Kein Feuerwerk bei Silvesterpfad: Ärger, Vorwürfe gegen Veranstalter
Irgendwann war es dann Mitternacht. Und keiner hat’s bemerkt. Denn nichts passierte. Der Himmel blieb dunkel.
15 Minuten später war es fix: Das Feuerwerk, das den Silvesterpfad traditionell erhellt, musste ausfallen. Das verkündete das Stadt Wien Marketing um exakt 00.17 Uhr entschuldigend. Zu diesem Zeitpunkt war die Aufregung aber schon perfekt.
Insgesamt rund 800.000 Menschen waren im Laufe des Tages in die Wiener Innenstadt gekommen, um am größten Silvesterspektakel des Landes teilzunehmen. Das Feuerwerk, das vom Rathausplatz aus abgeschossen wird, ist alljährlich eines der Highlights.
Schon um 23.30 bewegten sich die Massen vom Stephansplatz, der mit seiner Live-Bühne den eigentlichen Mittelpunkt der Feierlichkeiten bildet, weg in Richtung Rathaus. Ihr erklärtes Ziel: der beste Blick auf das Feuerwerk. Viele von ihnen, die sich eigens auf den Weg gemacht hatten, waren – erwartungsgemäß – enttäuscht. Und verärgert.
Katerstimmung
Der Grund für den kurzfristigen Ausfall: Der böige Wind war letztendlich zu stark. Man habe bereits tags zuvor auf die schwierigen Wetterbedingungen hingewiesen, sagt Gerlinde Riedl, Geschäftsführerin des Stadt Wien Marketing, im KURIER-Gespräch.
Feuerwerk über den Dächern Wiens, nur nicht über dem Rathaus
Das Stadt Wien Marketing ist Veranstalter des Silvesterpfads. Und nach dem etwas verpatzten 30-Jahr-Jubiläum herrscht nun leichte Katerstimmung. Man sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, die Besucher zu spät über die Absage des Feuerwerks informiert zu haben.
Stimmt nicht, sagt Riedl. Es habe vonseiten der Experten für den 31. Dezember keine generelle Sturmwarnung gegeben. Deshalb habe man – im Sinne der Besucher – so lange wie möglich versucht, das Feuerwerk zu ermöglichen.
Wind mit bis zu 50 km/h
Um 23.30 Uhr waren die Windböen aber schließlich 50 km/h schnell; kurz vor Mitternacht waren es noch immer 42 km/h.
Behördlich erlaubt war der Abschuss des Feuerwerks aber nur bei Windgeschwindigkeiten von maximal 32 km/h. Die Pyrotechniker konnten also gar nicht anders als das Feuerwerk abzusagen. Gemessen wurden die Windgeschwindigkeiten vom Wetterdienst Ubimet, der auf dem Rathausplatz eine Messstation errichtet hatte.
Was so manchen Partygast verwunderte: Unweit der Innenstadt, im Wiener Prater, konnte das Feuerwerk plangemäß abgeschossen werden.
Auch das hat seinen Grund: Das dortige Feuerwerk habe eine niedrigere Kategorie, so Riedl. Jenes beim Rathaus aber sei ein Großfeuerwerk der (höchsten) Kategorie F4. Und dafür gelten eben besondere Regeln.
Historische Bauten
„Wir schießen das Feuerwerk in unmittelbarer Nähe von historischen Bauten ab“, sagt Riedl. „Was unkontrollierter Funkenflug da anrichten kann, will ich mir gar nicht ausmalen. Da geht man keine Risiken ein“.
Den Ärger kann sie übrigens nur zum Teil nachvollziehen. „Vor dem Event wurden wir mit Blick auf das Klima dafür kritisiert, überhaupt ein Feuerwerk zu machen. Jetzt zeigt sich: Wie man es macht, ist es nicht recht.“
2.000 Polizeieinsätze
Der restliche Abend auf dem Silvesterpfad verlief laut Polizei verhältnismäßig friedlich. Es wurden 13 Körperverletzungsdelikte, eine Sachbeschädigung und mehrere Verwaltungsübertretungen (Pyrotechnik, Lärm, Ordnungsstörung) angezeigt.
In anderen Bezirken war da schon mehr los: Unbekannte sprengten in mehreren Bezirken Zigarettenautomaten mit Böllern. In einem Fall ertappte die Polizei zwei Frauen auf frischer Tat. Es kam zum Handgemenge, zwei Beamte wurden verletzt.
In Floridsdorf zerstörten Unbekannte zwei Telefonzellen. In der Donaustadt wurde ein Postkasten gesprengt; im 16. Bezirk ein Kaugummiautomat. Es kam auch zu einigen Bränden, meist ausgelöst von minderwertigen Raketen. Insgesamt wurden die Beamten zu 2.000 Einsätzen gerufen.
Für einen der gefährlicheren sorgten zwei Männer in Liesing: Ein 41-Jähriger feuerte mehrmals mit einer Schreckschusspistole in die Luft. Als die Polizei eintraf, weigerten sich der Mann und sein 38-jähriger Bekannter, die Waffe wegzulegen.
Letztendlich konnten sich überredet werden – und lieferten eine Begründung für den Waffengebrauch: Sie hätten geschossen, weil man das „zu Silvester eben so macht“.
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