Niedrigerer Grenzwert für Blei im Trinkwasser
Ab Sonntag gilt gemäß der Trinkwasserverordnung ein niedrigerer Grenzwert für Blei im Trinkwasser: Dieser wird von 0,025 Milligramm (mg) pro Liter auf 0,01 mg/l gesenkt. Allein aus Wien schickte die AQA GmbH in den vergangenen zehn Jahren 5500 Wasserproben im Auftrag von Privatkunden zur Analyse nach Seibersdorf. Mehr als jede siebente Probe lag über dem bisherigen Blei-Grenzwert. Legt man den Analysen die neue Verordnung zugrunde, überschritt ihn nahezu jede vierte.
Besonders sogenanntes Stagnationswasser (Wasser, das über Nacht oder über mehrere Tage in den Leitungen steht), kann gefährdet sein. Bei regelmäßigem Konsum bestehen gesundheitliche Risiken.
„Langfristig ist es sinnvoll, Blei-Leitungen auszutauschen“, rät AQA-Geschäftsführer Thomas Schlatte. Im Büro von Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig relativiert man allerdings: „An erhöhten Blei-Werten sind nicht gezwungenermaßen die Leitungen schuld. Analysen der MA39 (Institut für Umweltmedizin) haben gezeigt, dass es zu fast 100 Prozent die Armaturen betrifft.“
Für den AQA-Geschäftsführer Stephan Bruck bleibt die Problematik um das schädliche Schwermetall zunächst aber unverändert. "Da erhöhte Bleibelastungen zumeist durch die Hausleitung bzw. durch die Armaturen entstehen, bleibt das Problem weiterhin beim Endkunden und seiner Eigenverantwortung“, sagte Bruck. Trortzdem biete die Gesetzesänderung neue Möglichkeiten: "Mit dem bisher gültigen Grenzwert war eine Sanierung der Leitungen kaum durchsetzbar. Der neue Grenzwert legt aber nahe, das Wasser nach einer Minute Ablaufzeit zu überprüfen."
OGH-Urteil
In Deutschland sei die Rechtslage eindeutiger, so Thomas Schlatte von der AQA auf APA-Anfrage, während diese in Österreich nicht so klar geregelt sei. Das Urteil des Obersten Gerichtshofes (OGH) zu Blei im Trinkwasser aus dem Jahr 2004 legt zwar den zulässigen Bereich von 10 bis 20 Mikrogramm pro Liter fest, die Frage nach der rechtlichen Durchsetzbarkeit eines Austauschs von Bleirohren ist aber noch ungeklärt. Hier müsste eine etwaige Klage erst einen Präzedenzfall hinsichtlich der Anwendbarkeit des Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuches (ABGB) schaffen.
Auf Wunsch testet die MA39 das Trinkwasser (4000-39500). Analysen auf Blei können auch mit dem AQA-Wassercheck (69,90€), der in Post-Filialen oder bei Aqa erhältlich ist, durchgeführt werden.
Österreich ist gesegnet mit köstlichem Trinkwasser. Die Hitzewelle hat es wieder gezeigt, die Österreicher greifen gerne zum Wasser als Durstlöscher. 6,6 Millionen Liter werden täglich konsumiert, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK Austria ergab. Mehr als die Hälfte der 1000 Befragten gaben an, den Durst am liebsten mit Leitungswasser zu stillen. Neun von zehn Österreichern sind mit der Qualität sehr zufrieden.
Rund zwei Drittel aller Frauen greifen sehr häufig zum Durstlöscher aus dem Wasserhahn. Bei Männern liegt Mineralwasser, egal ob prickelnd, mild oder still knapp vor dem Leitungswasser. Die konsumierte Menge pro Tag liegt dabei bei etwas mehr als 1,5 Liter pro Tag. „Mit dieser Menge an Leitungswasser, die jeden Tag in Österreich getrunken werden, ließen sich mehr als 47.000 Badewannen füllen“ so Alexander Zeh von GfK Austria.
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