Immer mehr Schmetterlingsarten in Vorarlberg vom Aussterben bedroht

Immer mehr Schmetterlingsarten in Vorarlberg vom Aussterben bedroht
Vorarlberger Naturkundemuseum stellte aktualisierte Rote Liste vor. 530 Arten werden kurz- oder langfristig verschwinden.

Vorarlberg ist für Falter ein sehr fragiler Lebensraum geworden: Immer mehr Schmetterlingsarten stehen unter Druck. Das Vorarlberger Naturkundemuseum inatura stellte am Montag eine Aktualisierung der Roten Liste von 2001 vor. Diese zeigt einen teilweise signifikanten Anstieg in allen Gefährdungskategorien. 162 Arten gelten inzwischen als ausgestorben oder verschollen, allein 30 davon verschwanden in den vergangenen 20 Jahren. Die Ursachen sind meist menschengemacht.

530 Schmetterlingsarten werden in Vorarlberg laut dem Bericht kurz- oder langfristig völlig verschwinden. 6,5 Prozent der Landesfauna gelten bereits derzeit als ausgestorben oder verschollen, 2001 galt das noch für 132 Arten. So galt etwa der "Stachelbeerspanner" Anfang des 20. Jahrhunderts als Gartenschädling, heute ist er verschwunden. Vereinzelte Wiederentdeckungen, wie etwa jene des "Landkärtchens", sind nur ein schwacher Trost angesichts der großen Zahl an Verlusten.

Weitere 113 Arten (4,5 Prozent, 2001: 79) sind laut der neuen Roten Liste vom Aussterben bedroht, 255 Arten gelten als "stark gefährdet" (10,2 Prozent, 2001: 212). "Gefährdet" sind 264 der Schmetterlingsarten (10,6 Prozent, 2001: 188). Auch die Zahl der wenig gefährdeten Falter ging zurück: 2001 wurden noch 48 Prozent in diese Kategorie eingestuft, nun sind es rund 45 Prozent.

Verlust der Lebensräume

Das Verschwinden der Arten hänge oft mit landschaftlichen Veränderungen und dem damit zusammenhängenden Verlust des Lebensraums zusammen. Der Bericht nennt Überbauung, flussbauliche Maßnahmen, intensive Landwirtschaft und extensiv genutzte Gärten als Beispiele. In anderen Fällen sei die Aussterbeursache nicht genau bekannt, auch natürliche Arealveränderungen kämen infrage.

Allgemein würden Trockenrasen und lichte Wälder seltener, auch in Nasswiesen und Hochmooren steige der Nutzungsdruck. So sind in den Vorarlberger Feuchtbiotopen besonders viele Schmetterlinge ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Die landesweit einzigen bekannten Populationen gleich mehrerer Schmetterlingsarten im Naturschutzgebiet Rheindelta dürften Opfer des Hochwassers von 1999 geworden sein, die Fachleute konnten sie trotz Suche nach den Überschwemmungen nicht mehr nachweisen. Die Auswirkungen von durch den Klimawandel häufiger werdenden Extremereignissen seien in ihrer Dimension hier noch nicht abschätzbar.

Einige Falterarten könnten aber als bisher unentdeckte Restpopulation überleben. So wurde etwa der "Fledermausschwärmer" im Valschavieltal (Montafon) erfreulicherweise wiederentdeckt. Wo immer als verschollen geltende oder vom Aussterben bedrohte Schmetterlinge gefunden werden, müssten diese Gebiete aus Naturschutz-Sicht mit höchster Priorität behandelt und Schutzmaßnahmen ergriffen werden, so die Fachleute. Werde etwa wie im trockenen Jahr 2018 auf geschützten Streuwiesen auf Wunsch der Landwirtschaft der Mähtermin vorverlegt, drohe trotz Schutzstatus ein Artenverlust.

Breites Schutzpaket gefordert

Letzte Rückzugsorte für viele Schmetterlinge seien die Hanglagen im sonnigen Walgau, hier fänden sich die einzigen Vorkommen von auch überregional weitgehend ausgestorbenen oder unbekannten Arten. Zur Flächensicherung für Schmetterlinge forderten die Experten unter anderem weitgehenden Düngemittelverzicht, den Erhalt von Feucht- und Magerwiesen, Lichtvermeidung im Freiland, Förderung von Hecken mit standortgerechten Pflanzen sowie "Inseln" mit Totholz und eine Bekämpfung von Neophyten (nicht heimische Pflanzen; Anm.).

Laut der neuen Roten Liste stieg die Zahl der in Vorarlberg dokumentierten Schmetterlingsarten seit 2001 von 2.300 auf 2.500 an. Das liege an genaueren Erfassungsmethoden, Fortschritten in der Genetik und einer beachtlichen Zunahme an neu zugewanderten Arten. Die vom Menschen stärker wahrgenommenen Tagfalter stellen mit 195 Arten nur 6,4 Prozent der Schmetterlingsarten, mit 93,6 Prozent sind die meisten Falter nachts unterwegs.

Kommentare