Eindeutig echt. Die Kettenglieder haben Gewicht.
„Nicht echt“, sagt er und nimmt die Ketten wieder zurück. Hell-Höflinger ist so ein Experte, Österreichs einziger beeideter gerichtlicher Sachverständige, spezialisiert auf Anlagegold, auf dessen Fälschungen und auf Betrügereien damit. Und er ist Gründer und Chef von „Gold & Co“. Er verkauft und kauft das Edelmetall selbst.
So wird getrickst
Es gibt kaum Tricks, die der gebürtige Kärntner nicht kennt. Bei Schmuck sei ein zu hohes Gewicht ein klares Indiz dafür, dass Fälscher am Werk waren. Doch so einfach ist es nicht immer.
Der gefälschte Goldbarren, der so gut in den Händen liegt, hat einen Wolfram-Kern, der ihm das passende Gewicht verleiht. Überzogen ist er mit einer Schicht echten Goldes. Ein großer Aufwand, doch die Kosten für die Fälschungen sind deutlich geringer als der Preis, den die Stücke erzielen. Jetzt gerade lässt sich eine Menge Geld machen. Der Goldpreis ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen – allein zehn Prozent seit Jahresbeginn. Und: Nach Einschätzung der Rohstoffexperten von Goldman Sachs von Februar kann es mit dem Goldpreis im Verlauf des Jahres weiter nach oben gehen.
Hell-Höflinger ist daher überzeugt, dass die Kriminellen ihre Fertigungsmethoden verbessern und die Fälschungen – die meisten stammen aus China – damit noch raffinierter werden. Und sie sind schon perfide genug. Die Goldschicht auf den Barren ist manchmal so dick, dass sie sogar moderne Testgeräte in die Irre führt. Und das gute alte Beißen ins Gold? Ein Zahnabdruck ist kein Beweis für Echtheit und kann bitter enden – für Zähne und Vermögen.
Der Experte nimmt einen anderen Barren aus einer Kiste. Er ist verpackt und auf der Verpackung glitzert ein Hologramm. Das schaut doch vielversprechend aus!? Der Goldfachmann schüttelt den Kopf. Die Fälscher scheuen keine Mühen, auch Hologramme zu imitieren
Wann wird er misstrauisch?
„Es gibt so Verdachtsmomente, so ein Bauchgefühl“, sagt der Experte. „Und dann macht man weiter.“
Er hat viele Möglichkeiten, Gold zu prüfen: mit Säure, Magneten, Ultraschall oder Hightech – aber das Wichtigste ist die Erfahrung und manchmal Menschenkenntnis. Denn oft müssen sich die Betrüger technisch gar nicht so viel Mühe geben. Sie spielen mit der Gutgläubigkeit – und der Gier – der Menschen, aus Gold schnell Geld zu machen.
Hell-Höflinger hält ein kleines Plastiksackerl in die Luft, gefüllt mit Zahngold, sogar Zähne sind dran. Doch weder Zähne noch Gold sind echt. Die Fälschung war online zu haben – für erstaunlich wenig Geld. Ein Mann griff zu. Der „Gold & Co“-Chef musste ihn schließlich enttäuschen: Das vermeintliche Goldgebiss war wertlos. „Gold unterm Wert gibt es nicht zu kaufen“, sagt er. Und das gilt immer. Zu Onlinekäufen rät der Experte nur bedingt und ausschließlich bei Händlern, die man bei Fragen auch persönlich besuchen kann.
Lehrgeld
Doch auch er ist nicht vor Betrügern gefeit – obwohl er seit seiner Kindheit mit Gold zu tun hat. Er stammt aus einer Familie, die sich seit mehr als 130 Jahren mit Goldschmuckerzeugung und dem Handel von Edelmetall beschäftigt. Vor über zehn Jahren gründete er „Gold & Co.“ Und so hat auch Hell-Höflinger sein „Lehrgeld“ bezahlt und ging Betrügern mit falschen Dukaten auf den Leim.
Wie konnte das passieren? Ein Mann bot echte, beschädigte, vierfache Dukaten an, die er in einer Ausweishülle verpackt hatte. Nach zermürbenden Preis-Verhandlungen und mehrmaligem Testen bat Hell-Höflinger den Kunden aus dem Geschäft. Doch der Mann entschied sich beim Hinausgehen scheinbar um, und legte die Ausweishülle mit den Dukaten auf den Tisch. „Ach, wissen Sie was“, soll er gesagt haben. „Ich verkaufe doch.“ Auf dem Weg zum Ausgang aber hatte der Betrüger das Paket mit den echten Münzen gegen eines mit falschen umgetauscht. „Danke, ich werde Sie weiterempfehlen“, empfahl er sich selbst. Und weg war er. Ein Verlust, aber er hatte bei Hell-Höflinger die Leidenschaft entfacht – die Betrüger und Fälschungen aufzudecken.
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