Mordversuch im Fitnessstudio: 28-Jähriger in Wels vor Gericht
"Dann können wir da leider nichts machen..."
Es ist ein Satz aus dem Polizeinotrufprotokoll vom 21. Dezember 2022. Jener Tag, an dem eine 28-jährige Frau in Vöcklabruck von ihrem damals 27-Jährigen Mann in einem Fitnessstudio mit Hantelscheiben und einem Messer attackiert und schwer verletzt worden sein soll.
Keine zehn Minuten, nachdem sie den Polizei-Notruf gewählt und dort nach einem nicht einmal zwei minütigen Gespräch lediglich den Rat bekommen hatte, eine Anzeige zu erstatten.
Ermittlungen gegen die Notruf-Beamtin wurden eingestellt.
➤ Mehr lesen: Notruf-Protokoll zu Mordversuch in OÖ: "Was erwarten sie jetzt?"
Anders sieht es mit dem vermeintlichen Täter aus.
Am Mittwoch, ab 9 Uhr, muss sich der mittlerweile 28-jährige Angeklagte vor dem Landesgericht Wels wegen versuchten Mordes verantworten.
Sportler gingen auf Angreifer los
Dem Angeklagten wird vorgeworfen im Dezember 2022 in den Räumlichkeiten des Fitnessstudios aufgetaucht zu sein, ein Messer gezogen und auf seine Frau eingestochen zu haben. Diese dürfte wohl nur dem raschen Einschreiten von Trainierende ihr Leben zu verdanken haben. Diese eilten dem Opfer zu Hilfe und attackierten den Angreifer mit Hanteln.
Der Verdächtige ließ schließlich von der Frau ab und flüchtete, wurde aber wenig später gefasst. Laut Polizei war der Angreifer betrunken und stand unter Drogen. Das Paar lebte offenbar zusammen, allerdings soll der Mann seit längerem in einer Einrichtung für Suchtkranke gewesen sein. Die er am Tag der Tat unerlaubt verlassen hatte.
➤ Mehr lesen: Messerattacke im Fitnessstudio: Ehemann war aus Klinik abgängig
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Motiv des mutmaßlichen Täters Eifersucht war. Er räumte die Tat in seinen Einvernahmen ein, will aber keine Tötungsabsicht gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders und legt ihm versuchten Mord sowie – wegen der Chatnachrichten – schwere Nötigung und gefährliche Drohung zur Last.
Ein Urteil des Geschworenengerichts soll noch am Mittwoch gesprochen werden.
Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Morde an Frauen können auch Femizide sein. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Morden oft keine individuellen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen.
Hilfe für Gewalt-Betroffene gibt es hier:
Frauenhelpline (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 222 555 Männernotruf: (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 246 247.
Kommentare