"LAB65": Wien will Jugendliche von der Straße holen

Dort, wo alles aussichtslos scheint, will ein neues Projekt des Fonds Soziales Wien und des Wiener Hilfswerks ansetzen. Unterstandslose Jugendliche und junge Erwachsene finden ab sofort in der Gumpendorfer Straße 65 in Wien-Mariahilf Unterstützung in Form von Beratung, Coaching und Vernetzung, so der Sozialsprecher der Neos Wien, Jörg Konrad.
„Wir wollen möglichst früh die Spirale der Wohnungslosigkeit durchbrechen und jungen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen“, beschrieb Sozialstadtrat Peter Hacker die Vision des „LAB65 – Leben, Arbeit, Bildung“ am Mittwoch bei der Eröffnung.

Genau genommen hat die Einrichtung bereits Anfang März ihre Türen für die Zielgruppe – Obdachlose von 17 bis 27 Jahren – geöffnet. Dass Bedarf besteht, ist laut dem Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) offensichtlich: „Seit Corona sehen wir, dass mehr Jugendliche obdachlos sind.“ Zahlen der Wiener Wohnungshilfe verdeutlichen, dass Wohnungslosigkeit untern den Jüngsten keine Ausnahme ist. 20 Prozent der Kundinnen und Kunden sind zwischen 18 und 30 Jahren.
Ex-Obdachlose beraten
„Junge Menschen haben ein Recht auf Schutz und Geborgenheit. Das zu gewährleisten, ist der Auftrag einer intakten und humanen Gesellschaft“, betonte die Geschäftsführerin des Wiener Hilfswerks, Sabine Geringer, die auf das zu „LAB65“ gehörende Online-Angebot verwies.
In der Praxis sollen Betroffene nicht nur beim Bewerbungsprozess begleitet werden, auch Finanzbildung oder Fotoshootings für den Lebenslauf sind geplant. Und Gespräche mit „Peers“, also ehemals Obdachlosen, die es von der Straße in ein geordnetes Leben geschafft haben.
„Einer unserer Betreuer, der einst auf die schiefe Bahn geraten war, hat mir erzählt, dass er damals, als alles ausweglos schien, genau so ein Angebot gebraucht hätte“, hofft Geringer, dass derartige Biografien ihren künftigen Klienten motivieren können. Und wenn es mit Job und Wohnung nicht gleich klappe, könne man jederzeit in das Programm zurückkehren: „Scheitern ist erlaubt.“
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