Pflege rund um die Uhr
Im Video erzählen ihr Lebensgefährte und sie ihren Leidensweg von Anfang an. „Als ich die Eva auf dem Boden liegend und sich vor Schmerzen biegend vor meiner Wohnungstür vorfand, war klar, dass wir ein Thema haben“, erinnert sich Mario Kliment.
Seither ist er rund um die Uhr pflegender Angehöriger: „Ich war in diesem Jahr erst einmal auswärts essen, die Eva konnte heuer noch kein einziges Mal freiwillig das Haus verlassen.“ Die meiste Zeit des Tages, der Woche, des Monats sind die beiden allein zu Hause.
Das übergeordnete Ziel lautet: Einen „Crash“, also einen weiteren Krankheitsschub, tunlichst zu vermeiden. Eva-Maria Burger erklärt das so: „Da wird man kaltschweißig, unruhig. Da fühlt man sich, als hätte man sich gerade im Fitnesscenter komplett ausgepowert. Die Arme werden kraftlos und leicht. Du hast plötzlich keine Kraft mehr. Oft ist es so schlimm, dass ich mich im Bett nicht mal mehr umdrehen kann.“
Ganze Woche gestohlen
Umso bitterer ihre Erlebnisse mit einigen uneinsichtigen Medizinern, die sie zu ihren Begutachtungen zu sich bestellen und einen Hausbesuch von vornherein kategorisch ablehnen. Was meist in einem Zusammenbruch mündet, der mehrere Tage lang anhält.
Zuletzt hatte sie ein praktischer Arzt in die Ordination im 20. Bezirk geladen, um eine gerichtlich angeordnete Begutachtung bezüglich des Pflegebedarfs durchzuführen. Zwei ärztliche Atteste, dass sie nicht transportfähig ist, ließ er nicht gelten. In der Ordination soll er dann allen Ernstes erklärt haben, dass er – obwohl als Gutachter eingesetzt – von Long-Covid so gut wie keine Ahnung hat.
„Trotz Liegendtransport und Beruhigungsmittel ist es mir furchtbar gegangen“, erzählt Eva-Maria Burger heute. „Dieser Arzt hat mir nicht nur den einen Tag, sondern auch die komplette nächste Woche gestohlen.“ So lange hat es gedauert, bis sie sich wieder einigermaßen erholt hat.
Weil sie mit den Spätfolgen der Pandemie längst nicht allein ist, weil viele andere von ebensolchen Medizinern berichten, mündet der Hilferuf der Covid-Patientin und ihres Partners in einer Kampfansage: „Wir werden uns diese Behandlung nicht mehr länger gefallen lassen. Wir werden klagen, und wir werden die Missstände jetzt endlich öffentlich machen.“
Vorerst aber Ruhe. Ihre Temperatur ist jetzt bereits über 38,5 Grad Celsius angestiegen. Eine Stunde lang miteinander reden, ist das Maximum, das noch möglich ist. In den USA, wo man von rund 25 Millionen Long-Covid-Patienten ausgeht, wurde vor Kurzem eine große Studie gestartet. Es bleibt zu hoffen, dass sie den Betroffenen hilft, und sei es nur, dass sie sich nicht mehr erklären müssen.
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