Polizei zieht im Hitlerhaus ein: Braunau atmet auf

Blick durch einen Torbogen auf ein gelbes Gebäude mit vielen Fenstern.
Die geklärte Zukunft des historisch belasteten Hauses wird in der oberösterreichischen Stadt positiv gesehen.

Die Frage nach der Zukunft des Hitlerhauses lässt die Braunauer nicht kalt. Beim KURIER-Lokalaugenschein am Mittwochvormittag gibt es kaum einen Braunauer, der nicht über die am Vorabend bekannt gegebene Entscheidung von Innenminister Wolfgang Peschorn Bescheid weiß. Das Bezirkspolizeikommando wird in das Geburtshaus von Adolf Hitler einziehen.

Braunau ist an diesem Vormittag belebter als sonst, der Wochenmarkt sorgt für Betrieb. Peschorns Entscheidung ist zwar nicht Stadtgespräch, aber doch Thema zahlreicher Unterhaltungen – vor allem in der „Salzburger Vorstadt“, dem Stadtteil, in dem das Hitlerhaus steht. Die Mehrheit findet die nun gefällte Entscheidung gut.

Architekturwettbewerb startet

„Ich finde das sehr positiv, es musste endlich eine Lösung her“, sagt Johann Kammerstätter. Das Haus steht seit dem Auszug der Lebenshilfe 2011 leer, seither wird über die Nutzung diskutiert. In der Zwischenzeit verfiel das baufällige Haus zusehends.

Nun soll es aufwendig umgestaltet werden und sich danach „in das bestehende Ensemble der Vorstadt“ eingliedern, wie es vonseiten des Innenministeriums heißt. Ein EU-weiter Architekturwettbewerb soll noch im November starten.

Ein weißes Gebäude mit einem Bogengang und grünen Büschen im Vordergrund.

Das Hitlerhaus ist auch an der Rückseite baufällig.

Auch Rosmarie Hanusa findet die neue Nutzung gut. Sie arbeitet in einem Juweliergeschäft in der gleichen Straße. „Ich finde es super, dass die Polizei in die Straße. Bei uns ist wiederholt eingebrochen worden. Wenn wir die Polizei gleich in der Nähe haben, ist das für uns gut“, sagt Hanusa.

Auch im Braunauer Nachtleben spiele es sich in der Salzburger Vorstadt teilweise ab, auch in dieser Hinsicht würde ein Polizeiposten nicht schaden.

Eine lächelnde Frau steht vor einem Juweliergeschäft mit Weihnachtsdekoration.

Rosmarie Hanusa, Braunau: "Ich finde es gut, dass die Polizei herkommt. Bei uns im Juweliergeschäft ist schon zwei Mal eingebrochen worden."

Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) reagiert ebenfalls positiv: „Ich bin überzeugt, dass damit ein klares Zeichen gesetzt und der Hauptintention des Enteignungsgesetzes entsprochen wird. Damit sollen Handlungen, die dem Verbotsgesetz zuwiderlaufen, hintangehalten werden“, sagt er.

Ein lächelnder Mann mit Brille und Anzug sitzt in einem Büro.

Auch Bürgermeister Johannes Waidbacher sieht die Entscheidung positiv.

Es gibt freilich auch andere Stimmen: „Ich hätte es besser gefunden, wenn die Lebenshilfe zurückgekommen wäre“, sagt der pensionierte Braunauer Lehrer Johann Wolf. Er hätte darin ein stärkeres Zeichen gegen die Gräueltaten des NS-Regimes gesehen.

Ein älterer Mann mit Brille und Trachtenjacke steht vor einem Gebäude.

Johann Wolf hätte eine Rückkehr der Lebenshilfe in das Haus besser gefallen.

Noch viele Fragen offen

Auch Politikwissenschaftler Andreas Maislinger, der seit Jahren für ein „Haus der Verantwortung“ am Standort eintritt, hält die Entscheidung für falsch: „Wenn die Polizei jetzt einzieht, wird das nichts am Stigma der Stadt Braunau ändern“, sagt Maislinger. Ihm stellt sich auch eine andere Frage: „Will die Polizei da überhaupt hinein?“

Ein Denkmal mit der Aufschrift „Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus. Millionen Tote mahnen.“ vor einem Gebäude.

Das ist nicht die einzige unbeantwortete Frage. Auch die Finanzierung der vermutlich kostspieligen Umgestaltung ist noch völlig offen. Diese Frage wird wohl die nächste Regierung beantworten. Ein Ergebnis des Architekturwettbewerbes soll es im ersten Halbjahr 2020 geben.

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