„Wir wollten die Artenvielfalt der Amphibien und die Verbreitung eines eingeschleppten Pilzes in ganz Österreich erfassen“, sagt Wallinger. Als gesichert galt bereits, dass Hierzulande 21 Amphibienarten vorkommen. Bekannt war außerdem, dass es um Bergmolch bis Wasserfrosch zwischen Boden- und Neusiedler See schlecht steht. Selbst die häufigen Spezies wie Erdkröte, Grasfrosch und Teichmolch finden sich auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Rotbauchunke und Wechselkröte gelten als „stark gefährdet“. Doch ein aktueller Überblick fehlte.
Amphibien zu zählen, ist aufwendig
Weil die Tiere im Freiland nur höchst aufwendig zu zählen sind – die Bestimmung nach Aussehen oder Ruf braucht Experten, Ort und Zeitfenster für die Erkundungen sind begrenzt –, sollte „die Power der Bevölkerung in Kombination mit Hochtechnologie“ verlässliche Daten liefern.
Zunächst wurde also die Werbetrommel für den „Frosch im Wassertropfen“ gerührt. Dann bekamen 1.120 interessierte Privatpersonen, Schulen, Vereine, Naturparks und Behörden Post.
Lebewesen hinterlassen DNA im Wasser
„Jedes Lebewesen hinterlässt über Ausscheidungen, Eier oder Gewebereste DNA-Spuren im Wasser“, erklärt die Projektleiterin den wissenschaftlichen Ansatz für die Untersuchung. 1.000 Beprobungssets mit gefiltertem Inhalt aus Stehgewässern, u.a. aus Lacken, Hochgebirgssee, (Schwimm)Teich oder dem Tümpel im Ort, kamen retour.
„Der Aufwand hat sich gelohnt, das Werkzeug bewährt“, freut sich Wallinger über den „unglaublichen Erfolg“ ihrer Machbarkeitsstudie.
Manch untersuchtes Gewässer – vor allem im Weinviertel und in Kärnten – war mit bis zu acht verschiedenen DNA-Spuren besonders amphibienreich.
Alpensalamander, Fadenmolch und Kreuzkröte dagegen hinterließen in keiner Probe Erbgut – sie sind extrem selten oder kommen nur in anderen Höhenlagen vor.
In elf Prozent des Materials wiederum fanden sich mittels PCR-Test molekulare Hinweise auf den vermutlich aus Asien stammenden Töpfchenpilz. Insbesondere im östlichen Einflussbereich der Donau und im Westen, wo der Rhein über die Ufer tritt, wurden die mitunter tödlichen Sporen nachgewiesen.
Nicht zuletzt erschweren Flussregulierung und Bodenversiegelung Gelbbauchunke, Knoblauchkröte & Co das Überleben. Der Klimawandel lässt kleine Tümpel oft austrocknen, bevor die Metamorphose abgeschlossen ist.
Kröten kann beim Wandern geholfen werden
„Wenn wir wissen, wo im Ökosystem die Probleme liegen, können wir mit Maßnahmen dagegen steuern,“ sagt Wallinger.
Den Moorfröschen wäre – wie vielen anderen Amphibien – mit sicheren Wanderwegen geholfen; im Frühling wie im Herbst. Spätestens im November machen sich die Sommerfrischler am Laichgewässer nämlich wieder auf den Rückweg in ihr angestammtes Winterquartier.
Maßnahmen gegen Bedrohung der Lurche
„Wir kennen viele Gründe, warum Amphibien bedroht sind“, sagt die Biologin und zählt neben der Pilzerkrankung unüberwindbare Hindernisse wie Straßen und asphaltierte Feldwege auf.
Darüber hinaus reduzieren die Trockenlegung von Wiesen – potenzielle Kinderstuben für Kaulquappen – und der Einsatz von Düngemittel und Pestiziden die Bestände.
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