Dschihad ist "europäisches Problem"
Praktisch alle Dschihadisten aus Österreich oder Deutschland waren vor dem Weg in den Dschihad überhaupt nicht religiös. "Die meisten waren nicht einmal in einer Moschee, bevor ihr Weg in den Kampf begann", berichtet Elhakam Sukhni, Islamwissenschaftler an der deutschen Uni Osnabrück.
Genau das mache sie anfällig. Er habe mit Dutzenden Gotteskriegern gesprochen, viele konnten nicht einmal Arabisch und hatten den Koran deshalb nicht im Original gelesen. So konnte man ihnen leicht erklären, wie die Suren angeblich wirklich auszulegen sind.
70 Dschihadisten
Ein anderer wollten wegen Liebeskummer aus Österreich weg und in den Dschihad ziehen. Ein weiterer Gotteskrieger kam aus dem rechtsextremen Eck.
Deshalb benötigen einander auch Dschihadisten und rechte Parteien. "Sie nutzen einander und wachsen auf ähnlichem Boden", betonte Schmidinger bei einem runden Tisch anlässlich der Preisverleihung. Nationale Parteien werden somit nicht zur Lösung, sondern zum Teil des Problems. Der Dschihadismus sei daher vor allem "ein europäisches Problem, das in den Nahen Osten exportiert wurde".
6000 Krieger aus der EU
Immerhin rund die Hälfte aller Kämpfer des IS stammen laut Experten aus Europa. Die EU-Justizkommissarin Vera Jourova schätzt, dass sich rund 6000 EU-Bürger derzeit allein in Syrien im Einsatz befinden. Zum Vergleich: Tatsächlich gibt es in Österreich bisher einen einzigen Fall in diesem Jahr und einen im Vorjahr, bei dem gegen Asylsuchende wegen Terrorverdachts ermittelt wird. Wobei bei einem Fall noch unklar ist, ob dies nicht nur von einem Landsmann einfach behauptet wurde.
Aus mehreren Gründen sind die über Österreich reisenden Flüchtlinge für den Dschihad kaum geeignet. Sie sind meist religiös gefestigt und kennen den Koran im Original. Außerdem eint sie der Hass auf den Islamischen Staat. Einzig gefährdet sind die sogenannten unbegleiteten Minderjährigen. Diese sind verzweifelt und für all jene anfällig, die ihnen einen Familienersatz anbieten. In Mazedonien werden solche jungen Afghanen von Räuberbanden bereits eingesetzt, um Flüchtlinge zu suchen, die dann überfallen werden können.
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