Große Pläne mit historischer Brache in Innsbruck

Ein gelb-weißes Gebäude mit barocker Fassade steht an einer Straßenecke.
Seit einem Vierteljahrhundert liegt das Siebenkapellen-Areal in Innsbruck beim Messegelände im Dämmerschlaf. Ein „Zukunftscampus“ soll entstehen, die Finanzierung durch Stadt, Land und Bund ist offen.

Für kurze Zeit gingen am vergangenen Dienstag die Pforten zu einem historischen Areal in Innsbrucker Innenstadtlage auf, das seit einem Vierteljahrhundert im Dämmerschlaf liegt. Der in der benachbarten Messe tagende Gemeinderat war zu einer Besichtigung des Siebenkapellen-Areals geladen.

Aber der Großteil der Mandatare fühlte sich zu spät oder nicht ausreichend von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) über den Termin informiert. Also fanden es nur wenige Mandatare in der mittäglichen Sitzungspause der Mühe Wert, sich eine halbe Stunde Zeit zu nehmen.

Finanzielle Unterstützung

Dabei hätten sie über jenes Konzept informiert werden sollen, mit dem das 4.700 Quadratmeter große Areal samt großen Grünflächen, das im Besitz des Bundes steht und von der Burghauptmannschaft verwaltet wird, wieder wach geküsst werden soll. Dazu braucht es die finanzielle Unterstützung von Eigentümer, Land und Stadt.

„Aber die Katze beißt sich immer wieder in den Schwanz“, sagt Anne-Lena Mayer, die das Projekt eines „Zukunftscampus“ begleitet. Der Bund sei prinzipiell interessiert. Aber damit die Sache ins Rollen kommt, müsste mal eine der drei öffentlichen Hände, die sich die Kosten teilen sollten, ein Bekenntnis bzw. einen Investitionsbeschluss zu dem Konzept abgeben, das bereits seit einem Jahr am Tisch liegt.

Riesiges Areal

Die Idee hinter dem „Zukunftscampus Siebenkapellen“, dem die gleichnamige, im 18. Jahrhundert von Joseph II. profanisierte Kirche auf dem Areal den Namen gibt: „Es ist geplant, Wirtschaft und Bildung zu vereinen“, erklärt Mayer. Und dafür wären auch schon privatwirtschaftliche Partner an Bord. Das ist zum einen der Impact Hub Tirol, der derzeit in der nahen „Kulturbackstube – die Bäckerei“ beheimatet ist und sich vergrößern will.

Der gemeinnützige Verein will Innovationen für sozial-ökologisches Wirtschaften vorantreiben. Unternehmern und Gründern sollen Büros, Co-Working-Plätze, Event-Flächen und Seminarräume bereitgestellt werden.

Ein Innenraum mit Holzbalkendecke und mehreren Säulen, die den Raum strukturieren.

Siebenkapellen – der Name leitet sich aus den sieben Kapellen ab, die in das als Kirche errichtete Gebäude integriert wurden und ihm das charakteristische Erscheinungsbild geben.

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem gelb-weißen Gebäude mit dunklem Dach.

Der zweite Anker-Mieter wäre Montessori Innsbruck, das mit Kinderkrippe, Kindergarten und Schule neben dem benachbarten Zeughaus-Museum untergebracht ist. Der Mietvertrag für dieses Gebäude läuft aber 2027 ab, weshalb Montessori auf Herbergsuche ist. Und diese lässt auch die Uhr für die Idee des Zukunftscampus ticken.

„Es braucht in den nächsten Monaten eine Entscheidung. Die Zeit läuft ab“, warnt Mayer, dass die bestehenden Partner sich um Alternativen kümmern müssten, wenn das Konzept nicht in Umsetzung kommt. Damit droht sich ein Fenster zu schließen, das sich vielleicht nicht so bald wieder öffnet. Dabei soll sich das Projekt laut Businessplan im laufenden Betrieb über die Mieteinnahmen selbst tragen.

Die große finanzielle Hürde ist zum einen die Renovierung und Adaptierung der großteils denkmalgeschützten und bereits baufälligen Gebäude in Siebenkapellen. Zudem ist ein Neubau geplant, in dem vor allem die Bildungseinrichtungen unterkommen sollen. In der alten Kirche könnte eine Mensa oder ein Café entstehen.

Bis zu 43 Millionen

In der Vollvariante sind Investitionskosten von rund 43 Millionen Euro brutto – valorisiert bis zur geplanten Eröffnung im Herbst 2027 – notwendig. In einer reduzierten Variante wären es 35,4 Millionen Euro. Bürgermeister Willi kann sich vorstellen, dass die Stadt „rund drei Millionen Euro als Mietvorauszahlung für Montessori einbringt“. Das Land könnte wiederum den Impact Hub unterstützen, hat sich jedoch gerade eine Schuldenbremse verschrieben. Aber der Großteil des Geldes müsste wohl aus Wien kommen. „Der Bund investiert in sein eigenes Eigentum“, erinnert Willi. Und den Verfall aufzuhalten, kostet ebenfalls.

Der Zukunftscampus hätte das Potenzial, einem Grätzel, in dem ohnehin schon viel in Bewegung ist, einen weiteren Impuls zu geben. Neben dem Zeughaus entsteht ein großes Wohnprojekt. Am Bahndamm hinter Siebenkapellen wurde erst vergangenes Jahr eine Haltestelle Messe für die Regionalbahn geschaffen. In den Viaduktbögen unter den Schienen sind neue Lokale und Geschäfte eröffnet worden. Und ein neuer, klimafitter Messe-Park davor gibt dem Viertel ein komplett neues Flair.

Eine Brache Siebenkapellen wäre da städtebaulich eine schmerzhafte Lücke. Bis 1988 wurde der Gebäudekomplex von der Post als Lager genutzt. Später gab es immer wieder Zwischennutzungen für einzelne Veranstaltungen. 2020 war dann auch damit Schluss. Die Burghauptmannschaft fürchtete, dass sich jemand in der maroden Substanz verletzten könnte.

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