Mehr Gäste im Sommer: Attraktionen in schwindelnden Höhen

Mehr Gäste im Sommer: Attraktionen in schwindelnden Höhen
Die Seilbahnen bemühen sich, mehr Sommer-Touristen für die Berge zu begeistern.

Wurde der Sommertourismus in den Bergen bis vor wenigen Jahren noch weitgehend vernachlässigt, so haben sich die Verantwortlichen in der Zwischenzeit Gedanken gemacht. Das Angebot an Attraktionen ist vielfältiger geworden, und das zieht Touristen an.

Der Tourismusort Leogang hat sich von einem Winterskigebiet zu einer Ganzjahresdestination gewandelt, gelungen ist das durch einen Bikepark. Der Weg dorthin war nicht einfach. „2001 haben wir begonnen, die ersten fünf Jahre waren schwierig“, sagt Kornel Grundner, Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen. Damals war die Biker-Szene noch klein und im Ort nicht alle von dem Vorhaben begeistert. Ab 2006/’07 ist der Bikepark langsam in die Gänge gekommen, ab 2010 wurde es interessant, erzählt Grundner. Hatte die Asitz-Bahn, die Biker auf den Berg bringt, zuvor 20.000 Gäste im Sommer, so sind es heute 190.000.

Grundner achtet darauf, dass die Biker auf den angelegten Strecken bleiben und nicht die ganze Bergwelt verunsichern. „Ich bin kein Freund davon, dass das überall stattfinden muss“, sagt Grundner. In der Schweiz habe man alle Wege für Mountainbikes geöffnet. Manche Wanderwege sind nun nicht mehr eingezeichnet, um die Biker fernzuhalten.

In Zukunft will Grundner nicht unbedingt mehr Gäste am Berg haben, sondern die Auslastung besser aufs Jahr verteilen. Die Zahl der Strecken soll erhöht und so mehr Vielfalt geboten werden. „Das Erlebnis am Berg ist wichtig. Da wollen wir mehr besondere Momente schaffen.“ Wie etwa die Stahlseilrutsche Flying Fox. Auf dieser kann man sich über 1.600 Meter Länge und auf 140 Meter Höhe mit einer Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h ins Tal stürzen.

Anziehungspunkte

Ein Kontrastprogramm liefern die Schmitten-Bergbahnen, die auf Tradition und Ruhe setzen – was nicht minder spektakulär sein muss. Das Panoramarestaurant Franzl und die Areit-Lounge sind in moderner Architektur gehalten.

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Das Panoramarestaurant Franzl auf der Schmitten

„Die sind ein wahrer Anziehungspunkt, da hat man einen Blick auf 30 3.000er-Gipfel“, sagt Markus Papai, Marketingleiter der Schmitten-Bergbahnen. Die Leute nur auf den Berg zu schicken, sei zu wenig, „da muss etwas da sein“.

Auf der Schmittenhöhe, wo auf Familien, Wandern und Kunst gesetzt wird, gibt es Spielplätze, eine geräuscharme E-Motocross-Strecke, eine kleine Oldtimer- und Ski-Ausstellung sowie zahlreiche Kunstwerke über den Berg verstreut. „Die Natur steht im Vordergrund und wird von der Inszenierung nicht verfälscht“, sagt Papai. Trotz langer Tradition ist das Tourismusgebiet technisch auf hohem Niveau, wie unter anderem Seilbahngondeln im Porsche-Design beweisen.

136 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren investiert, die Transformation war aber nicht einfach. „Wir haben hier seit mehr als 120 Jahren gewachsene Strukturen“, weist Papai auf prominente Urlaubsgäste wie Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph, Stefan Zweig oder das niederländische Königshaus hin. Es gebe zahlreiche Grundbesitzer am Berg, viele hätten unterschiedliche Interessen. „Da ist Veränderung oft schwierig.“ Letzten Endes sei sie aber gelungen.

Auch die Gletscherbahnen Kaprun AG hat sich vor ein paar Jahren neu ausgerichtet und dabei ebenfalls eine eigene Handschrift gefunden.

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Aussichtsplattform am Kitzsteinhorn

Das 3.203 Meter hohe Kitzsteinhorn steht für sich, da muss man nicht viele Extras machen, meint Maria Hofer, Marketingleiterin der Gletscherbahnen. „Das Naturerlebnis ist zentral, man muss diese Schätze nutzen.“

Kino am Berg

Eines der Highlights am Berg ist die Gipfelwelt, die in der 1966 auf 3.029 Metern errichteten Gipfelstation untergebracht ist. Vor zehn Jahren wurde sie renoviert, mit einer Aussichtsplattform, einem Kino, das die Bergwelt näherbringt, einem Restaurant und einer Erlebniswelt in einem Stollen ausgestattet. Von der Plattform aus sieht man Großglockner, Großvenediger, Dachstein, Hochkönig, Wilden Kaiser und Zugspitze. Im Stollen finden sich Infostationen über die Hohen Tauern, den Gold- und Silberabbau, Kristalle und den Permafrost. Gletscher und dünne Luft tragen ihr Übriges zum Erlebnis bei.

Sommerurlaub auf den Bergen wird in Zukunft noch interessanter, glaubt Hofer. Viele wollen nur Ruhe, andere Panorama oder Unterhaltung. Da sei noch viel Platz für Ideen. Und die können auch subtil sein. Wie Gondeln, die im Sommer langsamer als im Winter fahren, damit der Gast die vorbeiziehende Landschaft besser genießen kann. –TP

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