Jugendrichterin fordert rasche Umsetzung der Haft-Alternativen

Nahaufnahme des Gesichts von Christine Lagarde.
Matschnig schlägt Wohngruppen statt U-Haft vor.

Nachdem ein mutmaßlich 12-jähriger Taschendieb über zwei Wochen in U-Haft gesessen ist (der KURIER berichtete), fordert die Wiener Jugendrichterin Beate Matschnig eine rasche Umsetzung der Alternativ-Modelle. Konkret schlägt sie „Wohngruppen statt U-Haft“ vor, „wobei es nötig wäre, dass man diese Wohnungen auch abschließen kann“. Dies deshalb, um die Betroffenen am Davonlaufen zu hindern und sie gezielt betreuen zu können. „Diese Kinder sind Opfer. Sie gehören konkret einer Bande von 100 Kindern an, die gezielt zum Stehlen ausgebildet und von ihren Hintermännern durch ganz Europa geschickt werden.“

Dass die Strafverfolgungsbehörden ihr primäres Augenmerk auf die kindlichen Täter richten, hält die Jugendrichterin für nicht ausreichend: „Man müsste sich einmal die Mühe machen, die so lange zu beobachten, bis man an die Hintermänner herankommt.“ Insofern ist es für Matschnig unverständlich, dass der am vergangenen Freitag enthaftete Bub von der Polizei zwar der „Drehscheibe“ (Organisation für unbegleitete Kinder) übergeben, aber nicht weiter observiert wurde. Der Bub tauchte sogleich unter.

Norbert Ceipek, Leiter der „Drehscheibe“, fordert gemeinsame Richtlinien für jene Stellen, die mit solchen Kindern zu tun haben: „Wir werden da ausgespielt. Wenn wir uns zerfleischen darüber, was ist unmündig oder mündig, dann lachen sich die Hintermänner ins Fäustchen.“

Kommenden Freitag findet der Prozess gegen die Komplizin des Buben statt. Auch sie könnte noch minderjährig sein, sitzt aber nach wie vor in U-Haft.

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