Graz schaut sich das Anrainerparken von Wien ab
Bis Montag sollen alle notwendigen Schilder aufgestellt werden, dann geht es los: Erstmals wird in Graz Parken für Anwohnerinnen und Anwohner etabliert, das vor allem aus Wien bekannte System wird im Uni-Viertel als Pilotprojekt umgesetzt.
Rund 100 Stellplätze für Pkw in den dortigen Kurzparkzonen sind somit jenen Grazern vorbehalten, die als Anrainer Ausnahmegenehmigungen besitzen. Wer sein Auto dort abstellt, ohne in der Gegend seinen Wohnsitz zu haben, und erwischt wird, muss Strafe zahlen, 25 Euro. Das Anwohnerparken gilt auch, wenn keine Gebührenpflicht besteht, also etwa wochentags nach 20 Uhr.
Mehr Platz für Radfahrer
Für die steirische Landeshauptstadt bedeutet das eine Neuausrichtung. "Wir entsprechen damit dem großen Wunsch des Bezirks und der Anrainerinnen und Anrainer nach gesicherten Parkplätzen", begründet Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), im Rathaus politisch für die Verkehrsagenden zuständig. Dahinter steckt freilich auch eine Umverteilung der Fläche selbst, denn: In dem Viertel wird derzeit gerade an der Verbesserung der Radfahrachsen gearbeitet, so bekommt die viel befahrene – und zugeparkte – Heinrichstraße einen Radfahrstreifen.
➤ Neue Farbe: Grazer Radler sehen blau
Damit fallen allein an die 50 Parkplätze weg. Zudem wird eine kürzere Parallelstraße zur Begegnungszone umgewandelt. Auch das kostet Stellflächen für Kfz, für die es nach der definitiven Absage der Garage nahe des Hauptgebäudes der Uni Graz keinen Ausgleich gibt.
Die teilweise Umwandlung der Kurzparkzonen zwischen Geidorfgürtel, Leonhardstraße und Glacis in ausschließliches Anwohnerparken soll ausgleichen, hofft man im Rathaus. Ein Viertel aller Stellflächen wird umgewidmet, rechnet Schwentner vor, das ist die gesetzlich erlaubte Höchstgrenze in den betroffenen Bezirken. Insgesamt hat Graz rund 26.000 gebührenpflichtige Stellflächen im gesamten Stadtgebiet, rund 14.700 davon befinden sich in den "blauen Zonen" mit ihrer maximalen Parkdauer von drei Stunden.
➤ War eine Idee: Zahlen nach Autolänge
Das Pilotprojekt ist zeitlich unbefristet. Nach einem Jahr werde jedoch evaluiert, ob Änderungen nötig sind – und das System auch auf andere Stadtgebiete ausgeweitet wird. Wer bereits eine Ausnahmegenehmigung zum Anrainerparken besitzt, muss nichts weiter unternehmen, es sind keine zusätzlichen Anträge nötig.
Geprüft wird – wie generell alle Parkscheine – von den bisherigen Parkraumkontrolloren. In den ersten beiden Wochen nach Systemänderung werde noch nicht gestraft, betont Schwentner: Stattdessen würden Info-Schreiben hinter die Scheibenwischer geklemmt.
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