In der Manege geht die Angst um

Viele Zirkusbetriebe sind nach den jüngsten Vorfällen verunsichert. Im Bild: Ein Clown des Circus Roncalli
Nach Anschlägen auf zwei Zirkusse in Ober- und Niederösterreich ermitteln Kriminalisten. Die Zirkusfamilien sind verunsichert.

Wütende Tierschützer, die Zirkustiere verbannen möchten. Enttäuschte Besucher, die wegen der daraufhin fehlenden Tiere dem Zirkus fernbleiben. Und wirtschaftliche Herausforderungen.

Die Problemliste der heimischen Zirkusbetreiber ist ohnehin bereits lang. Nun geht unter den österreichischen Direktoren auch noch die Angst um. Denn die Vorstellungssaison hat gerade erst begonnen und es sind bereits zwei Betriebe attackiert worden.

Zum einen wurde in der Nacht auf Sonntag in Korneuburg, Niederösterreich, auf den Zirkus „Don Eduardo“ ein Brandanschlag verübt. Mit brennbarer Flüssigkeiten hätten Unbekannte das Zirkuszelt gleich an mehreren Stellen angezündet, schildert Direktorin Andrea Schotter. Der Schaden für die Betreiberfamilie ist hoch.

Tiere auf der Straße

In der Manege geht die Angst um

Für Maron Kaiser und seine Geschwister  Sharon und Letizia hat sich seit dem Sabotageakt das Zirkusleben verändert  

Zum anderen haben, wie berichtet, in der Nacht auf den 8. März Unbekannte in Traun, Oberösterreich, acht Kamele, ein Lama und 13 weitere Tiere des Familienzirkus „Alex Kaiser“ aus ihrem Gehege auf die stark befahrene Wiener Bundesstraße B1 getrieben.

Juniorchef Maron Kaiser erinnert sich mit Schaudern an diese Nacht. Nur in einem gefährlichen Einsatz sei es seiner Familie und den Artisten gelungen, eine Katastrophe zu verhindern. Zum Glück wurden weder Menschen noch Tiere verletzt.

Besorgt ist er dennoch: „Da läuft etwas gegen die Zirkusse, das unsere Existenz bedroht. Keine Ahnung, wer das ist.“

Denn noch ein anderer Vorfall fällt ihm ein: Vergangenen Herbst ist in Deutschland ein Zug des berühmten Circus-Theater Roncalli beinahe mit abmontierten Bremsen losgefahren.

Kaisers Angst ist mittlerweile jedenfalls so groß, dass er die Orte, an denen er als Nächstes gastiert, nicht mehr der breiten Öffentlichkeit mitteilt: „Damit uns die Angreifer nicht auch noch nachreisen.“

Hinweise auf die Täter gebe es weiter keine. Kaiser ist ratlos: „Wir haben keine Feindschaften oder Auseinandersetzungen. Und mit Tierschützern gab es auch nie Probleme, wir werden streng von der Veterinärbehörde kontrolliert. “

Auch beim Zirkus „Don Eduardo“ herrscht Verunsicherung: „Wir leben jetzt in Angst, weil wir nicht wissen, warum das passiert“, sagt die Direktorin. Auch Schotter sind keine Feindschaften oder Konflikte mit Tierschützern bekannt. Ebenso gebe es unter den Zirkussen weder Reibereien noch harte Konkurrenz.

In beiden Fällen ermittelt mittlerweile die Polizei.

Zelt aufgeschlitzt

In einem anderen Licht sieht Andrea Schotter seit Sonntag aber zwei weitere Vorfälle in der jüngsten Zeit. Einerseits wurden Ende Oktober die Licht- und Tonanlage sowie Requisiten aus der Manege gestohlen. Andererseits wurde im Februar eines der Zelte aufgeschlitzt. Anfangs hat sie an das Werk von Dieben und Vandalen gedacht, mittlerweile erscheinen ihr Zusammenhänge äußerst bedrohlich.

Während sich die kleinen Zirkusse vernetzten und austauschen, sieht man beim großen Circus-Theater Roncalli keinen Grund für Panik. In Bezug auf den Vorfall im Herbst meint Sprecher Markus Strobl: „Der Abschlussbericht seitens der Bahn ist noch nicht da. Aber es ist eher davon auszugehen, dass es sich um menschliches oder technisches Versagen handelt.“

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