Bekannte Konditorfamilie: "Schokolade macht glücklich"

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Die in vierter Generation geführte Friesacher Konditorei Craigher samt Schokoladeerlebniswelt feiert 111. Geburtstag und stemmt sich erfolgreich gegen die Industrietrends.

Die Craighers erzählen, warum sie gerne sieben Tage die Woche arbeiten.

KURIER: Was halten Sie vom Trend „Dubai-Schokolade“?

Dieter Craigher: Dieser Hype ist nach dem Video einer Influencerin entstanden. Ich finde Dubai-Schokolade sehr üppig: zu viel Fülle, relativ wenig Schokolade.

Hanna Craigher: Die Kunden kaufen nun auch bei uns wesentlich mehr Pistazien-Schokolade.

Haben sich Pistazien verteuert?

Hanna: Ja extrem.

Barbara Craigher: Aber Pistazien waren immer schon sehr teuer. Wir müssen mit unserer Pistazien-Krokant-Schokolade den Vergleich nicht scheuen.

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Hanna: Die Industrie-Dubai-Schokolade ist innen giftgrün. Aber eine richtige Pistazie ist eher grün-braun.

Habt ihr Jungen nie überlegt, was anderes zu tun?

Hanna: Ja, weil ich ja BWL und Wirtschaft und Recht studiert und gerne Steuerberaterin geworden wäre. Aber nach Studienende kam die Idee der Schokoladeerlebniswelt. Und der Dominikus meinte, er könne sich vorstellen, für die Produktion zuständig zu sein. Daher habe ich gesagt: Dann steigen wir gemeinsam ein und teilen es uns auf. Und es passt.

Dominikus Craigher: Es war ein Prozess, und es spricht ja auch nichts dagegen, sich nebenher noch ein zweites Standbein aufzubauen.

Wie schwierig ist es, an die nächste Generation zu übergeben?

Barbara: Vier Meinungen unter einen Hut zu bringen, ist schon eine spannende Reise – einmal gelingt es besser, einmal nicht so gut. Aber natürlich sind wir stolz, dass die Kinder übernehmen. Letztlich ist es natürlich notwendig, dass alle an einem Strang ziehen. Es ist eine Balance zwischen Tradition und Innovation.

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Haben Sie auch gestritten?

Alle: Ja. (lachen)

Barbara: Wir haben erkannt, dass sich die dritte Generation zurücknehmen muss.

Welche Akzente habt ihr Jungen gesetzt?

Hanna: Wir sprechen mit der Schokoladen Erlebniswelt eine neue Zielgruppe an und haben dadurch ein weiteres Standbein geschaffen. Und jetzt arbeiten wir an einem neuen Verpackungsdesign.

Wie schwierig ist die Personalsuche?

Hanna: Schwierig. In unseren Bereichen – Handwerk und Dienstleistung – gibt es die größten Personalprobleme. Außerdem haben wir sieben Tage die Woche geöffnet – und das beim Trend zur Vier-Tage-Woche von Montag bis Donnerstag. Aber zum Glück wohnen viele Mitarbeiter in einem Umkreis von nur fünf Gehminuten.

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Dieter: Der einzige Nachteil unseres Standorts ist, dass die Friesacher nach Klagenfurt und St. Veit arbeiten gehen. Aber du kriegst niemanden von Klagenfurt nach Friesach.

Kennen Sie Herrn Zotter? Barbara: Nur aus den Medien. Wir unterscheiden uns vor allem in der Größe und sind bewusst eine kleine, familiäre Manufaktur geblieben. Bei uns wird wirklich noch alles per Hand gemacht – vom Gießen und Füllen bis zur Verpackung. Das spüren auch unsere Kunden. Es gibt einen Trend zu hochwertigen, nachhaltigen Nahrungsmitteln.

Leider macht Schokolade dennoch nicht schlank.

Barbara: Nein, aber definitiv glücklich. Schokolade enthält Tryptophan, und das wird im Körper zu Serotonin umgewandelt, das Glückshormon. Speziell in dunkler Schokolade ist es in hohem Maß vorhanden. Das ist ein wertvolles Genussmittel, das auch Magnesium und Antioxidantien enthält.

Hanna: Viele andere Süßigkeiten werden ausschließlich industriell hergestellt. Wir verwenden fair gehandelten Kakao, keine Konservierungsmittel und keine künstlichen Geschmacksverstärker. Nichts wird lange gelagert, alles ist frisch. Mein Bruder schmeckt alle Füllungen ab.

Dominikus: Bei der maschinellen Herstellung stößt man schneller an Grenzen, als wenn man mit Hand produziert. Da kann man schon flexibler sein und zum Beispiel von manchen Zutaten etwas mehr oder weniger verwenden, damit es passt. Das macht den Unterschied aus.

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Alles wurde teurer. Ihr auch?

Hanna: Bekannte Industrieunternehmen haben die Preise in den letzten Jahren um über 40 Prozent angehoben. Schokolade ist ein energieintensives Produkt. Der Kakaopreis ist explodiert und auch die hohen Lohnkosten spielen bei handgefertigten Produkten eine Rolle. Wir sind in den letzten drei Jahren um insgesamt 15 Prozent raufgegangen.

Was verkauft sich besonders gut?

Dieter: Die zwei Kärntner Schokoladen: Sie bestehen aus Preiselbeere, Nougat, Honig in der Milchschokolade oder Äpfel Zimt Weinbeeren Rum in der Zartbitterschokolade. Und seit 30 Jahren haben wir den Friesacher Würfel. Den haben wir sogar schon nach Tokyo geliefert.

Barbara: Ein großer Teil des Umsatzes ist außerdem die personalisierte Schokolade für Unternehmen.

Hanna: Wir designen auch die Verpackung samt Markenbotschaft und Logo des Kunden.

Welche Kunden gehen Ihnen auf die Nerven?

Hanna: Puh, schwere Frage. Im Allgemeinen sind die Leute ungeduldiger geworden. Man muss extrem schnell liefern können. Spontane Wünsche zu erfüllen, ist aber auch unsere Stärke.

Dieter: Und wenn wir das Unmögliche dann doch möglich machen, sind wir selbst zufrieden. Ich bin ja gerne im Geschäft. Wenn ich den Gesichtsausdruck der Kunden sehe, sobald sie ihr Packerl kriegen, und wie sie es behutsam raustragen: Das bedeutet Glück für mich.

Barbara: Den Kunden gefällt unser Kaffeehaus auch. Diese Wertschätzung bereitet uns so viel Freude, dadurch können wir sieben Tage die Woche arbeiten.

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Es ist kein Zufall, dass die Wände in der Konditorei und der Erlebniswelt schokobraun sind, oder?

Barbara: Ein Teil unserer Wände ist mit der Rinde eines Feigenbaums aus Uganda tapeziert. Der wächst dort, wo es auch Kakaopflanzen gibt: Baumrindenvlies ist das älteste Textil der Menschheit und Weltkulturerbe. Weil das so gut zu unserem Thema passt, haben wir es importiert.

Was ist das Lieblingsprodukt des Chocolatiers und Juniorchefs?

Dominikus: Das lässt sich kaum eingrenzen, weil wir eine so große Vielfalt haben – über 70 verschiedene Sorten. Dafür verarbeiten wir 18 Tonnen Kakao pro Jahr.

Und woher kommt der Kakao?

Barbara: Über den ganzen Globus verteilt.

Hanna: Sehr interessiert sind unsere Kunden auch am Wildkakao, der von Urwaldinseln stammt und nicht mehr auf Plantagen wächst. Dieser Kakao ist komplett unbehandelt.

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Wie entspannen Sie selbst?

Barbara: Beim Schwimmen. Dabei zähle ich die Runden, damit ich nicht gleich wieder ans Geschäft denke.

Dominikus: Im Fitnesscenter.

Dieter: Mit dem Hund spazieren.

Barbara: Und die Hanna entspannt bei der Arbeit. (Alle lachen)

Was ist der größte Luxus?

Hanna: Einmal Ruhe zu haben. Wobei die Lebensqualität in einer so kleinen Stadt wie Friesach schon toll ist.

Sind die verödenden Innenstädte nicht ein Problem?

Dieter: Dank der Schokoladeerlebniswelt sind wir ein Ausflugsziel geworden.

Barbara: Friesach hat viel Potenzial. Es ist die älteste Stadt Kärntens, wir haben den einzigen Wasser führenden Stadtgraben und Burgen. Der Tourismus müsste halt besser vermarktet werden.

Woher kommt Ihr ungewöhnlicher Nachname?

Dieter: Aus Irland. Wegen Hungersnöten sind viele Iren ausgewandert: ein Teil nach Australien und Amerika, ein Teil nach Oberitalien.

Barbara: Wir sind froh über den Namen mit der besonderen Schreibweise, weil er ja auch exklusiv ist.

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