert“, heißt es auf der Website des Gesundheitsministeriums.
Konkret bedeutet das: Der Anteil der Todesfälle, Intensivaufenthalte, Komplikationen usw. pro Eingriffstyp wird mit einem Zielwert (z. B. dem Bundesdurchschnitt) verglichen.
Treten dabei große Abweichungen auf, gilt das Spital als statistisch auffällig. Kurzum: Es erfüllt den Standard nicht. Auf welche Häuser das zutrifft, erfahren Patienten hierzulande – anders als in der Schweiz und Deutschland – aber nicht. Der online abrufbare Bericht verrät lediglich, dass zum Beispiel 16 von 110 Spitälern bei Hüftgelenksoperationen auffällig sind.
Loacker: Nicht transparent genug
„Die Aussage des Berichts ist im Grunde: Es gibt an manchen Standorten Qualitätsprobleme, wir wissen sogar wo, aber wir sagen es euch nicht. Wir brauchen hier dringend mehr Transparenz“, sagt Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker.
Die Spitäler würden überwiegend hervorragende Arbeit leisten, sagt er. „Das Problem ist, dass sich die Patienten kein Bild darüber machen können, wo die beste Qualität für ihre konkrete Behandlung geboten wird.“ Er fordert daher von der Regierung, die standortbezogene Veröffentlichung der Daten gesetzlich festzuschreiben.
Das unterstützt Patientenanwalt Gerald Bachinger: „Es ist eine Gemeinheit, wenn man Patienten in eine schlechte Abteilung laufen lässt, obwohl es Qualitätskriterien gibt.“
In Sachen Transparenz für Patienten bemerke er aber zarte Fortschritte, betont er. Ein Teil der A-IQI-Daten – konkret die Fallzahlen und die Verweildauer der Patienten – sei über die Plattform kliniksuche.at abrufbar. „Ich möchte das aber viel differenzierter haben“, so Bachinger.
Trugschluss
Auf diese Website verweist auch das Gesundheitsministerium. Der A-IQI-Bericht richte sich an Experten, die Kliniksuche an Patienten, erklärt Silvia Türk, die für Qualitätsfragen zuständig ist. Sie bilde 73 Prozent der Spitalsleistungen ab und werde laufend ausgebaut.
Eine etwaige standortbezogene Veröffentlichung der Daten sei Ländersache, sagt Türk. Sie lässt aber Zweifel an der Sinnhaftigkeit anklingen: „Transparenz ja, aber man muss mit den Zahlen auch etwas anfangen können.“ Ist ein Spital statistisch auffällig, bedeute das nicht zwangsweise, dass es schlecht arbeite, betont Türk.
Fehler könnten auch schon vorher – etwa bei der Versorgung der Patienten durch die Rettung – passieren.
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