Graz Museum: Die vielen Formen des Protests

Eine Menschenmenge hält eine riesige Regenbogenflagge beim CSD Graz.
Das Graz Museum zeigt, wie sich Demonstrationen und Kundgebungen seit 1945 wandelten.

150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten es laut Anmeldung bei den Behörden werden sollen. Es wurden 10.000: Die Bewegung „Black Lives Matter“ brachte 2020 auch in Graz Zehntausende auf die Straße.

Doch diese Demonstration war bei Weitem nicht die größte: An die 25.000 Menschen protestierten im November 2021 gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona.

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Diese Anzahl machte die Demo zu einer der größten in der Landeshauptstadt seit 1945 überhaupt, aber wegen seiner Teilnehmer aus dem rechtsextremen Eck auch zu einer der umstrittensten.

Was darf Protest? Was ist zulässig und wo sind die Grenzen? Diese Fragen schweben über einer neuen Ausstellung des Graz Museums: „Protest!“ erinnert an rund 100 Kundgebungen seit 1945.

Sie zeigt den Wandel deutlich: War es erst der ideologische Klassenkampf, der im Mittelpunkt stand, folgten Menschenrechte oder Umweltschutz. Zusätzlich zu dem von rund 50 Aktivistinnen und Aktivsten zur Verfügung gestellten Material sucht das Graz Museum für die Topothek, dem digitalen Archiv, weitere Erinnerungsstücke. Das können Flugblätter, Sticker oder Transparente sein, aber auch Zeitungsartikel oder Videos.

(Inter)Nationale Gründe

Das Spektrum von „Protest!“ ist groß: Internationale Politik motivierte etwa die Demos griechischer und iranischer Studierender gegen die diktatorischen Regime ihrer Heimat in Graz, indes gingen Grazerinnen und Grazer gegen den Krieg in Vietnam auf die Straße.

Ein Kind hält ein Schild mit der Aufschrift „Don't go breaking my EARTH“ bei einer Demonstration.

Eine Menschenmenge demonstriert mit einem Schild „Make Love Not War“.

„PEGIDA“-Kundgebung in Graz.

Eine Installation mit Miniaturfiguren und Fotos von Demonstrationen.

Eine Demonstration mit Fahrrädern und einem Transparent: „Wir wollen nicht unter die Räder kommen: noch strampeln wir!“.

Ein vollbesetzter Hörsaal mit Studierenden und einem Banner mit der Aufschrift „Wessen Uni? Unsere Uni!“.

Auf nationaler Ebene fällt das Lichtermeer 1993 auf, ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit. Oder die „Donnerstagstagsdemonstrationen“ gegen die 2000 angelobte schwarz-blaue Bundesregierung.

Straßenbahnfahrer erzwangen höhere Löhne

Viele, fast schon vergessene lokale Protestbewegungen rücken die Gestalter um die Kuratoren Annette Rainer und Bernhard Bachinger zurück ins Bild. 1959 erzwangen Grazer Straßenbahnfahrer und Bäcker bessere Löhne.

Der Bau der Pyhrn-Autobahn durch das Grazer Stadtgebiet wurde 1973 durch eine Bürgerinitiative verhindert: Sie sammelte 37.000 Unterschriften dagegen, die Politik schwenkte um – später wurde stattdessen ein Tunnel durch den Plabutsch errichtet.

Lange vor der „Letzten Generation“ oder „Fridays for Future“ starteten in Graz Kundgebungen für mehr sanfte Mobilität, 1979 und 1980 fanden Rad-Demonstrationen statt. Ein damals illegal aufgemalter Radweg existiert heute noch. 1988 gingen Tausende gegen die Stationierung der ersten Abfangjäger auf die Straße, vergeblich allerdings – die Draken landeten am Fliegerhorst am Thalerhof.

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