Die Verhandlung ist für drei Stunden angesetzt. Doch sie dürfte wohl nicht so lang dauern, der Verdächtige war von Beginn an geständig. Die Erkenntnisse der Ermittler des Landeskriminalamtes Oberösterreich decken sich zudem mit den Aussagen der Zeugen, die bei dem Vorfall Mitte September im Trainingssaal der Landespolizeidirektion Steiermark dabei waren, Kolleginnen und Kollegen des Opfers sowie des Angeklagten.
Echte Waffe statt "Rotwaffe"
Demnach hat der Übungsleiter - ein erfahrender Beamter - vergessen, seine Dienstwaffe gegen eine Übungswaffe zu tauschen. Die Waffen der übrigen Teilnehmer an der Übung hatte er jedoch wie vorgeschrieben eingesammelt, weggesperrt und sogenannte "Rotwaffen" ausgegeben: Sie sind von Form und Gewicht identisch mit echten Waffen, aber eben rot. Sie können nicht geladen werden - wird der Abzug gedrückt, ertönt bloß ein Klicken.
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Beim Prozess müssen aber wichtige Fragen geklärt werden: Weshalb hat der Beamte auf seine eigenen Waffe vergessen? Und wieso wurde das übersehen? Denn grundsätzlich gilt, so heißt es bei der Exekutive, bei solchen Übungen ein Vier-Augen-Prinzip: Ein zweiter Kollege überwachst die Einhaltung der Vorschriften. Das Innenministerium kündigte nach dem Unglück umgehend eine Evaluierung an.
In den Rücken getroffen
Das 27-jährige Opfer verblutete am 14. September noch im Trainingssaal. Eine Polizeiärztin, die bei der Übung anwesend war, konnte nichts mehr für den jungen Kollegen tun: Er wurde in den Rücken getroffen. Der Mann hatte erst im Dezember 2019 seine Ausbildung begonnen, erst seit September 2022 war er im regulären Dienst bei der Bereitschaftseinheit. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte er noch bei einer Suchaktion nach einer vermissten Frau geholfen.
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