Extreme Lawinengefahr: "Erwarten viele spontane Abgänge"

Symbolbild.
In vielen Teilen des Landes gilt bereits Warnstufe vier. Von Skitouren im freien Gelände wird abgeraten.

Der viele Neuschnee in den vergangenen beiden Tagen hat die Lawinengefahr in weiten Teilen des Landes noch einmal verschärft. In der Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg wurde in vielen Gebieten bereits Warnstufe vier, wenn nicht Stufe fünf, ausgerufen. Das Land Salzburg hat bereits gestern vorsorglich die Lawineneinsatzzüge des Bundesheers um Unterstützung gebeten.

Am Wochenende dürfte sich die Situation wohl noch weiter zuspitzen. Es wird weiterer Neuschnee erwartet, auf den Bergen auch mehr als ein Meter, sagte Bernhard Niedermoser (Leiter der Lawinenwarnzentrale Salzburg) im Ö1-Morgenjournal: "Das wirklich gefährliche an dieser Situation ist, dass der Warmfrontschnee relativ kompakt ist. Dieses Triebschneepaket liegt dann auf dem kalten, lockeren Pulverschnee und der wird sehr leicht auch von selber abgehen." Daher erwarten die Experten am Wochenende "sehr viele spontane Lawinen mittlerer Größe und zum Teil auch große."

Schneechaos in Österreich

"Einfach sehr, sehr gefährlich"

Auch Warnstufe fünf wird in Salzburg nicht ausgeschlossen, komme aber, so Niedermoser, "sehr, sehr selten" vor: "Momentan spricht sehr viel dafür, dass es in Salzburg verbreitet die Stufe vier geben wird." Die letzte Stufe-5-Warnung in Salzburg liegt bereits zehn Jahre zurück, davor war dies auch 1999 der Fall. Aufgrund der Lawinengefahr sind jedenfalls auch Straßensperren möglich.

Generell raten die Experten von Skitouren ab, wie auch der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, Karl Gabel, im Ö1-Morgenjournal erklärt: "Es gibt sehr viel Neuschnee. Man watet durch diesen Neuschnee und braucht zum Abfahren schon ein geneigtes Gelände. Und das ist einfach sehr, sehr gefährlich." Wer sich seine geplante Skitour allerdings nicht nehmen lassen will, sollte sich nur im flachen und niedrigen Gelände bewegen. Und zur Not die Tour einfach verschieben. Denn, so Gabel abschließend: "Die Berge laufen uns nicht davon."

 

  • Niederösterreich: Warnstufe drei

Der Warndienst Niederösterreich hat die Lawinengefahr am Freitag in weiten Teilen des Landes ebenfalls als "erheblich" (Stufe 3 der fünfteiligen Skala) beurteilt. "Bereits die geringe Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers kann zu einer Schneebrettauslösung führen", wurde mitgeteilt. Für Samstag wird mit dem prognostizierten Neuschnee und stürmischen Wind ein Anstieg auf Stufe 4 ("groß") erwartet.

Erhebliches Risiko herrschte am Freitag in den Ybbstaler Alpen, den Türnitzer Alpen, im Rax-Schneeberg-Gebiet und im Semmering-Wechsel-Gebiet. "An vereisten Hangbereichen darf zudem die Absturzgefahr nicht unterschätzt werden, Gefahrenstellen sind aufgrund der schlechten Sichtbedingungen mitunter schwer zu erkennen", hieß es im Bericht. Auch spontane Entladungen in Form von Schneebrett- und Lockerschneelawinen seien bei zunehmender Schneelast aus dem Steilgelände möglich.

Die Lawinengefahr bleibt am Freitag auch in der Steiermark auf der zweithöchsten Warnstufe "groß" für die Nordalpen von Dachstein über Hochschwab bis Rax. Der Sturm hat seit Tagen Schnee in Rinnen und Mulden verfrachtet, die Verfrachtung reicht laut Warndienst mittlerweile bis in die Waldzonen hinunter. Zwei Bergstraßen - in die Sölk (L704) und die Pyhrnpass-Straße (B138) - sind mittlerweile gesperrt.

Extreme Lawinengefahr: "Erwarten viele spontane Abgänge"

Sogar im westlichen Randgebirge von Gleinalm und Koralm und im Grazer Bergland wurde die Warnung von "gering" auf "mäßig" (Stufe zwei der fünfteiligen Gefahrenskala) hinaufgesetzt. In den Gebieten mit Warnstufe "groß" werden aus dem Steilgelände heraus kleine bis mittelgroße, vereinzelt auch schon große Lockerschneelawinen erwartet. Die Lage dürfte sich in den nächsten Tagen aufgrund des Wetters - nicht entspannen. Vorübergehend hatte der Schneefall zwar nachgelassen, doch brauten sich bereits weitere Schneefälle am Alpenhauptkamm zusammen. Lediglich im Süden der Steiermark dürfte es stellenweise sonniges Wetter geben.

Aufgrund drohender Lawinen sind zwei Verbindungen in der Steiermark gesperrt. Die Landesstraße L704 in das Sölktal hinein darf nicht benutzt werden, wie der APA aus dem Büro von Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) mitgeteilt wurde. St. Nikolai ist somit von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Krisenstab wurde eingerichtet. Auch die Bundesstraßenverbindungen nach Oberösterreich von Liezen nach Kirchdorf ist laut ÖAMTC nicht zu passieren, zumindest bis 18.00 Uhr. Auf mehreren hochgelegenen Bergstraßen galt Kettenpflicht für alle Fahrzeuge.

  • Tirol: Verbreitet "Stufe vier"

Die Lawinengefahr in Tirol wird am Freitag im Tagesverlauf ansteigen und verbreitet "Stufe 4" der fünfteiligen Skala erreichen. Dies gelte für alle Expositionen oberhalb der Waldgrenze, teilte der Lawinenwarndienst Tirol mit. Neu- und Triebschnee würden die Hauptgefahr bilden, für Schneesport abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse sehr gefährlich, wurde gewarnt.

Triebschneeansammlungen könnten schon von einzelnen Wintersportlern leicht ausgelöst werden. "Die Gefahrenstellen sind zahlreich und bei der schlechten Sicht kaum zu erkennen. Zudem sind kleine bis mittlere spontane Lawinen zu erwarten", so die Experten. Die Gefährdung beziehe sich hauptsächlich auf alpines Schneesportgelände. Lawinen, die bis in Tallagen vorstoßen und exponierte Verkehrswege gefährden, seien hingegen kaum zu erwarten. Unterhalb der Waldgrenze sei die Situation etwas günstiger. In den vergangenen drei Tagen fielen im Bundesland verbreitet 40 bis 80 Zentimeter Schnee. 

  • Vorarlberg: Gefahr hat abgenommen

In Vorarlberg hat die Lawinengefahr von Donnerstag auf Freitag abgenommen. Dennoch galt sie landesweit oberhalb von 1.800 Meter weiter als "erheblich" (Stufe 3 auf der fünfstufigen Gefahrenskala). Nach Angaben des Lawinenwarndienstes waren Lawinenauslösungen durch einzelne Wintersportler möglich. Unerfahrene wurden dazu aufgerufen, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.

Als Gefahrenstellen nannte Bernhard Anwander vom Lawinenwarndienst insbesondere Triebschneehänge sowie eingewehte Rinnen und Mulden. Laut Wetterprognose sollten die Neuschneemengen in Vorarlberg am Freitag gering bleiben, für Samstag war starker Schneefall vorhergesagt. Dann werde auch die Lawinengefahr wieder ansteigen.

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