Mobile Dienste arbeiten am Limit

Schwierigste Arbeitsbedingungen für Heimpflegerinnen, aber niemand wird im Stich gelassen
Mangel an Schutzausrüstung für mobiles Pflegepersonal könnte die Spitäler belasten

Sie sind der Gefahr täglich ausgesetzt und haben größte Verantwortung. Die Rede ist von Hunderten Diplompflegerinnen, Pflegeassistentinnen und Heimhelferinnen der mobilen Dienste. Sie betreuen derzeit in Niederösterreich rund 16.000 ältere oder kranke Menschen. Die gehören inmitten der Corona-Pandemie allesamt zur höchsten Risikogruppe. „Umso dringender und wichtiger ist es, dass wir bei der Zuteilung von Hygiene- und Schutzausrüstung den Kliniken und Heimen gleichgestellt werden“, richtet die Präsidentin des NÖ Hilfswerks, Michaela Hinterholzer, einen Appell an die Gesundheitsbehörden im Bund und Land.

Hinterholzer erlebt die Dramatik rund um die Heimpflegerinnen direkt vor der Haustür. Ihr Heimatbezirk Amstetten zählt zu den Corona-Hotspots in NÖ. Der Kontakt mit infizierten Patienten ist für das Pflegepersonal allgegenwärtig. Und so ist etwa die Personaldecke der Einsatzstelle Amstetten, von wo aus 225 Patienten in auch stark vom Coronavirus belasteten Orten wie Ardagger oder Amstetten betreut werden, dünn geworden.

Mobile Dienste arbeiten am Limit

Hilfswerkpräsidentin Michaela Hinterholzer, Amstettener Dienststellenleiter Richard Sonnleitner

„Momentan befinden sich 23 von 49 Einsatzkräften in Quarantäne, eine Frau ist selbst infiziert“, schildert Dienststellenleiter Richard Sonnleitner. Rund um den Fall eines Corona-Kranken in Amstetten mussten zwölf Hilfwerk-Pflegerinnen in angeordnete Quarantäne. Patienten, die mehrmals am Tag versorgt werden müssen, sind eben ein Risiko, weil sie auch Kontakt mit mehreren Betreuerinnen haben.

Versorgungsgarantie

„Aber wir lassen niemanden im Stich. Der Einsatz der Belegschaft ist enorm“, sagt Hinterholzer. Aktuell helfen in Amstetten Pflegerinnen aus Nachbarbezirken aus.

In der Praxis sei der Stress enorm, sagt Sonnleitner. Tauchen bei einem Patienten Corona-Symptome auf, wird er getestet, und die Leitstelle kann beim Landessanitätsrat Schutzausrüstung bestellen. FFP3-Masken und Schutzmäntel gibt es nicht auf Vorrat. Bis der Schutz und das Testergebnis da sind, ist die Pflegerin nur mit Standardschutz gesichert. Die weniger effektiven FFP2-Masken müssen, auch wenn bis zu zwölf Kunden besucht werden, einen ganzen Tag getragen werden. Die Einweg-Schutzschürzen werden bei der Kundschaft hinterlegt und dort von der Pflegerinnen bei jedem Besuch wieder angezogen.

Unter den Mobilen Dienste, das sind in Niederösterreich Caritas, Volkshilfe und Rotes Kreuz, sei man sich einig, dass der Schutz der Kunden und des Personals gestärkt werden muss, sagt Hilfswerk-Chefin Hinterholzer. Ein Ausfall bei der Heimpflege belaste die Spitäler bedrohlich. In NÖ betreibt das Hilfswerk 56 Dienstleistungsstellen, von wo aus 2100 Beschäftigte 9000 Patienten in ihren Eigenheimen betreuen.

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