Wehrpflicht im Vergleich: Wo der Dienst am längsten dauert – und wo es keine gibt

Ein Soldat in Tarnkleidung zielt mit einem Maschinengewehr aus einer getarnten Deckung im Wald.
An der Dauer der Wehrpflicht in Österreich wird offiziell noch gefeilt – konkrete Vorschläge sollen im Jänner geliefert werden.

Zusammenfassung

  • In Österreich könnte der Grundwehrdienst für Männer verlängert werden, eine Entscheidung dazu wird 2026 erwartet.
  • Die Dauer und Pflicht des Wehrdienstes variiert in der EU stark: In Dänemark dauert er vier Monate, in Zypern 14 Monate, und in vielen Ländern ist er ausgesetzt.
  • Finnland bereitet Zivilisten wegen der Nähe zu Russland besonders vor, Männer leisten bis zu zwölf Monate Wehrdienst, Frauen können freiwillig dienen.

Für männliche Staatsbürger dauert der Grundwehrdienst hierzulande sechs Monate, vorausgesetzt, man besteht die Eignungsprüfung. Alternativ gibt es auch den Zivildienst, der neun Monate dauert. Beide Dienste könnten allerdings demnächst verlängert werden. Denn das von ÖVP-Verteidigungsministerin Klaudia Tanner eingesetzte Gremium habe seine Arbeit abgeschlossen. Die Kommission, bestehend aus 23 Personen, soll der Politik drei Vorschläge vorstellen – dies soll offenbar am 20. Jänner 2026, dem Tag der Wehrpflicht, geschehen. 

Offiziell bestätigt wurde dies bislang nicht. Wie lange die Wehrpflicht verlängert werden soll, ist ebenso nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass die geopolitische Lage seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine angespannt – und die Debatte, wie sich Europa wehrfähig aufstellt, voll entbrannt ist. 

Geschaffen wurde die Wehrpflicht in Österreich 1955, im Jahr 1971 wurde der Grundwehrdienst offiziell auf sechs Monate verkürzt. Doch wie lange dauert die allgemeine Wehrpflicht in den anderen Ländern der Europäischen Union?

Wehrdienst: In Deutschland ausgesetzt, in Kroatien 2026 eingeführt

Im Nachbarland Deutschland wurde diese 2011 ausgesetzt. Das bedeutet, dass es die Pflicht auf dem Papier gibt, derzeit aber keine Personen zum regulären Grundwehrdienst einberufen werden. In bestimmten Fällen kann diese allerdings reaktiviert werden. In Frankreich, Belgien, Bulgarien, Italien, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Irland und Ungarn muss kein Wehrdienst geleistet werden. Ab 2026 führt Kroatien wieder eine allgemeine militärische Grundausbildung ein. Die Schulung soll zwei Monate dauern und ist für Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren verpflichtend.

Dänen dienen am kürzesten

Den kürzesten Wehrdienst leistet man in Dänemark, hier dient man lediglich vier Monate. In Zypern hat man mit 14 Monaten die längste Wehrpflicht in der EU. In Schweden dauert der Wehrdienst in der Regel zwischen sechs und zwölf Monaten, abhängig von der Funktion können es allerdings auch 15 Monate werden. Auch in Estland hängt die Dauer von der Funktion ab – sie schwankt zwischen acht und elf Monaten. In Griechenland muss man zwölf Monate ins Heer, in Lettland elf Monate und in Litauen neun Monate.

Ausnahmefall Finnland

Bedingt durch die geopolitische Lage Finnlands – das Land teilt sich eine rund 1.300 Kilometer lange Grenze mit Russland – werden dort Zivilisten in sogenannten NASTA-Trainings auf den Ernstfall vorbereitet. In Kursen, an denen Tausende Frauen teilnehmen, lernt man das Überleben in der Natur, Cybersicherheit oder den Umgang mit Schusswaffen. 

Alle volljährigen Männer müssen bis zu zwölf Monate in der Armee oder beim Grenzschutz dienen, Frauen leisten freiwillig Wehrdienst. 2022 machten sie 19 Prozent des hauptamtlichen Militärpersonals aus. Insgesamt rücken dort etwa 21.000 Wehrpflichtige ein.

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