Um es in der Fußballersprache zu sagen: Rasool erzählt seit Jahren von schweren Fouls, die die kroatische Polizei an ihm begangen habe.
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Sprich: Nach dem berüchtigten Flüchtlingslager Moira hatte er es an die bosnisch-kroatische Grenze geschafft, wo er von Grenzpolizisten misshandelt und nach Bosnien zurückgeprügelt worden sei.
„In Kroatien herrscht ein System der Gewalt gegen Flüchtende. Die Gewalt, die ich bei der kroatischen Polizei erlebt habe, kenne ich sonst nur von den Taliban“, schildert Rasool seine Erlebnisse.
Das Bundesamt für Fremdenrecht und Asylwesen (BFA) habe den Ausführungen Rasools trotz vorgelegter ärztlicher Befunde und vieler gleichlautender anderer Berichte über Misshandlungen von Flüchtlingen in Kroatien nicht geglaubt.
Nun wurde Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht gegen die Rückführung nach Kroatien eingelegt – in der Hoffnung, dass dieser Beschwerde aufschiebende Wirkung zuerkannt werde.
„Aus Menschenrechtsgründen dürften gar keine Abschiebungen nach Kroatien erfolgen“, sagt Kittenberger, der bei seinem Mandanten eine „Retraumatisierung“ befürchtet. Darüber hinaus habe die Organisation „Human Rights Watch“ vor „Kollektivabschiebungen“ aus Kroatien gewarnt.
„Zweifel begründet “
Abschiebungen nach Kroatien sieht auch Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordination Österreich problematisch. „Wir hören von Organisationen, dass es Pushbacks nicht nur an der Grenze, sondern auch aus dem Landesinneren gibt“, weiß er, „eine Rückführung wäre problematisch, weil es zu einer Kettenabschiebung kommen kann.“
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Gerade bei Kroatien habe er „großes Bauchweh“, dass die Bedingungen für Flüchtlinge auf europäischem Niveau eingehalten werden: „Zweifel sind in diesem Fall jedenfalls begründet.“
Flucht vor Taliban
Rasools Geschichte hat bereits für Schlagzeilen gesorgt: Der junge Mann musste vor den Taliban in Afghanistan flüchten, weil er mit amerikanischen Universitäten zusammengearbeitet und sich für afghanische Fußballerinnen eingesetzt hatte, die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Verbandsfunktionäre wurden. Rasool wurde in Afghanistan bedroht, gefoltert und eingesperrt.
Detail am Rande: In Afghanistan war Rasool als Trainer des Futsal-Nationalteams und als FIFA-Schiedsrichter für Futsal tätig, in Österreich würden Leute mit seinen Qualifikationen benötigt, sagen seine Vertreter.
Deshalb hätten sich auch Karl Daxbacher und Josef Degeorgi, zwei Austria-Legenden, für Ibrahim Rasool eingesetzt. Schließlich würden in Österreich rund 1.000 ausgebildete FIFA-Schiedsrichter fehlen. Ob ein Bleiben in der Nachspielzeit möglich wird, entscheidet jetzt das Bundesverwaltungsgericht.
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