Zum bereits 26. Mal findet das Festival heuer statt, das für Straßenkunst, Figurentheater und neue Formen von Zirkus bekannt ist.
Gemeinsam entwickelt
Alljährlich folgt es einem Generalmotto – heuer „Im Paradies“. Es wird aber von den Gruppen und der Festivalleitung gemeinsam erarbeitet. „Ich würde es ja nicht als spannend empfinden, wenn ich das als Intendant vorgebe“, begründet Werner Schrempf. „So bewegt sich das auf mehreren Ebenen aufeinander zu, bis sich ein Motto entwickelt.“
162 Vorstellungen in 25 Produktionen stehen bis einschließlich 5. August auf dem Programm, gut zwei Drittel bei freiem Eintritt und exakt 113 von ihnen im öffentlichen Raum. Rund 1,2 Millionen Euro hat La Strada im Budget, das ein anderes Prinzip verfolgt als etwa das am Sonntag zu Ende gegangene Pflasterspektakel in Linz: La Strada lade gezielt Kunstschaffende ein.
„Hutgeld“ wie in Linz gäbe es für die Künstlerinnen und Künstler in Graz nicht, sie erhalten Gagen. „Ein Festival, das Publikum einlädt, etwas in einen Hut zu werfen, kommt für mich nicht infrage“, begründet Schrempf.
Durchschnittlich 100.000 Besucherinnen und Besucher zieht das Fest jedes Jahr in seinen Bann, das übrigens auch während der Corona-Pandemie nicht stillstand: Unter Einhaltung der Ausgangsregeln und Abstandsgebote wurde etwa Livemusik angeboten, die im Freien gespielt wurde. „Für uns war das wesentlich zu sagen, wir machen auch etwas in dieser Zeit“, erinnert sich Intendant Schrempf. „Die Künstler sind da, die Menschen sind da. Wir können ja nicht aufhören, etwas zu tun.“
"Die Straße gehört uns"
Stillgestanden wird auch heuer nicht. Die Kaiserfeldgasse in der Innenstadt verwandelt sich jeden Abend in ein Tanzstudio, bei „Open Dance“ trifft das Publikum auf Profis, die mit ihren Besuchern gemeinsam tanzen wollen. „Die Straße gehört uns!“ meinen auch die Mitglieder der „Always Drinking Marching Band“, die nicht nur musizieren, sondern auch tanzen.
Die australische Artistengruppe „Gravity & Other Myths“ baut dagegen menschliche Türme und vollführt Akrobatik mitten in der Stadt, aber täglich an wechselnden Plätzen. Gemeinsam mit 36 spanischen Chorsängern eröffnen diese 24 Artistinnen und Artisten das Festival im Opernhaus: Die Show „The Pulse“ feiert morgen, Freitag, Premiere.
Der Wechsel der Schauplätze ist zentraler Bestandteil von La Strada, die Gruppen inszenieren sich jeden Tag an anderen Orten neu. Das meint auch den Wechsel aufs Land oder vielmehr in die Natur: „Zw’eig“ verpflanzt nämlich kurzerhand Städter in den Wald.
So blumig kann ein Waldspaziergang also auch klingen: „Tanzen im Waldgasthaus“, „Waldeidschwören am Faunus-Platz“ – wer all dies gemeistert hat, erhält die offizielle „Waldbürgerschaft“.
Andere bleiben vielleicht lieber im Büro und erproben sich beim „Putsch“: „Das Planetenparty Prinzip“ nimmt das Publikum als fiktive Praktikanten mit in ein echtes Büro. Dort gehen die tatsächlichen Angestellten der gewohnten Arbeit nach, während die Künstler sowie das Publikum dazwischen funken – konzipiert ist das als eine Art Gesellschaftsspiel.
Aber mit der Möglichkeit, „einmal im Leben so aufzubegehren, wie man sich das schon immer heimlich gewünscht hat“, schmunzeln die Protagonisten von „Putsch“: Schließlich lasse sich Magie auch zwischen Akten und Topfpflanzen finden.
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