Bereits 13 Verletzte
Die Studentin war in Ostdeutschland 2018 bis 2020 auf Nazi-Jagd gegangen, so die Vermutung. Bei sechs Überfällen soll sie mit drei Komplizen 13 Personen zum Teil schwer verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft Dresden sieht eine kriminelle Vereinigung und fordert insgesamt 18 Jahre Haft. In den nächsten Wochen fällt das Urteil.
Während deutsche Medien die Frau als gefährlichste Linksextremistin Deutschlands bezeichnen, kommt es in Europa zu Solidaritätskundgebungen. Vor dem Karl-Marx-Hof in Wien beispielsweise fordern rund 30 teils vermummte Aktivisten die Freilassung von Lina E.
Unmittelbar nach ihrer Verhaftung 2020 taucht ihr Lebenspartner Johann G. mit möglicherweise gefälschten Papieren unter. Die Polizei geht davon aus, dass er mit rund zehn Personen unterwegs ist und Kontakte zu militanten Linksextremisten knüpft, etwa in Italien oder Griechenland.
Jedenfalls nehmen die Angriffe danach zu – in Ostdeutschland werden Polizeiautos, Postfahrzeuge und ein Skoda-Autohaus angezündet. Auf der Szeneplattform Indymedia tauchen Bekennerschreiben auf. Vor allem Leipzig wird zum Brennpunkt. Die Polizei führt daraufhin Hausdurchsuchungen durch, was die Stimmung weiter anheizt.
Jedenfalls gibt es weitere Überfälle auf Rechte, auch in Ungarn, etwa im heurigen Jänner. In sozialen Medien applaudiert die linke Szene, obwohl es wieder Schwerverletzte gibt. Die Polizei registriert eine zunehmende Zustimmung zur Gewalt, wie in den Beginnzeiten der RAF-Terroristen. Diese blieben so lange unerkannt, weil sie bei vielen Sympathisanten Unterschlupf fanden.
Für die Studentin gibt es Unterstützung auch in den Medien. „Vorverurteilt – der Fall Lina E.“ titelt etwa die Berliner taz. Medien wie die Bildzeitung stellen Lina E. und ihre Mitstreiter zunehmend als kriminelle Terroristen dar – so ähnlich wie sie die RAF stets als Bader-Meinhof-Bande bezeichnete.
Wilde Drohungen
Auf linken Demos in Ostdeutschland wird bereits skandiert, dass hochrangige Polizisten wieder in Kofferräumen landen – so wurden die Opfer von der RAF einst entführt, bevor sie später getötet wurden. Passend dazu werden die Namen von Ermittlern auf Twitter veröffentlicht.
Auf Indymedia finden sich – so wie damals – wirre Rechtfertigungen, aber auch Drohungen. So soll für jedes Jahr Haft für Lina E. eine Million Euro Sachschaden angerichtet werden, losgehen sollen die Randale am Samstag nach der Urteilsverkündung.
Wie die Geschichte weitergeht, wird wohl auch vom Urteil in Dresden abhängen. Die Studentin schweigt jedenfalls zu allen Vorwürfen. Die zuständige SOKO „Lynks“ ermittelt jedenfalls seit 2010 gegen die Szene und Kritiker weisen darauf hin, dass ihr bisher kaum Verurteilungen gelungen sind.
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