"Zumutung": FPÖ-Kandidatur für Shoah-Gedenkverein sorgt für Aufregung
Eine Kandidatur für den Vorstand der "Österreichischen Freunde von Yad Vashem" sorgt für Kritik der Israelitischen Kultusgemeide (IKG). Auf Platz zwei der Liste findet sich der FPÖ-Bürgermeister von Wels, Andreas Rabl.
Er will laut der der APA vorliegenden Liste stellvertretender Vorsitzender werden. Vor ihm befindet sich der rote Bürgermeister von Linz, Klaus Luger. Die "Freunde von Yad Vashem" sind ein unabhängiger Verein, der Kontakte zur Gedenkstätte in Israel pflegt.
Zwei Gruppierungen kandidieren für die "Freunde von Yad Vashem", sie haben ihre Wahlvorschläge mit jeweils sechs Kandidaten und Kandidatinnen eingereicht. Darüber entschieden werden soll bei der Generalversammlung am 20. März im Linzer Rathaus. Politisch besetzt ist dabei eher die zweite Liste, für die nicht nur Luger und Rabl kandidieren. Auch drei weitere SPÖ-Politiker, darunter der oberösterreichische Dritte Landtagspräsident Peter Binder, sind dort vertreten.
Jährliches Gedenken
Rabl gibt sich in seinem Bewerbungsschreiben offen und betont, den Verein schon seit Jahren zu unterstützen. Ihm seien "Zeichen für das Erinnern und gegen das Vergessen ein politisches Anliegen", schreibt der Welser Bürgermeister etwa zum Jährlichen Gedenken in seiner Stadt "an die Gräuel der Reichspogromnacht".
Der Präsident der IKG Wien, Oskar Deutsch, sieht in der Kandidatur Rabls eine "Zumutung", wie er gegenüber der APA betonte. Der Verein kooperiere mit der weltweit wichtigsten Gedenk- und Forschungseinrichtung zur Shoah und dem Holocaust. "Die FPÖ hingegen ist nicht nur eine rechtsextreme Partei, sondern der politische Arm der deutschnationalen Burschenschaften, die unmittelbaren Vorgänger der Nationalsozialisten, die an NS-Gräueln beteiligt waren."
Bis heute fielen diese Burschenschaften und die FPÖ regelmäßig "durch die berühmten seriellen Einzelfälle auf, dazu gehört Shoah-Verharmlosung und -Verherrlichung", so Deutsch. "Politiker einer solchen Partei haben nichts im Vorstand der Freunde von Yad Vashem verloren." Deutsch vermutet, dass sich "hier jemand auf Kosten des Andenkens an die Opfer der Shoah einen Persilschein für seine politische Agenda verschaffen" wolle - und das mit Unterstützung des Bürgermeisters von Linz und anderen SPÖ-Politikern. "Das ist grotesk, aber nicht unumkehrbar", findet der IKG-Präsident.
Als "pure Chuzpe" bezeichnete der grüne Nationalratsabgeordnete Ralph Schallmeiner, der selbst aus Wels-Land stammt, die Kandidatur Rabls. Für ihn wirkt die Aktion "wie der weitere Versuch der eigenen Weißwaschung", hieß es in einer Aussendung. Seit Amtsantritt als Welser Bürgermeister versuche Rabl das Gedenken anlässlich der Novemberpogrome 1938 für sich "zu kapern".
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