Illegaler Weg blockiert Skibetrieb am Pitztaler Gletscher

Wo im vergangenen Winter noch ein Berggrat war, fehlen heute 8500 Kubikmeter Fels
Am Pitztaler Gletscher bleibt die wegen ungenehmigter Bautätigkeit verhängte Teilsperre des Skigebiets aufrecht

Es sind die „Königspisten“ im Skigebiet des Pitztaler Gletschers, die bereits seit einem Monat geschlossen sind. Grund ist die behördliche Sperre eines Skiwegs, der von der Bergstation der Wildspitzbahn zu den Abfahrten führt. Am eingeschränkten Angebot in der für Gletscherskigebiete so wichtigen Vorsaison wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern.

Am Mittwochvormittag blitzten die Pitztaler Gletscherbahnen mit einer Beschwerde gegen die Sperre ab, die nach illegaler Bautätigkeit auf dem Skiweg verhängt wurde. Für Tirols Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer kommt die Entscheidung nicht überraschend, wie er nach der Verhandlung am Landesverwaltungsgerichtshof erklärte.

„Unstrittig ist, dass das große Auswirkungen auf das Pitztal hat. Aber die Gesetze müssen für alle gelten. Wenn ein solcher Skiweg ohne Bewilligung errichtet wird, heißt das, dass er nicht verwendet werden darf, so lange es keine Genehmigung gibt“, sagt Kostenzer.

Abgesprengt

Der Eingriff der Gletscherbahnen für die Verbreiterung eines schon seit 1988 genutzten Skiwegs ist enorm. Rund 8500 Kubikmeter Fels und damit ganze Teile eines Berggrats wurden ohne naturschutzrechtliche Genehmigung abgetragen oder weggesprengt. Rund 6500 Kubikmeter des Materials stürzten dabei ins Tal.

Man sei der Meinung gewesen, „dass dies im Rahmen der ordentlichen Instandhaltungsarbeiten möglich sei“, hatten die Gletscherbahnen nach Verhängung der Sperre erklärt. Der Skiweg sei in Folge des Gletscherrückgangs zuletzt nämlich so eng geworden, dass er nicht mehr sicher war. Diese rechtliche Gratwanderung ist missglückt.

Pikant ist die Causa für die Betreiber der Gletscherbahnen auch deshalb, weil sie derzeit für die Genehmigung eines Zusammenschlusses mit dem benachbarten Ötztaler Gletschers werben. 64 Hektar neue Pisten sollen dabei entstehen. Ein Impuls für das strukturschwache Pitztal wird versprochen.

Doch genau diese Region muss nun mit einem veritablen Schaden durch das ungestüme Vorgehen rechnen. „Wir haben bereits Stornierungen im größeren Ausmaß. Und es könnte noch eine weit größere Welle auf uns zukommen“, bestätigt Gerhard Gstettner, Geschäftsführer des Tourismusverbands Pitztal auf Anfrage.

Auf die Schuldfrage will er sich nicht einlassen: „Unabhängig davon brauchen wir diese Pisten. Ich mache mir Sorgen, dass wir einen längerfristigen Imageschaden davontragen.“ Gstettner hofft, dass die Sperre sobald wie möglich aufgehoben wird. Doch das kann dauern. Und wie lange, ist völlig offen. „Wir bemühen uns weiterhin intensiv darum, den Skiweg ehestmöglich unseren Gästen zur Verfügung stellen zu können“, hieß es am Mittwoch von den Gletscherbahnen.

Ausgang ungewiss

Derzeit läuft eine Prüfung, ob für den Weg ein UVP-Verfahren notwendig ist. Selbst wenn das nicht der Fall ist, müssten die Gletscherbahnen um eine nachträgliche Genehmigung für den Skiweg ansuchen. Dafür wäre wiederum ein Verfahren bei der Bezirkshauptmannschaft Imst nötig, von der die Wegsperre ursprünglich verhängt wurde – Ausgang ungewiss.

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