IGGÖ-Präsident will Türkis-Blau "vertraulicher" Partner sein

Vural will "eine Stimme der Vernunft sein"
Vural kündigt an, gegen antimuslimischen Rassismus, aber auch gegen Extremismus in eigenen Reihen vorzugehen.

Der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit , will verstärkt gegen antimuslimischen Rassismus sowie gegen extremistische Tendenzen in den eigenen Reihen vorgehen. Zugleich will Vural nach dem internen Streit innerhalb der Glaubensgemeinschaft wieder für Eintracht und Einheit sorgen, wie der am Wochenende neu gewählte IGGÖ-Präsident am Montag erklärte.

Nach den Auseinandersetzungen um mehrere vom bisherigen Präsidenten Ibrahim Olgun angestoßene Moscheenschließungen durch die Regierung hatte sich der Schurarat, das Parlament der Glaubensgemeinschaft, auf die Ablöse Olguns und die Wahl von Vural verständigt. Auf den Juristen und Rechtsanwaltsanwärter, der kurdische Wurzeln hat, aus der Türkei kommt und in Österreich aufgewachsen ist, wartet nach den monatelangen Debatten um den "politischen Islam" eine herausfordernde Aufgabe.

Dialogbereitschaft mit Regierung

Der türkis-blauen Bundesregierung, die den Islam zuletzt gleich an mehreren Fronten - von extremistischen Moscheen bis zum Kopftuch - ins Visier genommen hatte, will Vural dialogbereit gegenübertreten. "Wir werden auf jeden Fall eine Stimme der Vernunft sein. Man wird in uns einen vertraulichen Gesprächspartner finden." Er sei nicht für Konfrontation, sondern wolle sich auf dem Boden des Rechtsstaats für die Anliegen der Muslime in Österreich einsetzen. "Die Muslime in diesem Land dürfen sich nicht als Bürger zweiter Klasse fühlen", sagte Vural bei seiner Antrittspressekonferenz.

Das neue Führungsteam der IGGÖ will vor allem gegen antimuslimischen Rassismus auftreten. Muslimische Frauen lebten etwa zunehmend in Angst, weil sie angepöbelt und beschimpft würden.

Vural verspricht Wachsamkeit nach innen

Zugleich will Vural auch gegen extremistische Tendenzen in den eigenen Reihen vorgehen. Vural will etwa die Imame-Ausbildung in Österreich, die derzeit nur in Ansätzen vorhanden ist, qualitativ verbessern. Der neue IGGÖ-Präsident kann sich dabei auch eine verstärkte länderübergreifende Zusammenarbeit und eine europäische Imame-Ausbildung vorstellen.

In der Kopftuchdebatte spricht sich Vural gegen Verbote und für Aufklärung aus. Er kündigte zudem Reformen innerhalb der Glaubensgemeinschaft an. "Es reicht nicht aus, nur einen Namen an der Spitze der IGGÖ zu ändern, es braucht auch grundsätzliche Änderungen und eine Professionalisierung." So soll etwa die Kommunikation mit den Muslimen sowie die Medienarbeit verbessert werden. Der frühere ATV-"Klartext"-Redakteur Rusen Timur Aksak wurde als Pressesprecher Vurals engagiert.

Mehr Chancen für Frauen

Ein "Herzensanliegen" sei es Vural auch, Frauen in der Glaubensgemeinschaft mehr Möglichkeiten zur Entfaltung zu geben. Bei seiner Pressekonferenz wurde Vural allerdings noch von rein männlichen Führungsteam flankiert.

Eine besondere Nähe zur Milli Görus-Bewegung stellte Vural in Abrede. "Milli Görus ist für mich mein Vater, der mich mit sechs, sieben Jahren in die nächstgelegene Moschee mitgenommen hat. Das hat mich geprägt, mehr ist es nicht." In der Islamischen Föderation (die der türkisch-nationalistischen Milli-Görüs-Bewegung nahesteht, Anmerkung), auf deren Ticket Vural in den Schurarat und die neue Funktion gelangte, habe er sich engagiert, aber keine Funktionen ausgeübt. "Ab heute zählt für mich ausschließlich die Glaubensgemeinschaft."

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