Die bei Kufstein 2013 abgeschaffte Ausnahme tritt nun wieder in Kraft

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Vorarlberg/Tirol

Gratis auf grenznahen Autobahnen: Jubel und Wut über Mautausnahmen

Im Vorarlberger Rheintal steigen Bürgermeister auf die Barrikaden. Im Tiroler Inntal wird hingegen gefeiert.

von Christian Willim

12/15/2019, 04:01 AM

Die Lösung war typisch österreichisch. Wie Autobahnen im gesamten Bundesgebiet ist die Inntalautobahn (A13) in Tirol seit 1997 mautpflichtig. Auf einem sechs Kilometer langen Abschnitt von der deutschen Grenze bis zur Ausfahrt Kufstein Süd wurde die Vignette bis Dezember 2013 allerdings nicht kontrolliert.

Über den Gratiskorridor konnte der Urlauberverkehr in Richtung Kitzbühel und in die umliegenden Tourismusorte um die Bezirkshauptstadt gelenkt werden. Entsprechend groß war der Ärger in Kufstein, aber auch in den benachbarten Gemeinden in Bayern, als die Ausnahme fiel.

Insbesondere im Winter stauten sich Mautflüchtlinge seither mitten durch die Ortsgebiete. Nach jahrelangen Protesten aus der Region, wird dort nun gejubelt, dass der Gratis-Korridor ab heute, Sonntag, wieder offen ist.

Leberkäsparty

„Wir machen eine Leberkäsparty beim alten Grenzhäuschen in Kiefersfelden“, sagt Kufsteins Bürgermeister, Martin Krumschnabel. Politiker aus der Region wollen das Ende der Pickerl-Pflicht heute bei diesem Fest auf einer jener Straßen zelebrieren, über die bisher der Ausweichverkehr rollte.

Krumschnabel geht davon aus, dass nun an Reisewochenenden „Tausende Fahrzeuge weniger durch Kufstein fahren“. Von der Aktion an der Grenze erhofft er sich, vor allem Berichterstattung in deutschen Medien, damit die Vignettenfreiheit bei Urlaubern schnell bekannt wird.

Im Sog von Kufstein beschloss der Nationalrat auch Vignettenausnahmen für Oberösterreich (rund um Linz), Salzburg (vom Walserberg bis zur Anschlussstelle Salzburg Nord) und das Vorarlberger Rheintal. In Letzterem könnten mehrere Bürgermeister gut auf die Berichterstattung über den neuen Gratiskorridor verzichten.

„Im bayerischen Radio wird bereits abgefeiert, dass man jetzt mautfrei durch Vorarlberg fahren kann“, sagt Kurt Fischer, VP-Bürgermeister von Lustenau. Dabei sei die Gemeinde schon jetzt massiv von Transitverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz mitten durchs Wohngebiet belastet.

Kampfansage

„An Spitzentagen sind das 25.000 Fahrzeuge, bis zu 3.500 davon Schwerfahrzeuge“, sagt Fischer, der befürchtet, dass die Route nun noch attraktiver wird. Die neue Regelung, immerhin von seiner ÖVP initiiert, ist für Fischer „kurzsichtiger Populismus.“ Er kündigt an: Wir werden das bekämpfen, so lange es das gibt“.

Die Mautausnahme in Vorarlberg soll vor allem Bregenz entlasten. Das liegt an der Grenze zu Deutschland, von der nun eine Strecke von 24 Kilometern auf der Rheintalautobahn (A14) bis zur Anschlussstelle Hohenems kostenlos befahrbar sein wird. Dieter Egger, FPÖ-Bürgermeister der Stadt, ist ebenfalls auf Krawall gebürstet.

„Unser Knotenpunkt ist schon massiv überlastet. Es staut regelmäßig ins Ortsgebiet zurück. Das ist ein volles Fass, wo jetzt noch l ein Tropfen dazu kommt“, sagt Egger.

Er will die Vignetten-Freiheit in Vorarlberg gemeinsam mit Fischer und anderen Bürgermeistern – auch auf Schweizer Seite – wieder zu Fall bringen. „Unser Rechtsanwalt bereitet eine Klage beim Verfassungsgerichtshof vor“, sagt der Hohenemser Stadtchef.

Unterstützung für den Widerstand kommt auch aus der Vorarlberger Tourismusregion Montafon. Dort wird befürchtet, dass deutsche Urlauber verstärkt in den Bregenzerwald abbiegen. Der ist nämlich im Gegensatz zum Montafon über den mautfreien Korridor zu erreichen.

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