Steuert Österreich im Winter auf einen Gasengpass zu? Kann die Bundesregierung die Speicher ausreichend befüllen? In welche Höhen steigen die Tarife? All das sind Fragen, die jene Österreicher umtreiben, die ihre Wohnungen mit Gas heizen.
Das Sorgenpaket einer betroffenen Innsbruckerin ist jetzt schlagartig noch größer geworden. Am Dienstag erhielt sie eine Mail von ihrem Gas-Anbieter, der Montana Energie-Handel GmbH.
Der aus Deutschland stammende Energieversorger, der in Österreich Strom und Gas an 100.000 Kunden verkauft, kündigte in dem Schreiben – ohne Angabe von Gründen – den Vertrag. Bis zum 24. Oktober werde noch geliefert. Die Montana ist kein Einzelfall - dazu später mehr.
Großer Schock
Dazu gab es den Hinweis, dass bei „einer nicht zeitgerechten Bekanntgabe eines neuen Erdgasversorgers an Ihren zuständigen Netzbetreiber Ihre Anlage von diesem abgeschaltet wird“. Bei der Tirolerin war der Schock entsprechend groß. „Ich habe mir vorsorglich Holz bestellt, aber auch da ist es schwierig. Ich bekomme nur die Hälfte von dem, was ich bräuchte“, klagt sie ihr Leid.
Die Innsbruckerin stellt sich nun die Frage, wo sie ihr Gas herbekommt und was für Kosten auf sie zukommen. Letztere seien schon vor der Kündigung massiv gestiegen. Montana war im vergangenen Herbst das erste Gas-Unternehmen in Österreich, das den Preis erhöht hat. „Im März ist die Akontozahlung verdoppelt worden“, sagt die nunmehrige Ex-Kundin.
"Am falschen Fuß erwischt"
Ihr Schicksal teilt sie mit anderen Betroffenen, wie eine Anfrage bei der Montana zeigt. Rund 200 Kunden in Tirol und Vorarlberg habe man gekündigt, sagt Montan-Geschäftsführer Clemens Wodniansky-Wildenfeld und versichert: „Das ist kein Akt der Grausamkeit.“
Vielmehr sei das im Mai erlassenen Vorgaben des Bundes geschuldet, wonach Anbieter von Gas nun selbst gewisse Speicherkapazitäten gewährleisten müssen. „Bis dato hat es gereicht, wenn die Vorlieferanten Speicher hatten. Das hat uns tatsächlich am falschen Fuß erwischt“, sagt Wodniansky-Wildenfeld.
25.000 Gas-Kunden
Österreichweit hat die Montana 100.000 Kunden. 25.000 davon kaufen Gas von diesem Anbieter, der im Zuge der Liberalisierung des Marktes 2012 in Österreich tätig wurde. Dass von den Kündigungen nur Westösterreicher betroffen sind, ist darin begründet, dass dieser Landesteil nicht direkt am heimischen Netz hängt, sondern über Deutschland versorgt wird.
„Für Ostösterreich haben wir einen Speicher gefunden, aber für Tirol und Vorarlberg ist uns das nicht gelungen“, so der Montana-Geschäftsführer. Darum ziehe man sich „vorerst“ zurück.
Kein Einzelfall
Laut Georg Tollinger, Geschäftsführer des Tiroler Marktführers Tigas, ist die Montana kein Einzelfall. In den vergangenen Tagen hätten „mehrere alternative Gasanbieter“ eine „beträchtliche Anzahl von Gaskunden im Marktgebiet Tirol“ gekündigt oder zu einem Lieferantenwechsel aufgefordert.
Tollinger versichert, man werde als Landesenergieversorger die Versorgung und Belieferung für alle betroffenen Kunden im Netzgebiet der Tigas bestmöglich sicherstellen. Das Preisniveau für Neuverträge müsse aber kostendeckend sein.
Versorgungspflicht
Dieser Tarif wird "aktuell gerade ermittelt und ab kommender Woche veröffentlicht", erklärt der Tigas-Chef. Günstig wird das wohl nicht. Als Kunden abgelehnt dürfen Betroffene von Anbietern im Marktgebiet übrigens nicht werden, wie Tollinger bestätigt: "Es gibt nach Gesetz die Verpflichtung der generelle Grundversorgung für Energiekunden."
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