Straßenkinder haben ein paar Tage lang eine Unterkunft
Zumindest bis Ende der Woche haben sie Betten, Zugang zu Sanitäranlagen und Kochmöglichkeiten: Jene Familien aus Rumänien, die mit Kleinkindern und Babys in Graz auf der Straße schliefen, wurden in einer Notunterkunft des Jugendamtes untergebracht.
Pfarrer Wolfgang Pucher nennt es ein Wunder und hofft gleichzeitig auf mehr, eine Dauerlösung nämlich. Seit zwei Wochen macht der Geistliche unermüdlich über Facebook und Interviews auf die prekäre Lage der betroffenen Roma aufmerksam: „Kinder im Elend leben zu lassen ist unmenschlich“, ärgerte sich Pucher vergangene Woche KURIER-Gespräch. Ihre Eltern seien großteils Roma aus ärmsten Regionen Rumäniens, die sich mit Betteln über Wasser hielten. Rund 30 Kinder müssten in Graz auf der Straße leben, schätzte Pucher zuletzt. Für sie ist es dank der Notschlafstelle damit vorbei, allerdings nur kurzzeitig.
Baby wohlauf
17 Kinder und 23 Erwachsene nahm Pucher selbst zuletzt in seiner Pfarre auf und stellte Räume und Betten im Pfarrhaus zur Verfügung, im Keller, im Besprechungszimmer. „Ich habe jetzt aber keinen Platz mehr“, klagte Pucher. Doch immer mehr Betroffene fielen ihm am Bahnhof und in Garagen in Graz-Puntigam auf. Zuletzt kam eine hochschwangere Frau zu Pucher: Sie brachte Sonntagnacht ihr Baby zur Welt, noch im Pfarrhaus platzte die Fruchtblase. Denise, 2100 Gramm leicht, ist wie Mama Cristina wohlauf.
Notlösung
Vizebürgermeisterin Martina Schröck reagierte nun auf die Misere. Das Jugendamt stellt bis Freitag eine Wohnmöglichkeit in der Lagergasse zur Verfügung, Feldbetten kommen vom Roten Kreuz. Puchers Schützlinge übersiedelten dorthin. Eine Übergangslösung, wie die SPÖ-Chefin betont. „Die ganze Stadtregierung ist gefordert, nachzudenken, was sie bereit ist, zu tun. Auch Liegenschaftsverwaltung und Wohnungsamt sind gefordert. Es kann ja nicht sein, dass wir uns da von Tag zu Tag weiter hanteln müssen.“
Sie wünsche sich eine Möglichkeit, Roma für eine gewisse Zeit eine Unterkunft zur Verfügung stellen zu können. „Das soll zeitlich begrenzt sein, wie lange, muss man sich noch anschauen.“ Durch Caritas und Puchers „Vinzi“-Werke gebe es Versorgung mit Essen und Medizin, die Stadt müsse sich um Rahmenbedingungen wie Müllabfuhr kümmern. „Das wird ja wohl zu heben sein“, glaubt Schröck. „Aber es braucht ein Gesamtstatement der Stadt.“ Jugend- und Sozialamt allein könnten wenig ausrichten.
Spendenkonto der Vinzi-Werke: Steiermärkische Bank , BLZ 20815, Konto-Nr.: 02200 408090, Kennwort „Romakinder“
Kommentare