Neues Mur-Kraftwerk geht bald ans Netz

Das Murkraftwerk in Graz-Puntigam
Die umkämpfte neue Staustufe in Graz ist fast fertig. Probebetrieb der Turbine folgt im Juli.

Der Start war holprig, weil er von Protesten begleitet wurde. Doch mit zunehmendem Baufortschritt schien auch der Widerstand wie weggeschwemmt. Mittlerweile ist eines der größten Bauprojekte an der Mur beinahe fertig: Die Staustufe in Graz-Puntigam soll bereits ab dem Frühherbst Strom liefern. Im

Vollbetrieb soll sie bis zu 82 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern, das reicht, um 20.000 Haushalte zu versorgen.

Derzeit laufen gerade die Tests für die beiden Turbinen, die erste wurde bereits für das sogenannte Andrehen geflutet. Kommenden Monat ist der elektrische Probebetrieb vorgesehen. „Wir sind quasi im Finale“, freut sich Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark AG (ESTAG). „Die Bauarbeiten sind voll im Zeitplan.“ Die Mur fließt schon seit einiger Zeit wieder im gewohnten Flussbett; um Krafthaus und Wehranlage errichten zu können, musste sie umgeleitet werden. Seit einigen Wochen wird sie bereits für den Betrieb des Kraftwerks aufgestaut, noch fehlen zwei Meter bis zur notwendigen Höhe.

Gemessen am Wirbel vor und um den Baubeginn ist dessen Ende beinahe unspektakulär. Weil ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl keine Volksbefragung einleitete, platzte die brüchige Zusammenarbeit mit der KPÖ, es kam im Februar 2017 zu vorgezogenen Wahlen.

Protest ist versandet

Am Tag nach dem Wahlsonntag begannen die Rodungen für das Bauwerk: Projektgegner konterten mit Widerstandscamps, es gab Prozesse. Doch die Projektbetreiber hatten sämtliche Bewilligungen bis zur letzten Instanz, der Protest versandete. Auch Archäologen und Denkmalschutz sahen trotz der Reste des angrenzenden früheren NS-Zwangsarbeiterlages keinen Grund, einzuschreiten.

Die Gegend hat sich allerdings nicht nur wegen des Kraftwerks verändert. Der alte Puchsteg musste abgerissen werden. Die ESTAG baut statt dessen eine neue, überdachte Brücke, sie soll noch im Sommer fertiggestellt werden. Bepflanzung der Böschung kommt auch, aber die muss erst anwachsen. Zwei von sieben gerodeten Hektar sind laut ESTAG bereits wieder aufgeforstet.

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