Welche Spuren Frosch, Kröte & Co in einem Wassertropfen hinterlassen

Ein blaues Moorfrosch-Männchen sitzt im Wasser.
Laienforscher nahmen österreichweit Proben aus Stehgewässern. Darin war Erbgut von 18 der 21 heimischen Amphibienarten nachweisbar.

Moorfroschmännchen kommen im Frühling exotisch daher: Auf ihrer Wanderschaft zum Laichplatz sind sie noch braun getarnt wie Weibchen. Mit zunehmender Balz färbt sich ihre Haut aber blau. Eine himmlische Attraktion im Wasser. Wird ihr leises Glucksen erhört, umklammern sie die Partnerin und befruchten unzählige Eier während der Ablage. Ein paar Tage später ist das bunte Treiben vorbei.

Rana arvalis ist eine von 18 Amphibienarten, die im Citizen-Science-Projekt „Frosch im Wassertropfen“ für Österreich nachgewiesen wurden. Im April 2024 hatte die Uni Innsbruck Garten- und Naturfreunde jeden Alters zur Mithilfe an einer flächendeckenden Bestandserhebung aufgerufen. Jetzt zieht Corinna Wallinger vom Institut für Zoologie Bilanz.

„Wir wollten die Artenvielfalt der Amphibien und die Verbreitung eines eingeschleppten Pilzes in ganz Österreich erfassen“, sagt Wallinger. Als gesichert galt bereits, dass Hierzulande 21 Amphibienarten vorkommen. Bekannt war außerdem, dass es um Bergmolch bis Wasserfrosch zwischen Boden- und Neusiedler See schlecht steht. Selbst die häufigen Spezies wie Erdkröte, Grasfrosch und Teichmolch finden sich auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Rotbauchunke und Wechselkröte gelten als „stark gefährdet“. Doch ein aktueller Überblick fehlte.

Amphibien zu zählen, ist aufwendig

Weil die Tiere im Freiland nur höchst aufwendig zu zählen sind – die Bestimmung nach Aussehen oder Ruf braucht Experten, Ort und Zeitfenster für die Erkundungen sind begrenzt –, sollte „die Power der Bevölkerung in Kombination mit Hochtechnologieverlässliche Daten liefern.

Zunächst wurde also die Werbetrommel für den „Frosch im Wassertropfen“ gerührt. Dann bekamen 1.120 interessierte Privatpersonen, Schulen, Vereine, Naturparks und Behörden Post. 

Lebewesen hinterlassen DNA im Wasser

„Jedes Lebewesen hinterlässt über Ausscheidungen, Eier oder Gewebereste DNA-Spuren im Wasser“, erklärt die Projektleiterin den wissenschaftlichen Ansatz für die Untersuchung. 1.000 Beprobungssets mit gefiltertem Inhalt aus Stehgewässern, u.a. aus Lacken, Hochgebirgssee, (Schwimm)Teich oder dem Tümpel im Ort, kamen retour. 

„Der Aufwand hat sich gelohnt, das Werkzeug bewährt“, freut sich Wallinger über den „unglaublichen Erfolg“ ihrer Machbarkeitsstudie.

Welche Spuren Frosch, Kröte & Co in einem Wassertropfen hinterlassen

Der Feuersalamander ist in Österreich weit verbreitet, aber rar.

Manch untersuchtes Gewässer – vor allem im Weinviertel und in Kärnten – war mit bis zu acht verschiedenen DNA-Spuren besonders amphibienreich

Alpensalamander, Fadenmolch und Kreuzkröte dagegen hinterließen in keiner Probe Erbgut – sie sind extrem selten oder kommen nur in anderen Höhenlagen vor. 

In elf Prozent des Materials wiederum fanden sich mittels PCR-Test molekulare Hinweise auf den vermutlich aus Asien stammenden Töpfchenpilz. Insbesondere im östlichen Einflussbereich der Donau und im Westen, wo der Rhein über die Ufer tritt, wurden die mitunter tödlichen Sporen nachgewiesen.

Nicht zuletzt erschweren Flussregulierung und Bodenversiegelung Gelbbauchunke, Knoblauchkröte & Co das Überleben. Der Klimawandel lässt kleine Tümpel oft austrocknen, bevor die Metamorphose abgeschlossen ist.

Kröten kann beim Wandern geholfen werden

„Wenn wir wissen, wo im Ökosystem die Probleme liegen, können wir mit Maßnahmen dagegen steuern,“ sagt Wallinger. 

Den Moorfröschen wäre – wie vielen anderen Amphibien – mit sicheren Wanderwegen geholfen; im Frühling wie im Herbst. Spätestens im November machen sich die Sommerfrischler am Laichgewässer nämlich wieder auf den Rückweg in ihr angestammtes Winterquartier.

Maßnahmen gegen Bedrohung der Lurche

„Wir kennen viele Gründe, warum Amphibien bedroht sind“, sagt die Biologin und zählt neben der Pilzerkrankung unüberwindbare Hindernisse wie Straßen und asphaltierte Feldwege auf. 

Darüber hinaus reduzieren die Trockenlegung von Wiesen – potenzielle Kinderstuben für Kaulquappen – und der Einsatz von Düngemittel und Pestiziden die Bestände.

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