Land Tirol will Fernpassroute zur Mautstrecke machen

Jeder Österreicher kennt diese Strecke aus dem Verkehrsfunk. "Stau auf der B179 Fernpassstraße" ist eine Meldung, die regelmäßig zu hören ist. Bis zu 30.000 Fahrzeuge sind hier täglich unterwegs:
Von Deutschland kommende Urlauber, die durch das Außerfern ins Inntal und weiter in die Zentren des Massentourismus im Tiroler Oberland wie etwa das Ötz- oder Paznauntal wollen etwa. Im Sommer kommen auch noch Italien-Reisende dazu, die durch Tirol Richtung Süden fahren. Und dann sind da noch jede Menge Lkw, die sich durchs Gebirge schleppen.
Regierungsspitze angereist
Entsprechend verkehrsgeplagt ist die Bevölkerung entlang der Route in der Tiroler Peripherie. Am Mittwoch hat sich Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), begleitet von drei seiner Landesräte, in die eineinhalb Autostunden von Innsbruck gelegene Bezirkshauptstadt Reutte begeben, um dort ein Maßnahmenpaket zu präsentieren, das der Region eine bessere Verkehrsanbindung ans Inntal bringen soll.
Zunächst wurden Bürgermeister und Wirtschaftstreibende informiert, ehe die Pläne bei einer Pressekonferenz präsentiert wurden. Dass sich der Verkehr reduziert, "wird nicht der Fall sein", stellte Mattle auf Nachfrage unumwunden klar. "Es geht darum, dass die Sicherheit und die Flüssigkeit des Verkehrs verbessert wird", so LH-Stellvertreter und Straßenbaureferent Josef Geisler (ÖVP).

Dazu ist der Bau eines seit Jahren angekündigten und von ÖVP und SPÖ paktierter Tunnels unter dem Fernpass geplant. Zudem soll die überfällige Erweiterung des Lermooser Tunnels auf der Strecke um eine weitere Röhre und Sanierung der alten in Angriff genommen werden. Dazu sind zahlreiche Maßnahmen zur Entlastung geplant - etwa eine Ausweitung der Abfahrverbote in Gemeinden neben der Route.
Über eine halbe Milliarde Euro
"Wir nehmen über eine halbe Milliarde Euro in die Hand", erklärte LH-Stellvertreter Georg Dornauer (SPÖ). Doch die wollen auch wieder hereingespielt werden. Daher plant die Landesregierung mit Fertigstellung des Fernpasstunnels - geplant für 2028 - eine Maut auf der Strecke einzuheben.
40 bis 45 Millionen Euro soll die in die Kassen einer zu gründenden Mautgesellschaft spülen. In 25 Jahren sollen die Investitionen wieder herinnen sein.
Wie gut das bei der Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden in dem Bezirk ankommt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Der Verkehrssprecher der ÖVP, Florian Riedl, hatte erst vor wenigen Wochen die Asfinag des "Mautraubzuges" bezichtigt. Und zwar weil Einheimische im Wipp- und Stubaital auf der Brenner-Autobahn künftig 11 statt bisher 0 Euro zahlen müssen.
Wegekostenrichtlinie
Grund dafür ist die EU-Wegekostenrichtlinie. Die wolle man auch im Außerfern einhalten. Eine Gratismaut für Einheimische sei nicht möglich, da EU-Bürger nicht diskriminiert werden dürfen. "Aber ohne Maut wird es nicht geben", so der Landeshauptmann angesichts des Investitionsvolumens.
Mögliches Unbill bei der regionalen Bevölkerung und Unternehmerschaft will das Land mit Zuckerln verhindern. Ein Jahres-, genannt Mehrfahrtenkarte, soll pro Pkw 140 Euro kosten. Zugleich erhält jeder Haushalt im Außerfern jedes Jahr - je nach Größe - einen "Regionalgutschein" in Höhe von 150 bis 290 Euro.
Damit könne man Öffi-Tickets lösen oder "in regionalen Geschäften einkaufen, so der Landeshauptmann. Letzteres soll wiederum die Wirtschaft besänftigen. Angedacht sei zudem ein eigener Mauttarif für Handwerksbetriebe. Auch für den Werksverkehr von Industriebetrieben soll es eine Lösung geben.
Die Arbeiten am Lermooser-Tunnel sollen 2026 beginnen und vier Jahre Dauern. Kostenpunkt 250 Millionen Euro. Der Beginn für den Bau des gerade einmal 1,4 Kilometer langen Fernpasstunnel (160 Millionen Euro) ist ebenfalls für 2026 geplant. Er soll 2028 in Betrieb gehen. Zusätzlich sind zahlreiche weitere Maßnahmen an der Strecke geplant, die ebenfalls zig Millionen Euro kosten werden.
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