Meldungen über islamfeindliche Vorfälle erneut gestiegen

Kennzeichen: Das Kopftuch macht Frauen als Muslimas erkennbar
Dokumentationsstelle präsentierte Jahresbericht für 2017 - Übergriffe auf Frauen machen 98 Prozent aus

2017 war ein erneutes Rekordjahr für Meldungen zu islamfeindlichem Rassismus: Die „Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus“ (kurz Dokustelle) listet in ihrem Jahresbericht bundesweit 309 antimuslimische Vorfälle - wie Beschimpfungen und Beschmierungen - auf. Das entspricht gegenüber 2016 (256 Fälle) einem Anstieg von 21 Prozent. 2015, als die Initiative ihren ersten Bericht veröffentlichte, wurden 156 Fälle dokumentiert – wobei die Dokustelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Die meisten Fälle von 2017 ereigneten sich in Wien, wo die Dokustelle ansässig ist. Aus einigen Bundesländern gab es gar keine Informationen, da man dort nicht vertreten sei, hieß es.

Dennoch gab es auf Basis der vorhandenen Daten eindeutige Rückschlüsse: 98 Prozent der an Personen gerichteten Angriffe betrafen muslimische Frauen. Elif Öztürk Adam und Ümmü Selime Türe von der Dokumentationsstelle begründeten diese Tatsache mit dem Kopftuch, das Personen als Muslime identifiziere. Aber auch eine nicht muslimische Frau, die dieses Kleidungsstück ohne besonderen Hintergrund getragen hatte, sei angepöbelt worden.

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Beispiel für eine Beschmierung im Jahr 2017

Auffälligkeiten gab es auch beim Zeitpunkt der Meldungen. Vor allem im Oktober, rund um den Zeitpunkt der Nationalratswahl, habe es Spitzen gegeben - ähnlich wie im Jahr davor, als der Bundespräsident gewählt wurde. Aber auch im Mai und Juni, wenn die Muslime ihren Fastenmonat Ramadan begehen, waren Höhepunkte zu verzeichnen. Auch eine Mitverantwortung der Medien, welche die Diskurse und verwendete Sprache weitertragen, sieht die Dokumentationsstelle.

Meldungen über islamfeindliche Vorfälle erneut gestiegen

Beispiel für eine Beschmierung im Jahr 2017

Zu fast 60 Prozent handelte es sich bei den registrierten Vorfällen um Verhetzungen bzw. verbale Angriffe. Rund 20 Prozent waren Beschmierungen - teils auch nicht muslimischer Einrichtungen. Auffallend sei der Anstieg von gemeldeten Angriffen im Internet, deren Zahl sich fast verdoppelt habe. Ein Fall, den die Initiative dokumentiert hat, betraf einen Polizisten, der eine Frau rassistisch beschimpft hatte.

Methodik

Die Dokustelle registriert antimuslimische Vorfälle, die ihr via E-Mail, Facebook, telefonisch oder persönlich gemeldet werden. Der gesamte antimuslimische Rassismus-Report kann unter www.dokustelle.at heruntergeladen werden.

 

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