Mordprozess: "Auf sterbende Frauen eingetreten"

Blumen und Kerzen an einer Unfallstelle am Straßenrand.
Serbe tötete Ehefrau und Schwägerin mit 15 Stichen.

Weinerlich sitzt der Angeklagte da und schluchzt, dass seine drei Kinder jetzt keine Mutter und keinen Vater mehr hätten. "Es gibt uns nicht mehr, deshalb bin ich schuldig." Zwölf Mal, so zählt die Staatsanwältin auf, soll Rifad R. am 4. April in Kapfenberg auf seine Frau Enisa eingestochen haben, drei Mal auf ihre Schwester Neziha.

"Als sie schon am Boden gelegen sind, hat er mehrfach auf die sterbenden Frauen eingetreten", schildert die Anklägerin den Geschworenen. "Dann ist er ihnen noch auf die Köpfe gesprungen. Sein Schuhprofil hat sich auf dem Gesicht seiner Frau abgezeichnet."

Die Staatsanwältin klagt Mord an, R.s Verteidiger plädiert auf Totschlag. Der Serbe komme aus "einer machohaften Gesellschaft" und habe es nicht ertragen, dass sich seine Frau von ihm trennen wollte. "Sein Familiengefüge ist implodiert, man schmeißt ihn raus. Dann hat er rot gesehen." Elf Tage, bevor sie getötet wurde, ist die 30-Jährige ausgezogen. Richterin Barbara Grundbichler versucht, das Motiv freizulegen. "Warum ist Enisa weg? War das eine harmonische Ehe?" R. gibt zu, seine Frau geschlagen zu haben. "Aber sie hat mir alles bedeutet auf dieser Welt."

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Zwei Jobs hatte Enisa, um die Familie über Wasser zu halten, R. war arbeitslos gemeldet. Nach dem Auszug soll der 33-Jährige seine Frau mit Anrufen und Nachrichten bombardiert haben. Enisa reagierte nicht. Als ihr Mann sie am 4. April morgens bei der Arbeit abpasste und bedrohte, alarmierte Enisa doch die Polizei: Abends wolle sie zur Inspektion kommen. Ihre Schwester sollte sie begleiten.

Doch zur Behörde schafften es die beiden nicht mehr: R. lauerte auf dem Parkplatz, an dem Enisa üblicherweise ihr Auto abstellte. "Ich hatte großen Schmerz, große Angst", behauptet er. "Ich spürte, ich bin nicht mehr ich. Was weiter geschah, weiß ich nicht mehr."

Der Prozess wird am 17. Oktober fortgesetzt.

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