Tiercoach: Wenn Katzen markieren, ist das nicht Protestpinkeln

Tiercoach: Wenn Katzen markieren, ist das nicht Protestpinkeln
Katzen kommunizieren über Gerüche mit Artgenossen und dem Halter. Was man darüber wissen muss, erklärt KURIER-Tiercoach Katharina Reitl.

Das sommerliche Wetter lockt Katzen hinter dem Ofen hervor. Für Freigänger ist es Zeit, das eigene Revier abzustecken und die olfaktorischen Nachrichten von Artgenossen zu lesen.

„Katzen setzen Duftmarken in vielen Varianten; es ist ein wichtiger Teil ihrer Kommunikation“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, woran Halter die unterschiedlichen Bedeutungen des Urinabsetzens erkennen und was sie gegen die lästigen Gerüche tun können.

Beim Markieren trippeln Katzen auf den Hinterbeinen

„Beim Markieren verspritzen Katzen den Harn stehend – und waagrecht nach hinten“, sagt Reitl. Sie trippeln dabei auf den Hinterbeinen und strecken den Schwanz senkrecht in die Höhe. Das Aroma landet möglichst großflächig auf Wänden bzw. Grünzeug. 

Der individuelle Duft steckt den Gebietsanspruch ab und liefert anderen Tieren Informationen über Alter, Geschlecht, gesundheitlichen Zustand und sexuellen Status des Urhebers.

„Der Sinn hinter dem Protestpinkeln ist ein ganz anderer“, grenzt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn die Unreinheit vom Markieren ab. Das Haustier hockerlt sich dabei hin und spritzt den Harn senkrecht auf den Boden. Die Aufmerksamkeit des Halters ist ihm gewiss. 

Oft lösen Stress oder Unsicherheit das Verhalten aus. Ein Umzug, ein neues Familienmitglied oder Baustellenlärm vor dem Fenster können sensible Vierbeiner belasten.

Ab wann Katzenbabys sauber sind

„Katzenbabys sind in der Regel ab zwölf Wochen sauber“, sagt Reitl. Gehen die Jungtiere trotz gezielten Trainings nicht aufs Kisterl oder negieren ältere Vierbeiner plötzlich das Katzenklo, können medizinische Gründe dafür verantwortlich sein. Es gehört abgeklärt, ob etwa eine Blasenentzündung, Harnwegserkrankungen oder schlimmeres vorliegen.

„In der Wohnung können die Urinbotschaften sehr unangenehm sein“, weiß der Zoodoc. Zunächst muss die Ursache für das Verhalten analysiert werden. 

Oft hilft es, der Katze mehr Zuwendung zu schenken. Im Mehrkatzenhaushalt braucht jedes Tier seinen Futterplatz, eine eigene Klobox und Rückzugsmöglichkeiten. Darüber hinaus können Duftsprays mit Pheromonen das Wohlbefinden der Vierbeiner steigern. 

Beim klassischen Markieren kann eine Kastration angedacht werden; sie ist aber keine Garantie für eine Besserung – vor allem dann nicht, wenn sich das Verhalten bereits gefestigt hat. Übrigens: In Österreich dürfen nur kastrierte Kätzinnen und Kater ins Freie.

Katzen können Kot beduften

Kommunikation mittels Urin ist nicht alles. Mit Analdrüsen können Katzen ihren Kot beduften. 

Mit Drüsen an Kopf, Rücken, Schwanzansatz und Pfoten produzieren sie ein Sekret wie eine Visitkarte. Der KURIER-Tiercoach dazu: „Sie verteilen es über Köpfchengeben oder Abschmieren. Den Geruch können Menschen nicht wahrnehmen.“

Fragen an den Tiercoach: tiercoach@kurier.at

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