Falsches Gold: Die Tricks der Betrüger und wie man Fälschungen erkennt

Der kleine Goldbarren liegt gut in den Händen. Er ist schwer, seine Oberfläche fühlt sich verheißungsvoll an. So weit, so fein. Es gibt nur ein Problem: Er ist gefälscht. Ein Laie kann das nicht erkennen, auch der Fachmann muss sich anstrengen, um den Schwindel aufzudecken.
Walter Hell-Höflinger lässt die Goldketten durch seine Finger gleiten und gibt sie weiter. „Echt oder gefälscht?“, fragt er.
Eindeutig echt. Die Kettenglieder haben Gewicht.
„Nicht echt“, sagt er und nimmt die Ketten wieder zurück. Hell-Höflinger ist so ein Experte, Österreichs einziger beeideter gerichtlicher Sachverständige, spezialisiert auf Anlagegold, auf dessen Fälschungen und auf Betrügereien damit. Und er ist Gründer und Chef von „Gold & Co“. Er verkauft und kauft das Edelmetall selbst.
So wird getrickst
Es gibt kaum Tricks, die der gebürtige Kärntner nicht kennt. Bei Schmuck sei ein zu hohes Gewicht ein klares Indiz dafür, dass Fälscher am Werk waren. Doch so einfach ist es nicht immer.
Der gefälschte Goldbarren, der so gut in den Händen liegt, hat einen Wolfram-Kern, der ihm das passende Gewicht verleiht. Überzogen ist er mit einer Schicht echten Goldes. Ein großer Aufwand, doch die Kosten für die Fälschungen sind deutlich geringer als der Preis, den die Stücke erzielen. Jetzt gerade lässt sich eine Menge Geld machen. Der Goldpreis ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen – allein zehn Prozent seit Jahresbeginn. Und: Nach Einschätzung der Rohstoffexperten von Goldman Sachs von Februar kann es mit dem Goldpreis im Verlauf des Jahres weiter nach oben gehen.

Hell-Höflinger ist daher überzeugt, dass die Kriminellen ihre Fertigungsmethoden verbessern und die Fälschungen – die meisten stammen aus China – damit noch raffinierter werden. Und sie sind schon perfide genug. Die Goldschicht auf den Barren ist manchmal so dick, dass sie sogar moderne Testgeräte in die Irre führt. Und das gute alte Beißen ins Gold? Ein Zahnabdruck ist kein Beweis für Echtheit und kann bitter enden – für Zähne und Vermögen.

Links: Der gefälschte Goldbarren mit Wolframkern. Rechts: Der echte Barren
Der Experte nimmt einen anderen Barren aus einer Kiste. Er ist verpackt und auf der Verpackung glitzert ein Hologramm. Das schaut doch vielversprechend aus!? Der Goldfachmann schüttelt den Kopf. Die Fälscher scheuen keine Mühen, auch Hologramme zu imitieren
Wann wird er misstrauisch?
„Es gibt so Verdachtsmomente, so ein Bauchgefühl“, sagt der Experte. „Und dann macht man weiter.“

Hell-Höflinger hat viel Erfahrung mit Gold
Er hat viele Möglichkeiten, Gold zu prüfen: mit Säure, Magneten, Ultraschall oder Hightech – aber das Wichtigste ist die Erfahrung und manchmal Menschenkenntnis. Denn oft müssen sich die Betrüger technisch gar nicht so viel Mühe geben. Sie spielen mit der Gutgläubigkeit – und der Gier – der Menschen, aus Gold schnell Geld zu machen.
- Falschgoldbetrug
Die Masche „Autobahngold“ ist ein Klassiker. Der Betrüger täuscht z. B. auf einer Autobahnraststation eine Notsituation vor („Meine Brieftasche ist gestohlen worden“). Er versucht sich Geld von seinem Opfer zu „borgen“, als Pfand überreicht er ein „Familienerbstück“, etwa Goldketten. Das Gold ist gefälscht und der Betrüger weg. - Sicherstellungstrick
Falsche Polizisten stellen Gold und Schmuck sicher. Die Betrüger rufen bei Menschen an, deren Namen alt klingen. Sie warnen vor Einbrechern, machen Opfern Angst und bieten an, Wertgegenstände sicherzustellen. Damit die Verbrecher wissen, ob sich der Betrug auszahlt, lassen sie sich Fotos von den Gegenständen schicken. Schadenssummen gehen in die Zehntausende Euro. - Das Spiel mit der Gier
Goldimporte aus Afrika können sich als Trick erweisen. Über Mailings oder Social Media kontaktieren vermeintliche Edelmetallhändler ihre Opfer. Das können Branchenzugehörige sein oder Laien, die an Goldkäufen interessiert sind. Die Betrüger spielen mit der Gier der Menschen: Denn die angebotenen Rabatte auf Gold sind hoch. Die Opfer werden zur Geldwäsche missbraucht oder bezahlen im Voraus. Das Geld ist weg.
Hell-Höflinger hält ein kleines Plastiksackerl in die Luft, gefüllt mit Zahngold, sogar Zähne sind dran. Doch weder Zähne noch Gold sind echt. Die Fälschung war online zu haben – für erstaunlich wenig Geld. Ein Mann griff zu. Der „Gold & Co“-Chef musste ihn schließlich enttäuschen: Das vermeintliche Goldgebiss war wertlos. „Gold unterm Wert gibt es nicht zu kaufen“, sagt er. Und das gilt immer. Zu Onlinekäufen rät der Experte nur bedingt und ausschließlich bei Händlern, die man bei Fragen auch persönlich besuchen kann.
Lehrgeld
Doch auch er ist nicht vor Betrügern gefeit – obwohl er seit seiner Kindheit mit Gold zu tun hat. Er stammt aus einer Familie, die sich seit mehr als 130 Jahren mit Goldschmuckerzeugung und dem Handel von Edelmetall beschäftigt. Vor über zehn Jahren gründete er „Gold & Co.“ Und so hat auch Hell-Höflinger sein „Lehrgeld“ bezahlt und ging Betrügern mit falschen Dukaten auf den Leim.
- Das Spiel mit der Liebe
Auch bei Heiratsschwindlern auf Datingplattformen ist Gold im Spiel. Betrüger wickeln Männer wie Frauen um den Finger, um ihnen Ersparnisse abzuluchsen. Das Versprechen: die große Liebe. Manchmal wird mit Gold gelockt, das Braut oder Bräutigam auf bunt gestempelten Papieren überschreiben. Gold gibt’s nicht, Liebe auch nicht. - Fake-Goldshops im Internet
Interessierte werden mit Online-Werbung und Rabatten geködert. Hier kann nicht nur das Gold, sondern der ganze Shop gefälscht sein. Wer
in Suchmaschinen „Gold kaufen“ eingibt, bekommt dann auch die Adressen der Fake-Geschäfte. Die Betrüger kopieren Namen, Adressen und AGBs von seriösen Händlern.
Es gibt sogar ein Callcenter. Nachdem die Opfer bezahlt haben, werden sie manchmal zu echten Shops weitergeleitet, um sich das Gold zu holen. Diese haben aber keine Ahnung. Oder die Opfer warten vergeblich auf Post. - Die Fabriksverkauf-Masche
Der Urlaub ist schön, der Taxifahrer macht noch schnell in einer Fabrik halt. „Sie können hier zu Großhandelspreisen Schmuck kaufen“ wird gelockt. Die Verkäufer arbeiten mit Druck, die Käufer zahlen viel zu viel für die angebotenen Stücke. Wenn sie nur angezahlt haben und daheim die Restsumme nicht mehr berappen wollen, werden Inkasso-Büros geschickt.
Wie konnte das passieren? Ein Mann bot echte, beschädigte, vierfache Dukaten an, die er in einer Ausweishülle verpackt hatte. Nach zermürbenden Preis-Verhandlungen und mehrmaligem Testen bat Hell-Höflinger den Kunden aus dem Geschäft. Doch der Mann entschied sich beim Hinausgehen scheinbar um, und legte die Ausweishülle mit den Dukaten auf den Tisch. „Ach, wissen Sie was“, soll er gesagt haben. „Ich verkaufe doch.“ Auf dem Weg zum Ausgang aber hatte der Betrüger das Paket mit den echten Münzen gegen eines mit falschen umgetauscht. „Danke, ich werde Sie weiterempfehlen“, empfahl er sich selbst. Und weg war er. Ein Verlust, aber er hatte bei Hell-Höflinger die Leidenschaft entfacht – die Betrüger und Fälschungen aufzudecken.
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