Nur Bares ist Wahres: Die Liebe der Österreicher zum Papiergeld

Nur Bares ist Wahres: Die Liebe der Österreicher zum Papiergeld
Hunderttausende haben ein Volksbegehren unterschrieben, Gemeinden kämpfen um jede Bankomaten. Diese sind allerdings kostspielig.

Etwas mehr als 360 Menschen leben in Schwarzenbach an der Pielach in Niederösterreich. Eine Bank gibt es in der Gemeinde schon seit fünf Jahren nicht mehr.

Bis zu 200 Euro können die Bürger in einem kleinen Bio-Markt abheben, wer mehr benötigt, der muss in den zehn Kilometer entfernten Ort Frankenfels fahren. „Dort befindet sich auch der Gemeindearzt. Es gibt viele, die beides nutzen. Sie gehen zum Bankomaten und dann zum Doktor“, erzählt Bürgermeister Andreas Ganaus.

Forderung

Geht es nach Sven Hergovich, dem neuen Chef der SPÖ Niederösterreich, dann soll Schwarzenbach künftig dennoch mit einem Geldautomaten ausgestattet werden. Im Zuge der Regierungsverhandlungen hat Hergovich diese Forderung an die ÖVP gestellt.

Der rote Landesparteiobmann will, dass jede der 573 Gemeinden im größten Bundesland „mit mindestens einen Bankomaten“ ausgestattet werden soll. Dies sei eine Maßnahme zur Belebung der Ortskerne, so der Sozialdemokrat. Für ihn ist das eine Koalitionsbedingung. Mit der Umsetzung, so die Meinung in der SPÖ-Zentrale, könne man ja die Hypo-Landesbank betrauen.

„Säule der Freiheit“

Die Diskussion ums frische Geld aus dem Automatenschlitz ist freilich keine, die nur regional geführt wird.

Das liegt auch daran, dass viele Österreicher nach wie vor an den Scheinen aus Papier hängen. 530.938 Menschen unterschrieben das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“, das Thema soll bald im Parlament behandelt werden. Der Wiener Unternehmer Josef Binder, einer der Initiatoren des Volksbegehrens, bezeichnete das Zahlungsmittel gar als „wichtigste Säule der Freiheit“.

Die Fürsprecher Binders sind auch in den höchsten Polit-Etagen zu finden. Als die EU-Staaten im Vorjahr im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung eine Bargeld-Obergrenze von 10.000 Euro forderten, wurde aus Österreich Unmut laut. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) kritisierte ein entsprechendes Limit.

Nicht kostendeckend

Kritik wird aber auch immer dann laut, wenn in Ortschaften die Bargeldversorgung versiegt, sprich der Bankomat abmontiert wird. Eine Statistik der Österreichischen Nationalbank zeigt, dass etwa 15 Prozent aller österreichischen Gemeinden über keinen Geldautomaten verfügen. Ist das der Fall, beträgt die durchschnittliche Wegstrecke zum nächstgelegenen Angebot 3,8 Kilometer.

Die weißen Flecken auf der Landkarte haben freilich Gründe. „Für ein Geldinstitut muss ein Bankomat zumindest kostendeckend sein“, sagt Spartenobmann Rudolf Klopsch von der Wirtschaftskammer. Dazu muss man wissen, dass ein Gerät bis zu 50.000 Euro kosten kann. Nicht eingerechnet sind in diese Summe die Kosten für Wartung, Strom und Versicherung. Damit sich ein Bankomat in weiterer Folge auch rechnet, müssen pro Monat zwischen 2.500 und 3.000 Transaktionen stattfinden. „In kleineren Ortschaften ist diese Frequenz manchmal einfach nicht gegeben“, meint Klopsch.

Rund 90 neue Automaten müsste man in Niederösterreich aufstellen, um jede Gemeinde zu versorgen. Der Wunsch der SPÖ, er könnte ein frommer bleiben.

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