Nur Zweier im Zeugnis? Noten-Boykott in Vorarlberg

Bisher entschieden Schulen über die Art der Beurteilung
Lehrer begehren gegen Ziffernnoten auf. Halten sie sich nicht an das Gesetz, drohen disziplinarrechtliche Konsequenzen.

Die Vorarlberger begehren auf. Und das immer öfter. Da waren in jüngerer Vergangenheit etwa die monatelangen Bürgerproteste gegen Abschiebungen von asylwerbenden Lehrlingen.

Oder der Protest der Bregenzerwälder Gemeinde Alberschwende gegen die Abschiebungen von im Dorf lebenden Flüchtlingen ganz allgemein. „Wir sind Asyl“ wurde 2015 im Ort plakatiert.

Nun regt sich einmal mehr der Widerstand gegen ein Diktat aus Wien. Der Showdown erfolgt am heutigen Zeugnistag in mindestens zwei Volksschulen im Ländle.

Zweier für alle Kinder

In Lustenau stellen sich Lehrer der Volksschule Kirchdorf gegen die von VP-Bildungsminister Heinz Faßmann 2018 noch unter Türkis-Blau angeordnete Rückkehr zur Noten-Pflicht. Sie haben angekündigt, in den Schulnachrichten nur „Zweier“ zu vergeben.

„Wir können verstehen, dass das an den Schulen mit vielen Emotionen verbunden ist. Immerhin haben die Lehrkräfte über Jahre sehr viel Mühe und Arbeit in die alternativen Leistungsbeurteilungen gesteckt“, sagt Elisabeth Mettauer von der Vorarlberger Bildungsdirektion.

"Das Gesetz ist, wie es ist"

Das Bundesland habe eine lange Tradition in diesem Bereich und sich massiv dafür eingesetzt, dass das System zunächst in Schulversuchen erprobt wurde und die Entscheidung über den Verzicht auf Noten schließlich auch schulautonom erfolgen konnte.

„Aber das Gesetz ist, wie es ist“, sagt Mettauer. Ob die Lehrer ihren Protest tatsächlich durchziehen, konnte sie am Donnerstag noch nicht sagen. Es habe intensive Gespräche gegeben. „Ich bin zuversichtlich, dass es eine gesetzeskonforme Entscheidung gegen wird“, sagt Mettauer. Bleiben die Lehrer bei ihrer Linie, drohen disziplinarrechtliche Konsequenzen.

Auf einen symbolischen Protest haben sich Eltern und Lehrer in der Volksschule Frastanz verständigt. Wie in Lustenau gibt es auch hier jahrgangsübergreifende Klassen. Bisher konnten Eltern entscheiden, ob ihre Kinder bis zur vierten Schulstufe alternative Beurteilungen oder Ziffernnoten erhalten.

Eltern können entscheiden

Und diese Entscheidung soll es auch am heutigen Zeugnistag geben. „Jeder Erziehungsberechtigte kann entscheiden, ob er für sein Kind eine verbale Beurteilung oder eine Ziffernbewertung bekommt. Oder ob er das Zeugnis annimmt und mit einem Begleitschreiben nach Wien schickt“, sagt Karin Meusburger, Obfrau des Elternvereins der Volksschule Frastanz Hofen.

Da die Eltern formal nur entscheiden, ob sie das offizielle Zeugnis annehmen oder nicht, ist dieser Akt des Widerstands laut Bildungsdirektion rechtlich gedeckt.

Meusburger hält nichts von der Rückkehr zu Ziffernnoten: „Der Druck kommt später sowieso noch.“ Ihr Sohn habe die Volksschule gerade erst beendet und sei mit der alternativen Beurteilung „sehr gut gefahren“.

Die Tochter der Vorarlbergerin wurde im Herbst eingeschult und ist als Erstklässlerin vom Comeback der Noten vorerst noch nicht betroffen. Für sie hofft Meusburger aber auf eine Rückkehr der Wahlfreiheit bei der Bewertung.

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